2014 – damals wurde der erste Vertreter einer neuen Generation direkt antiviral wirkender Medikamente (DAA) zugelassen – war ein Wendepunkt in der Behandlung von Hepatitis C (s. Pharma Fakten). Heutzutage kann „bei nahezu allen Personen, auch Vorbehandelten, Personen mit Leberzirrhose oder Koinfektionen, […] eine dauerhafte Virusunterdrückung erreicht werden.“ Soll heißen: Hochwirksame Arzneimittel können diese Krankheit innerhalb weniger Wochen verschwinden lassen – die Betroffenen sind geheilt (s. Pharma Fakten).
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2016 dazu aufgerufen, Infektionen mit Hepatitis-Viren „als Bedrohung der öffentlichen Gesundheit“ bis 2030 zu eliminieren. Um das zu erreichen, soll bis dahin die Zahl der Neuerkrankungen und Todesfälle aufgrund chronischer viraler Hepatitis um 90 Prozent bzw. 65 Prozent sinken. Die WHO fordert, dass dazu mindestens 90 Prozent aller Betroffenen eine Diagnose und mindestens 80 Prozent eine Therapie erhalten.
Hepatitis C in Deutschland: Risikogruppen in den Fokus nehmen
In den Augen des Robert Koch-Instituts (RKI) ist es „fraglich“, „ob Deutschland das Eliminierungsziel 2030 noch erreichen kann“. Die COVID-19-Pandemie habe weltweit den Fortschritt gefährdet. „In Deutschland kam es dabei zu einem Rückgang der Hepatitis-C-Meldungen um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und zu weniger Therapieverordnungen.“ 2019 hatten Wissenschaftler:innen auf Basis von Daten aus 2017 bis 2019 noch geschätzt, dass in Deutschland mindestens 9.900 Personen pro Jahr eine antivirale Therapie bekommen müssen, soll das Eliminierungsziel nicht in weite Ferne rücken. Doch 2020 wurden nur 6.500 Personen behandelt, „im Jahr 2021 kam es zu einem weiteren Abfall auf 5.600 Behandelte“ (s. Grafik).
Das RKI fordert, dass „spezifische Test-, Behandlungs- und Präventionsangebote für besonders betroffene Gruppen“ ausgebaut werden. Als Risikofaktor für die HCV-Übertragung gilt unter anderem das Teilen von Spritzen und Nadeln sowie von anderen Utensilien des Drogenkonsums. „Ein zielgerichtetes Screening bei Personen mit aktuellem oder früherem Drogenkonsum, mit sofortiger Überleitung in die Behandlung im Fall einer Infektion, würde vermutlich den höchsten Einfluss auf die Hepatitis-C-Inzidenz und -Prävalenz in Deutschland haben.“
Das ist einfacher gesagt als getan: Das zeigen Modellprojekte wie „HIV? Hepatitis? Das CHECK ich!“, das in niedrigschwelligen Einrichtungen der Drogenhilfe durchgeführt wurde. Laut Befragungen fühlten sich demnach die meisten Betroffenen „nicht über die Therapiemöglichkeiten informiert und/oder wussten nicht, wie sie eine Ärztin bzw. einen Arzt finden sollten.“ Eine Barriere ist auch eine fehlende Krankenversicherung. Deutschland hat also noch viel zu tun.
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