Eine bakterielle Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung vermeiden? Aktuelle Daten aus Spanien belegen die Wirksamkeit der MenB-Impfung. In 14 europäischen Ländern ist sie bereits in das Säuglingsimpfprogramm integriert. Deutschland ist nicht dabei. Foto: ©iStock.com/Gilnature
Eine bakterielle Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung vermeiden? Aktuelle Daten aus Spanien belegen die Wirksamkeit der MenB-Impfung. In 14 europäischen Ländern ist sie bereits in das Säuglingsimpfprogramm integriert. Deutschland ist nicht dabei. Foto: ©iStock.com/Gilnature

Meningokokken-B-Impfung: Daten zeigen hohe Wirksamkeit

Die Serogruppe B ist in Deutschland der häufigste Auslöser einer Meningokokken-Erkrankung im Säuglings- und Kleinkindalter. Die Erkrankung ist selten, kann aber innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich verlaufen und auch schwere, lebenslang andauernde Folgeschäden verursachen. Neue Daten aus Spanien belegen, wie wirksam die Impfung ist. Daher wurde sie dort in das Säuglingsimpfprogramm aufgenommen – wie in insgesamt 14 Ländern im europäischen Raum. Deutschland ist nicht dabei.

Es sind Bakterien, die es in sich haben: Meningokokken können lebensgefährliche Hirnhautentzündung (Meningitis) und Blutvergiftung (Sepsis) auslösen. Insbesondere Kinder unter 5 Jahren, Jugendliche und Personen mit einer Abwehrschwäche sind gefährdet. Meningokokken (Men) treten in verschiedenen Untergruppen, den so genannten Serogruppen, auf – 12 sind es insgesamt. Gegen die 5 wichtigsten Serogruppen (A, B, C, W und Y) gibt es Impfstoffe. In Deutschland werden Erkrankungen vor allem durch die Gruppen B, C, W und Y verursacht. Die Men-C-Impfung wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für alle Kinder im Alter von zwölf Monaten empfohlen und als Pflichtleistung von den Krankenkassen bezahlt. MenC ist für rund 10 Prozent der Meningokokken-Fälle verantwortlich. Gegen den mit Abstand häufigsten Erreger im Säuglings- und Kleinkindalter – Serogruppe B – gibt es seit 10 Jahren eine Impfung; die STIKO empfiehlt sie bisher nicht. Die Impfquoten sind niedrig.

Men B: Daten aus Spanien zeigen hohe Wirksamkeit

In Europa (s. Karte) sind es mittlerweile 14 Länder, in denen die MenB-Impfung Teil des offiziellen Säuglingsimpfprogramms ist. Als letztes hat sich Spanien dafür entschieden; dort wurde die Vakzine bisher nur in ausgewählten Regionen empfohlen. Gerade erst im New England Journal of Medicine veröffentlichte Daten aus einer vergleichenden Analyse aus Spanien zeigen, dass der 4-Komponenten-Impfstoff 4CMenB effektiv vor Erkrankungen schützt; bei vollständiger Impfung liegt die Wirksamkeit bei 71 Prozent. Daten, die die hohe Wirksamkeit der 4CMenB-Vakzine belegen, gibt es auch aus Italien, England, Australien, Kanada und Portugal.

Die Weltgesundheitsorganisation hat sich vorgenommen, Meningitis-Erkrankungen bis zum Jahr 2030 zurückzudrängen; der Strategieplan „Defeating meningitis by 2030“ sieht vor, die impfpräventablen Fälle von bakterieller Meningitis, um 50 Prozent und die durch sie verursachten Todesfälle um 70 Prozent zu senken. „Die Voraussetzung, dass die Weltgemeinschaft dieses Ziel erreicht, sind hohe Impfquoten“, sagt Dr. Markus Kirchner vom Impfstoffentwickler GlaxoSmithKline. „Bei den jetzigen, niedrigen Impfquoten leistet Deutschland leider nur einen geringen Beitrag dazu, dass die WHO ihr Ziel erreicht.“

Deutschland und Meningitis: Die Impfquoten sind niedrig

Deutschland und Meningitis: Die Impfquoten sind niedrig
Impfen gegen Meningitis: Die Quoten sind niedrig. Foto: ©iStock.com/Gilnature

Nach einer Erhebung aus dem Jahr 2021 sind rund 80 Prozent der Kinder unter einem Jahr in Deutschland nicht gegen MenB geimpft. Dazu kommen starke regionale Unterschiede. Sachsen erreicht bei der MenB-Impfung eine Quote von 94 Prozent. Denn dort ist die Impfung von der Sächsischen Impfkommission (SIKO) empfohlen. Schlusslichter sind Baden-Württemberg (15 %), Bayern und Hamburg (beide 14 %). Dass es bisher keine STIKO-Empfehlung gibt, ist ein Hindernis: Zwar erstatten viele Krankenkassen auf Nachfrage, aber der Aufwand für die Eltern ist größer als bei einer Standardimpfung und oft muss das Geld für den Impfstoff vorgestreckt werden. Das hilft nicht in Zeiten, in denen Menschen vermehrt auf ihre Ausgaben achten müssen. Noch einmal Dr. Kirchner: „Knappe finanzielle Mittel und die hohe Inflation sollten auf die Entscheidung, ob Eltern ihre Kinder vor einer invasiven Meningokokken-Erkrankung schützen wollen, keine Rolle spielen.“

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