Verschiedene Verlaufsformen der Multiplen Sklerose

Sie heißt nicht umsonst die „Krankheit der 1.000 Gesichter“: Die Multiple Sklerose (MS), die das zentrale Nervensystem betrifft, kann sich bei jedem Patienten sehr unterschiedlich manifestieren. Dennoch lassen sich typische Verlaufsformen ausmachen: schubförmig, sekundär progredient und primär progredient.

Über 240.000 Menschen in Deutschland leiden Schätzungen zu Folge unter MS – einer chronisch-entzündlichen Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems. Das bedeutet: Bei ihnen greift das fehlgesteuerte Immunsystem die körpereigenen Nervenzellen an. Dies kann letztendlich z. B. zu Lähmungserscheinungen, zu Taubheitsgefühlen oder Sehstörungen führen. Trotz der sehr unterschiedlichen möglichen Symptome gilt: Gerade zu Beginn der Erkrankung leidet die große Mehrheit der Patienten (über 80 %) an RRMS; sie verläuft schubförmig remittierend. Hier treten bei Schüben Symptome auf, die sich anschließend ganz oder teilweise wieder zurückbilden können. Diese Schübe kommen in unregelmäßigen Abständen vor, auch symptomfreie Phasen sind möglich.

Foto: CC0 (Stencil)
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Laut des Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverbands e.V. (DMSG) geht der schubförmige Verlaufstyp nach 10 bis 15 Jahren in etwa 30 bis 40 Prozent der Fälle in eine sekundär progrediente MS (SPMS) über. Das heißt: Es kommt nach den Schüben zu zunehmenden Einschränkungen – bis sich die Erkrankung weniger schubhaft äußert, sondern fortschreitend (progredient) verschlechtert. Nur etwa zehn Prozent der Betroffenen leiden von Anfang an unter der primär progredienten MS (PPMS). Bei ihnen treten keine Schübe auf; diese Verlaufsform ist geprägt von einer fortschreitenden Zunahme des Grades der Behinderung.

Gute Behandlungsmöglichkeiten – vor allem bei RRMS

Viele MS-Patienten können heute mit verlaufsmodifizierenden Therapien ein fast normales Leben führen. Gerade im Bereich der häufigen RRMS stehen einige Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, mit denen sich das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen oder gar (zeitweise) aufhalten lässt. Anders sieht das bei der PPMS aus. Lange Zeit stand den Betroffenen keine Therapie zur Verfügung. Das änderte sich im vergangenen Jahr, als das erste krankheitsmodifizierende Arzneimittel in der Europäischen Union (EU) zugelassen wurde. Laut des Verbands Amsel e.V. ist das ein „Meilenstein in der Wirkstoffentwicklung. […] Andererseits sind sekundär progrediente Patienten ohne aufgesetzte Schübe sowie primär progrediente Patienten in einem späten Stadium ihrer MS hier von der Indikation ausgeschlossen.“ Das Fazit von Amsel e.V.: „Es gibt also noch sehr viel zu tun für die Forschung auf dem Gebiet der Multiplen Sklerose“.

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