Dr. Markus Cornberg von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ist vom langfristigen Nutzen neuer HCV-Präparate überzeugt. Foto: Tom Figiel (copyright)
Dr. Markus Cornberg von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ist vom langfristigen Nutzen neuer HCV-Präparate überzeugt. Foto: Tom Figiel (copyright)

„HCV-Medikamente leisten langfristig guten Beitrag“

Die neuen Arzneien gegen das Hepatitis-C-Virus (HCV) helfen langfristig dabei, Gesundheitssysteme zu entlasten. Davon ist Dr. Markus Cornberg von der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) überzeugt. Der Hepatitis-C-Forscher sieht auf lange Sicht ein geringeres Kostenaufkommen.

Wie ist der aktuelle Fortschritt in der Behandlung von Hepatitis C einzuschätzen?

Dr. Markus Cornberg: Ich glaube, einen solchen Durchbruch erlebt man nur einmal im Laufe seiner Karriere. Die alte Behandlungsmethode mit ihren zahlreichen Nebenwirkungen muss nicht mehr angewandt werden. So ist die Verwendung von Interferon, das Depressionen auslösen kann, unnötig. Auch deshalb können nun deutlich mehr Patienten behandelt werden. Mit Interferon war das häufig zu gefährlich.

Wie wirken sich die neuen Präparate aus?

Cornberg: Jetzt genügt das einfache Einnehmen von Filmtabletten. Nach zwölf Wochen sind die allermeisten Patienten geheilt. Durch die Verwendung der neuen Wirkstoffe steigt die Gesamtheilung innerhalb der Gesellschaft. Mehr Geheilte sind gleichbedeutend mit einer geringeren Ansteckungsgefahr und einer Verhinderung von schweren Folgen der chronischen Infektion.

Wie weit verbreitet ist denn Hepatitis C?

Cornberg: Vermutlich gibt es in Deutschland 200.000 bis 400.000 chronisch Infizierte. Die deutlichsten Folgen der Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus haben wir wohl noch vor uns. Folgen der Infektion sind Leberzirrhose und Leberkrebs. Dann wird eine Lebertransplantation notwendig. Während vor zehn Jahren nur vereinzelt Patienten mit HCV in unserer Ambulanz der MHH einen Leberkrebs hatten, wird heutzutage nahezu täglich ein neuer Leberkrebs in der MHH vorstellig und ein weiterer Anstieg der Zahlen ist vorausgesagt. Der Bedarf an einer effektiven Behandlung wächst offensichtlich.

Dennoch gibt es Kritik an den Preisen für die Medikamente.

Cornberg: 60.000 bis 100.000 Euro für eine Behandlung ist viel. Aber die Kritik an den Preisen halte ich für übertrieben. Bei vielen anderen chronischen Krankheiten müssen Patienten weiterhin, meist lebenslang, Tabletten einnehmen, weil sie nicht heilbar sind. HIV- oder Diabetes-Patienten gehören beispielsweise dazu. Auch die Kosten für Krebsbehandlungen, die deutlich geringere Heilungschancen ermöglichen, stellt kaum jemand infrage. Auch war die bisherige Hepatitis-C-Therapie kostspielig, jedoch weniger zuverlässig und hatte höhere Nebenwirkungen. Die neue HCV-Therapie leistet dagegen langfristig einen guten Beitrag, indem sie Leberzirrhose, Leberkrebs und Lebertransplantationen verhindern wird.

Foto: Tom Figiel

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