Die Pharmabranche in Deutschland
Die Pharmabranche ist ein wesentlicher Baustein des Gesundheitssystems in Deutschland. Die von ihr entwickelten Arzneimittel und Impfstoffe tragen entscheidend dazu bei, Krankheiten wie zum Beispiel Krebs, HIV oder COVID-19 immer effektiver in ihre Schranken zu weisen. Mit einem Umsatz von rund 49 Mrd. Euro und fast 140.000 Beschäftigten (BPI Pharma-Daten 2022) ist sie zusätzlich ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber.
Die wichtigsten Zahlen und Fakten zur Branche im Überblick:
„Die pharmazeutische Industrie bleibt an der Spitze: Kein Industriezweig investierte 2020 mehr in Forschung und Entwicklung (F&E)“, schreibt der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) in seinen Pharma-Daten 2022. Demnach reinvestierte die Pharmaindustrie rund 11 % ihres Umsatzes aus eigenen Erzeugnissen in interne F&E-Projekte. „Insgesamt liegt die F&E-Intensität bei rund 16,5 %.“ Damit liegt sie, wie in den vergangenen Jahren, vor Branchen wie dem Automobilbau, der Elektroindustrie, dem verarbeitenden Gewerbe, dem Maschinenbau und der chemischen Industrie.
Die Entwicklung neuer Medikamente ist komplex und langwierig. In der Regel schafft es von rund 10.000 Molekülen, die am Anfang als Wirkstoff in Frage kommen könnten, nach etwa 8 bis 12 Jahren nur durchschnittlich eine Substanz bis zur Zulassung (s. BPI Pharma-Daten 2022).
In der Forschung und Wissenschaft finden sich die Antworten, um kranke Menschen besser und erfolgreicher behandeln zu können. Folgende Beispiele: Hepatitis C galt lange als schwer behandelbare Erkrankung, dank einer neuen Generation an Hepatitis C-Arzneimitteln ist sie heute in fast allen Fällen heilbar. HIV war Ende der 1980er Jahre ein Todesurteil. Die Sterblichkeit ist dank moderner Therapien um über 90 Prozent zurückgegangen. Beeindruckend ist auch der Rückgang der altersstandardisierten Sterblichkeit bei Krebs in Europa (Männer: -6,6 % von 2015 auf 2021, Frauen -4,5 %, s. Annals of Oncology). Neue Krebsmedikamente haben daran einen wichtigen Anteil: Diverse Studien belegen ihren Beitrag zu höherer Lebenserwartung.
Der Nutzen moderner Medizin und innovativer Arzneimittel geht über die einzelnen Patient:innen hinaus. Gesundheitsausgaben können daher gerade in einer alternden Gesellschaft eine Investition in deren Zukunftsfähigkeit, in deren Wirtschaft und Wohlstand sein. Denn Menschen, die nicht krank sind, können arbeiten, Steuern zahlen, konsumieren und auch ehrenamtlich der Gesellschaft einen Dienst leisten (s. Grafik, Pharma Fakten).
Jeder zehnte Euro, den die gesetzlichen Krankenkassen ausgeben, kommt pharmazeutischen Unternehmen für den Verkauf ihrer Arzneimittel zugute – insgesamt waren es im Jahr 2021 rund 30 Milliarden Euro.
Werden Großhandel und Apotheken (Distribution) sowie Mehrwertsteuer eingerechnet, machen die Arzneimittelausgaben insgesamt 15,59 Prozent der GKV-Gesamtausgaben aus. Dieser Anteil ist schon seit langer Zeit relativ stabil. Vor rund 50 Jahren (1969) lag er bei 16,62 %. In den Pharma-Daten 2022 erklärt der BPI beispielhaft: „Kostet ein Arzneimittel zum Abgabepreis des pharmazeutischen Unternehmers einen Euro, muss man darauf die Großhandelsmarge, die Apothekenmarge sowie 19 Prozent Mehrwertsteuer addieren. Als Apothekenverkaufspreis ergeben sich so fast 12 Euro.“ In den Zahlen sind die Abzüge durch Patientenzuzahlungen, Zwangsabschläge jeder Art und freiwillige Rabatte noch nicht berücksichtigt.
Quelle: BPI Pharma-Daten 2022
In Deutschland sind laut der Kostenstrukturstatistik des Statistischen Bundesamtes 614 pharmazeutische Unternehmen für das Jahr 2020 gemeldet.
Fast 92 Prozent der Arzneimittel herstellenden Unternehmen beschäftigen weniger als 500 Mitarbeiter:innen.
138.566 Personen sind hierzulande in Unternehmen beschäftigt, die pharmazeutische Erzeugnisse herstellen (Stand 2020).
Im Jahr 2021 betrug der Umsatz der Branche in der Bundesrepublik rund 49 Milliarden Euro.
Quellen: BPI Pharma-Daten 2022
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Kommentar
GKV-Spargesetz: Ein Gesetz mit unbekannten Folgen
Das vom Bundestag abgesegnete GKV-Finanzstabilisierungsgesetz wird langfristig Folgen haben, deren Tragweite noch gar nicht abzuschätzen ist. Es sind nicht nur Pharmaunternehmen, die glauben, dass es die Versorgung mit innovativen Arzneimitteln in Deutschland verschlechtern wird. Ein Kommentar von Florian Martius.