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Kriminelle gefährden Gesundheit von Patienten

Gepanschte Medikamente gelangen immer öfter über dubiose Online-Händler zu Kranken. Als Importware schaffen sie es sogar in deutsche Apotheken. Interpol ermittelt gemeinsam mit Zoll- und Polizeibehörden weltweit gegen internationale Banden. Der Kampf ist schwierig aber lebenswichtig: Denn die gefälschten Arzneien gefährden die Gesundheit zahlreicher Menschen.

Die bereits siebte großangelegte internationale Razzia gegen illegale Medikamente hat in diesem Frühjahr etliche gefälschte Pillen zutage gefördert, die nach Deutschland eingeführt werden sollten. Bei der jährlich stattfindenden Operation PANGEA gehen den Fahndern weltweit immer mehr Arzneimittelfälscher ins Netz. Beunruhigend dabei: Die Tendenz steigt. So stellten Beamte des Zollkriminalamtes (ZKA) am Frankfurter Flughafen innerhalb der intensiven Kontrollwoche 816 Sendungen mit illegalen Arzneien sicher. Ein Jahr zuvor waren es noch 384.

 

Anhaltspunkte für die kriminellen Machenschaften spüren die Ermittler im Internet auf. Norbert Drude, Präsident des Zollkriminalamtes (ZKA) sagte: „Bei der Bekämpfung der Arzneimittelkriminalität stehen wir inzwischen vor umfangreichen, insbesondere internationalen Herausforderungen durch international agierende Täter.“ Online locken diese Banden mit Schnäppchenpreisen für hierzulande teure Arzneien. Hergestellt werden diese vorwiegend in asiatischen und afrikanischen Ländern.

Gepanschte Schlankheitspillen und Potenzmittel

Die Ermittler sprechen sich daher bei den PANGEA-Razzien mit ihren Kollegen in nunmehr 191 Ländern ab. Mit Erfolg. So zogen die Behörden allein am Frankfurter Flughafen in den vergangenen Jahren mehrere Millionen Tabletten aus dem Verkehr. Für das erste Halbjahr 2014 liegen zwar noch keine offiziellen Daten vor. Doch der Trend scheint sich zu verfestigen. Sylke Zabel, ZKA-Pressesprecherin sagt: „Weiterhin steigt die Anzahl der Fälle.“ Außerdem im Trend: die Einführung von Grundstoffen für die Medikamentenherstellung. Das ZKA geht davon aus, dass Betreiber von Untergrundlaboren diese bestellen. Sie erzeugen damit unter anderem illegale Anabolika.

Besonders häufig unter den fertig gepanschten Arzneien sind Schlankheits-, Potenz- und Rauchentwöhnungsmittel sowie Antidepressiva, Verhütungsmittel oder Schmerztabletten. Diese vermeintlichen Heilmittel-Schnäppchen entpuppen sich jedoch vielfach als Gefahr für die Gesundheit. Denn woraus genau sie bestehen, weiß vorher niemand. Untersuchungen der illegalen Waren ergaben, dass sie Verunreinigungen und sogar Schadstoffe enthielten. Es wurde sogar Rattengift darin gefunden. Im Gegensatz dazu fehlte der Wirkstoff.

Gefälschte Medikamente in den Apotheken

Abgesehen von den möglicherweise verheerenden Folgen einer Einnahme gefälschter Substanzen, kann eine gedankenlose Bestellung im Netz juristische Folgen für den Patienten haben. Die Einfuhr von in Deutschland nicht zugelassenen Arzneien ist strafbar. Zabel: „Das Netz macht es den Usern einfach, an diese Medikamente zu gelangen.“ Das Unrechtsbewusstsein fehle genauso wie das Wissen. „Es ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig, um zu zeigen, wie gefährlich diese illegalen Mittel sind.“

 

Doch es gibt auch Fälle, da ahnten es die Patienten nicht, dass sie gefälschte Arzneien zu sich nahmen. Diese vermeintlichen Medikamente erhielten sie auf Rezept in ihrer Apotheke. Fälscherbanden war es gelungen ihre Ware in den regulären Handel mit Arzneimitteln einzuschleusen. Friedemann Schmidt, Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände sagte beim Deutschen Apothekertag: „Das Risiko wird immer größer, weil die Fälscher immer professioneller werden.”

Ursprung der gefährlichen Mogelpackungen waren Diebstähle in italienischen Krankenhäusern. Laut den Ermittlungsbehörden gehen diese Straftaten auf das Konto der Mafia. Die Kriminellen benutzten die erbeutete Ware, um Großhändlern mit Hilfe der Original-Verpackungen Fälschungen oder gestreckte Medikamente unterzujubeln. Über Osteuropa gelangten diese dann bis in deutsche Apotheken.

Justizminister fordern schärfere Gesetze

Unter den betroffenen Arzneimittelgruppen befanden sich nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte Krebsmittel sowie Wachstumshormone. Insgesamt habe die italienische Arzneimittel-Zulassungsbehörde (AIFA) 82 unterschiedliche Arzneimittel genannt, die von diesen Diebstählen betroffen waren. Bei den Ermittlungen der europäischen Behörden gaben die Lieferscheine die entscheidenden Anhaltspunkte für potenziell illegale Mittel. Die Ermittlungen dauern noch an. Jedoch erklärte AIFA im vergangenen Monat mit, dass Arzneien aus Italien, die nach dem 1. Juli 2014 importiert worden sind, legal seien.

Weil das Geschäft für Medikamentenfälscher lukrativ ist, rechnen die Behörden weiterhin mit der Einfuhr der gefährlichen Mittel. Um künftig effektiver gegen diese Banden vorgehen zu können, haben die Justizminister der Bundesländer bei ihrer gemeinsamen Konferenz am 6. November eine rechtspolitische Initiative für bessere Ermittlungsvoraussetzungen und härtere Strafen gestartet. Bislang sei das verhängte Strafmaß gegen Täter zu gering, nur selten mussten Täter für diese Vergehen Freiheitsstrafen verbüßen, hieß es. Dem stünden hohe Gewinne gegenüber. Bis jetzt haben die gefälschten Medikamente noch keine verheerenden Auswirkungen gehabt. Schärfere Gesetze sollen in Zukunft dazu beitragen, dass dies so bleibt.

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