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Ärzte halten Krankheit für gut behandelbar

Angesichts weiterer Infizierungen mit Ebola etwa in New York und Mali steigt die Sorge um eine Ausbreitung des Virus. Dabei halten Mediziner Ebola in den westlichen Ländern für kontrollier- und behandelbar. Auch ohne experimentelle Medikamente sprechen Ärzte von guten Heilungschancen.

Ebola-Alarme sind zurzeit nicht nur in den Vereinigten Staaten an der Tagesordnung. Prof. Bernhard Ruf von der Klinik für Infektiologie und Tropenmedizin in Leipzig, in der ein Ebola-Patient behandelt wurde, registriert in Sachsen fast täglich mindestens einen Alarm. Auch im Rest der Republik rücken immer häufiger Rettungskräfte, Amtsärzte und Polizei zu vermeintlich Infizierten aus. Bisher konnten Mediziner stets Entwarnung geben.

Die Panik macht jeden kranken Farbigen zum Ebola-Kandidaten

Die teilweise panische Angst vor einer Infektion mit dem gefährlichen Virus treibt selbst beim Fachpersonal seltsame Blüten. So erfuhr Prof. Dr. Dr. René Gottschalk vom Gesundheitsamt in Frankfurt von einem Fall, bei dem ein dunkelhäutiger Mensch mit Grippesymptomen sich sogleich einem Ebola-Verdacht ausgesetzt sah –
obwohl das afrikanische Herkunftsland des Betroffenen mehr als 8.000 Kilometer vom Zentrum der Epidemie entfernt ist. „Wir müssen wohl demnächst in den Praxen und Ambulanzen Weltkarten verteilen“, merkte Gottschalk hierzu an.

Und selbst bei einer möglichen Ansteckung mit Ebola in Deutschland sehen die Gesundheitsexperten keine gravierende Bedrohung für die Bevölkerung. Rund 50 Betten beträgt die Maximalkapazität der sieben Isolierstationen. Zwar können darin  nicht gleichzeitig 50 Schwersterkrankte behandelt werden, jedoch soll diese Anzahl mögliche Einzelfälle abdecken können. Gottschalk: „Dass wir mit dieser Kapazität auf die Bretter gehen, glaube ich nicht.“

Hysterische Reaktionen auf Afrika-Rückkehrer

Dennoch bleibt in vielen Köpfen Beklemmung und Verunsicherung hängen, geht es um den Ebola-Virus. Irgendwann kehren die Freiwilligen aus Deutschland, die in Kürze Ebola-Erkrankte behandeln werden, in ihre Heimat zurück. Was, wenn sie sich angesteckt haben? Zwei Reporter der Zeit, die in Sierra Leone und Guinea unterwegs waren, berichten von abwehrenden bis hysterischen Reaktionen Bekannter nach ihrer Rückkehr.

Dabei überträgt sich das Virus lediglich über eine Schmierinfektion. Helfer müssen direkten Kontakt mit Infizierten und ihren Körperflüssigkeiten vermeiden. Deshalb tragen sie im Einsatz aufwändige Schutzanzüge. Die Arbeit darin ist anstrengend und im Grunde die reinste Zumutung. Dr. Matthias Grade von „Ärzte ohne Grenzen“ sagt: „Höchstens eine Stunde hält man es darin aus.“ Ihm persönlich sei nach dieser Zeitspanne schwindelig geworden, zusätzlich sei ständig die Schutzbrille beschlagen gewesen. Doch immerhin bietet diese Ausrüstung rundum Sicherheit.

Die könnte das Ausziehen von Brille, Overall und Atemschutz jedoch gefährden. Ein zu frühes Kratzen oder eine andere Unachtsamkeit – und die Infektion kann längst geschehen sein. „Das Tragen der Anzüge ist schon eine Schwierigkeit an sich“, erklärt Prof. Dr. August Stich von der Missionsärztlichen Klinik in Würzburg. Für das An- und Ausziehen verlangt der Arzt einen militärischen Drill, um die Fehlerquellen möglichst gering zu halten. Den fordert auch Grade von seinen Kollegen ein: „Nach dem Standard von ,Ärzte ohne Grenzen’ ist das Risiko kalkulierbar.“

Gute Heilungschancen – ohne neue Wirkstoffe

Selbst bei einer Ansteckung warnt der Arzt vor übertriebener Panik. „Ebola ist behandelbar“, betont Grade. Ohne dass ein Heilmittel gegen das Virus besteht, könne die Stärkung des Immunsystems viel bewirken und das Todesrisiko senken. Die beiden infizierten Amerikaner Kent Brantly und Nancy Writebol wurden vor allem durch umfassende, gezielte medizinische Behandlung geheilt. Der amerikanische Arzt Paul Farmer ist überzeugt, dass mit den vorhandenen Mitteln der modernen Medizin rund 90 Prozent der Ebola-Patienten geheilt werden könnten. Bei dem in Hamburg behandelten Senegalesen, der sich mit Ebola infiziert hatte, hat sich vor allem die minutiöse Regulierung des schwer gestörten Flüssigkeitshaushaltes als Schlüssel für die Heilung erwiesen.

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