Ein schwedisch-finnisches Forscherteam hat die Daten von fast 15.000 Patienten analysiert – und in fünf Erkrankungstypen eingeteilt. Foto: © iStock.com/Toa55 (Akhararat W)
Ein schwedisch-finnisches Forscherteam hat die Daten von fast 15.000 Patienten analysiert – und in fünf Erkrankungstypen eingeteilt. Foto: © iStock.com/Toa55 (Akhararat W)

Diabetes bei Erwachsenen: Forscher identifizieren fünf verschiedene Erkrankungstypen

Die Mehrheit der Menschen, die an der „Zuckerkrankheit“ leiden, sind von Typ 2 betroffen; er tritt vor allem bei Älteren auf. Doch je nach Patient hat Diabetes sehr unterschiedliche Auswirkungen und Verlaufsformen. Ein schwedisch-finnisches Forscherteam hat sich nun die Daten von fast 15.000 im Erwachsenenalter Erkrankten genauer vorgenommen – und die Einteilung der Patienten in insgesamt fünf verschiedene Typen vorgeschlagen. Dies könnte ganz neue Möglichkeiten für die Therapie eröffnen.

Wer von Diabetes betroffen ist, der leidet an einem dauerhaft zu hohen Blutzucker (Hyperglykämie). Dies ist allen Patienten gemeinsam; doch wie die Erkrankung genau verläuft, ist oft sehr unterschiedlich.

Professor Dr. Leif Groop vom Diabeteszentrum der Universität Lund und sein Team bestehend aus schwedisch-finnischen Forschern nahmen dies zum Anlass, um sich die heterogene Erkrankung bei Erwachsenen genauer anzuschauen. Sie analysierten dazu die Daten von fast 15.000 Patienten und untersuchten krankheitsspezifische Merkmale. Dabei nahmen sie insbesondere sechs Variablen in den Blick: Darunter waren beispielsweise das Alter bei Diagnose, der Body-Mass-Index (BMI), welcher das Verhältnis von Körpergröße zu Körpergewicht bemisst, sowie der Langzeitblutzuckerwert (HbA1c-Wert).

Fünf verschiedene Typen – mit unterschiedlicher Prognose

Im Rahmen ihrer Untersuchung entdeckten sie fünf verschiedene „Cluster“ bzw. Diabetes-Typen, die sich in ihren Ausprägungsformen und ihrer Prognose voneinander deutlich unterschieden:

  • Gruppe 1 – „Severe Autoimmune Diabetes (SAID)“: Patienten dieses Typus sind bei Diagnose noch relativ jung.  Sie weisen u.a. eine vergleichsweise schlechte Stoffwechselkontrolle sowie Insulinmangel auf. Charakteristisch ist außerdem das Vorhandensein von diabetesspezifischen Glutamatdecarboxylase-Antikörpern (sog. GADA).
  • Gruppe 2 – „Severe Insulin-Deficient Diabetes (SIDD)”: Für dieses Cluster kennzeichnend ist vor allem die hohe Zahl an Fällen mit Retinopathie. Dabei handelt es sich um Schädigungen der Netzhaut, die als Folge von Diabetes auftreten, und zur Erblindung führen können.
  • Gruppe 3 – „Severe Insulin-Resistant Diabetes (SIRD)“: Betroffene dieser Erkrankungsform weisen Fettleibigkeit sowie eine besonders starke Insulinresistenz auf. Insulin ist im Körper eigentlich dafür zuständig, den Zuckerhaushalt zu regulieren. Bei einer Resistenz ist diese Wirkung gestört. Die Wahrscheinlichkeit für Nierenschäden als Komplikation des Diabetes ist in dieser Gruppe am höchsten.
  • Gruppe 4 – „Mild Obesity Related Diabetes (MOD)“: Die Patienten sind ebenfalls adipös. Sie haben jedoch anders als bei SIRD keine ausgeprägte Insulinresistenz.
  • Gruppe 5 – „Mild Age-Related Diabetes (MARD)“ umfasst Patienten, die erst im höheren Alter erkranken. Sie zeigen die geringsten Stoffwechselstörungen.

Die besten Prognosen haben nach dieser Einteilung die Patienten in Gruppe 4 und 5. Laut der Studie der Forscher machen sie über 60 Prozent der Diabetesfälle aus. Die anderen Erkrankungstypen sind mit eher schwerwiegenderen Verlaufsformen und zum Teil mit ausgeprägten Folgeschäden assoziiert. 

Der Weg hin zur Präzisionstherapie

Das Team rund um Prof. Dr. Leif Groop ist sich sicher: Diese von ihnen vorgeschlagene neue Einteilung von Diabetes bei Erwachsenen könnte den Weg hin zu einer präziseren, differenzierteren Therapie ebnen. In Deutschland leiden über sechs Millionen Menschen an der „Zuckerkrankheit“. Bislang unterscheiden Mediziner hauptsächlich die beiden Formen Typ 1 und Typ 2. Auf letzteren entfallen rund 90 Prozent der Fälle – und doch kann er von Patient zu Patient sehr unterschiedlich verlaufen.

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