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Ärzte und Institutionen widersprechen Bestandsmarktreport

Mit ihrem Bestandsmarktreport hat die Techniker Krankenkasse (TK) Kritik an der Verschreibungspraxis der Ärzte geübt. Außerdem stellte sich das Forscherteam hinter dem Report bei zwei Bewertungen gegen die des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Was halten IQWiG und Ärzte davon?

Zwei Milliarden Euro jährlich sollen die Krankenkassen zu viel für Medikamente ausgeben, die nur einen geringen Zusatznutzen besitzen,  so lautet die These der Bremer Forscher um Prof. Dr. Gerd Glaeske, die den Bestandsmarktreport erstellt haben. Allein für die Wertigkeit dieser hohen Summe fehlte bei der Präsentation des Reports der Beweis. Glaeske räumte ein, diese Zahl sei hochgerechnet und teilweise geschätzt.

IQWiG und G-BA hatten andere Ergebnisse bei Antidiabetika

Offensichtlich nicht die einzige Ungenauigkeit des Bestandsmarktreports. Denn von den darin getesteten Gliptinen – das sind moderne, orale Antidiabetika – hat nach Auffassung von Glaeske keines einen Zusatznutzen. Auch nicht Sitagliptin oder Saxagliptin. Dabei hatte das IQWiG Sitagliptin eben diesen zugesprochen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) sah auch bei Saxagliptin einen Zusatznutzen für Patienten. Zu den unterschiedlichen Ergebnissen sagt Susanne Breuer, Pressesprecherin des IQWiG: „Da die Vorgehensweise im TK-Report nicht ausführlich dargestellt ist, lässt sich zum Methodenvergleich letztlich nichts sagen. Die Autoren scheinen aber anders vorgegangen zu sein und auf anderen Datengrundlagen bewertet zu haben.“ Das IQWiG selbst halte sich bei der frühen Nutzenbewertung an die Vorgaben des AMNOG (Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz). Dazu gehört, Dossiers der Arzneimittelhersteller durchzuarbeiten, die zwischen 800 und 2000 Seiten umfassen – plus Quellen. Die Erstellung einer frühen Nutzenbewertung dauert pro Wirkstoff drei Monate. Dem IQWiG stehen dabei 180 Mitarbeiter zur Verfügung – Glaeske reichte dafür ein kleines Team.

Ärzte wehren sich gegen Vorwurf der Unkenntnis

Bei Ärzten stieß eine Aussage von Techniker-Krankenkassen-Chef Jens Baas bei der Präsentation des Bestandsmarktreports auf Widerspruch. Er hatte gemutmaßt, Mediziner würden zu teure Medikamente aus Unkenntnis und wegen der Einflussnahme von Pharma-Vertretern verschreiben. „Vertragsärzte verordnen sehr verantwortungsbewusst“, erklärte hierzu Roland Stahl, Pressesprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und ergänzte: „Schon heute verschreiben die niedergelassenen Ärzte zu 70 Prozent Generika. Von den Kassenärztlichen Vereinigungen werden sie umfassend und neutral in der Pharmakotherapie beraten.“ Stahl verwies dabei auf den eigenen Info-Service, mit dem Ärzte Hinweise zu Indikationen, therapeutischem Nutzen und Preisen von zugelassenen Arzneimitteln erhielten.

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