Über 5.300 klinische Studien sind 2024 weltweit neu gestartet worden. Schwerpunkte sind Onkologie, Immunologie, Neurologie und Herzkreislauf-Erkrankungen. Foto: ©iStock.com/gorodenkoff
Über 5.300 klinische Studien sind 2024 weltweit neu gestartet worden. Schwerpunkte sind Onkologie, Immunologie, Neurologie und Herzkreislauf-Erkrankungen. Foto: ©iStock.com/gorodenkoff

Klinische Studien: Forschung an den Arzneimitteln von morgen

Über 5.300 klinische Studien sind weltweit im Jahr 2024 neu gestartet worden – jeweils rund ein Drittel davon in den USA und China. Schwerpunkte der Forschung sind Onkologie, Immunologie, Neurologie und Herzkreislauf-Erkrankungen. Fast die Hälfte der neu gestarteten Studien adressieren seltene Erkrankungen.

Ohne klinische Studien läuft es nicht – sie sind der Transmissionsriemen, der aus einer wissenschaftlich fundierten Idee, eine Krankheit zu behandeln, ein zugelassenes Arzneimittel machen kann. 5.318 solcher Studien wurden im Jahr 2024 weltweit gestartet – nur in den Pandemiejahren 2020 bis 2022 waren es mehr. Das geht aus dem vom IQVIA-Institut vorgelegten Report „Global Trends in R&D 2025“ hervor.

Neurologie: Forschung auf dem Vormarsch

Der medizinische Boom an innovativen Behandlungsmethoden erfasst zunehmend auch die Neurologie, die viele Jahre eine Art Stiefkind der Forschung war. In den vergangenen fünf Jahren verzeichnet IQVIA mit fast 3.400 neu gestarteten Studien ein deutliches Wachstum weltweit, darunter Wirkstoffe zur Behandlung neurodegenerativer, neuromuskulärer und psychiatrischer Erkrankungen. Ein Großteil der laufenden Forschung konzentriert sich auf Morbus Alzheimer, Depression und Morbus Parkinson mit jeweils über 200 Studien in den vergangenen fünf Jahren (s. Grafik). Gerade für den Bereich der Demenzerkrankungen ergibt sich ein massiver medizinischer Bedarf – die Deutsche Alzheimer-Gesellschaft rechnet mit bis zu 2,7 Millionen Menschen im Alter von 65 plus, die im Jahr 2050 an einer Demenzerkrankung leiden werden.

Weitere Highlights aus dem IQVIA Institute-Report:

  • Onkologie, Immunologie, Neurologie und Herzkreislauf-Erkrankungen machen 71 Prozent aller im Jahr 2024 gestarteten Studien aus. Deutlich zugenommen haben Studien mit Arzneimitteln gegen Übergewicht. Weltweit ist mittlerweile jeder achte Mensch von Adipositas betroffen; in Deutschland gilt jeder zweite als übergewichtig. Die Zahl der Studien in diesem Bereich haben sich in den vergangenen fünf Jahren verfünffacht.
  • Das IQVIA Institute beobachtet schon seit einigen Jahren, dass der Anteil an Studien mit neuartigen Behandlungskonzepten wie Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten, multispezifischen Antikörpern und Zell- und Gentherapien gerade in der Onkologie stark zunimmt. 2024 machten sie 32 Prozent der Studienstarts in dieser Indikation aus. Die Zahl der Zell- und Gentherapiestudien hat sich im vergangenen Jahrzehnt verdreifacht.
  • Forschende Unternehmen mit Sitz in China sind mittlerweile für 30 Prozent aller weltweit gestarteten Studien verantwortlich; fünf Jahre zuvor waren es noch 19 Prozent. Die meisten klinischen Studien werden immer noch in den USA durchgeführt (35 Prozent). Europas Anteil an dieser Forschung nimmt seit Jahren ab (2024: 21 Prozent; 2009: 44 Prozent).
Highlights aus dem IQVIA Institute-Report
Über 5.300 neue klinische Studien in 2024. Foto: ©iStock.com/gorodenkoff

Mit dem Medizinforschungsgesetz hat die Ampelregierung ihr politisches Ziel umgesetzt, die klinische Forschung in Deutschland zu stärken. Dabei geht es im internationalen Vergleich vor allem um den Aspekt Schnelligkeit – kaum ein Land vertrödelt mehr Zeit mit bürokratischen Prozessen, bevor eine Studie genehmigt ist.

Das hat Folgen: Es bedeutet, dass kranke Menschen bis zur Zulassung eines neuen Medikaments warten müssen, um damit behandelt zu werden. Die „Therapieoption klinische Studie“ steht ihnen dann nicht zu Verfügung.

Weiterführender Link:
IQVIA Institute: Global Trends in R&D 2025

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