Eine kurze, einfache Antwort gibt es auf die Frage, wann Krebs heilbar sein wird, nicht. Doch Optimismus ist berechtigt. Foto: iStock.com / Jacob Wackerhausen
Eine kurze, einfache Antwort gibt es auf die Frage, wann Krebs heilbar sein wird, nicht. Doch Optimismus ist berechtigt. Foto: iStock.com / Jacob Wackerhausen

Krebs: Wann heilbar?

Wer in der Google-Suche „Wann wird Krebs heilbar sein“ eingibt, erhält rund 300.000 Ergebnisse. Doch eine kurze, einfache Antwort ist da eher nicht dabei – zumindest, wenn die Quelle seriös ist. „Krebs“ meint schließlich eine Vielzahl an bösartigen Tumor-Erkrankungen, die äußerst komplex sind und je nach Stadium und Patient:in ganz unterschiedlich verlaufen. Trotzdem ist Optimismus berechtigt.
Zunehmend mehr Krebserkrankungen sind unter bestimmten Umständen heilbar. Foto: ©iStock.com/fizkes
Zunehmend mehr Krebserkrankungen sind unter bestimmten Umständen heilbar. Foto: ©iStock.com/fizkes

Ja, es stimmt: Zunehmend mehr Krebserkrankungen sind unter bestimmten Umständen heilbar. Das ist zum Beispiel bei Hautkrebs der Fall, wenn er früh erkannt wird. Ähnlich gilt das für Schilddrüsen- oder auch Brustkrebs. In der Publikation „Krebs in Deutschland“ hat das Robert Koch-Institut (RKI) Fakten für die Bundesrepublik zusammengefasst: Die höchsten relativen Überlebensraten weisen demnach Betroffene von Haut- und Hodenkrebs auf, am schlechtesten ist die Prognose bei Bauchspeicheldrüsenkrebs (s. Pharma Fakten) und bei einem Mesothelium, einem seltenen Tumor des Weichteilgewebes. Insgesamt gilt: Früherkennung spielt eine wichtige Rolle im Kampf gegen Krebserkrankungen. Hat ein Mammakarzinom beispielsweise gestreut, gilt es derzeit als nicht heilbar – aufgrund des medizinischen Fortschritts können aber viele Patient:innen jahrelang damit leben.

Das zeigt: Eine pauschale Antwort auf die Frage, wann Krebs ein für alle Mal besiegt sein wird, kann es nicht geben. Und was bedeutet das Wort „Heilung“ eigentlich? Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) schreibt auf „Krebsinformationsdienst.de“: „Von einer Krebserkrankung geheilt ist eine Patientin oder ein Patient, wenn der Krebs restlos verschwunden ist und im Verlauf des Lebens nicht wieder zurückkehrt.“ Es sei jedoch schwer, „mit letzter Sicherheit von einer Heilung zu sprechen. Denn: Krebszellen können zunächst unentdeckt im Körper verbleiben und erst nach Jahren wieder beginnen, sich zu teilen und einen neuen Tumor zu bilden.“

Überlebende sehen sich noch lange als Krebspatient:innen

Diese Tatsache bildet das Wort „Remission“ ab. Mediziner:innen nutzen diesen Begriff, wenn sich Tumorherde zurückbilden:

  • Teilremission: „Der Tumor verkleinert sich deutlich, verschwindet aber nicht vollständig – oder nicht alle Krebsherde im Körper verschwinden“, so das DKFZ.
  • Komplettremission: „Der Tumorrückgang ist vollständig, sodass durch übliche diagnostische Maßnahmen keine Tumorreste mehr nachweisbar sind“, heißt es bei Krebsinformationsdienst.de. Gegebenenfalls kann eine Zeitlang eine „Erhaltungstherapie“ sinnvoll sein, um die Erkrankung weiterhin in Schach zu halten.
In Deutschland leben aktuell etwa 4,5 Millionen „Cancer Survivors“. Foto: CC0 (Stencil)
In Deutschland leben aktuell etwa 4,5 Millionen „Cancer Survivors“. Foto: CC0 (Stencil)

Als „geheilt“ gelten Patient:innen in der Regel dann, wenn bei ihnen 5 Jahre lang kein Rückfall auftritt. Meist wird ein sogenanntes „Rezidiv“ dann immer unwahrscheinlicher – rein statistisch gesehen. Doch laut RKI bestehe auch bei „Geheilten“ weiterhin ein erhöhtes Risiko, dass der Krebs wiederauftritt. „Die Tertiärprävention bei Krebserkrankungen gewinnt somit weiter an Bedeutung.“ Gemeint sind Maßnahmen, die unter anderem die Wahrscheinlichkeit von Rückfällen verringern sollen.

Das Bundesgesundheitsministerium verweist auf Schätzungen von Expert:innen, wonach in Deutschland „aktuell etwa 4,5 Millionen Menschen mit oder nach Krebs“ leben – sie werden als „Cancer Survivors“ bezeichnet. „Bei etwa 2,6 Millionen dieser Cancer Survivors liegt die Krebsdiagnose bereits fünf oder mehr Jahre zurück.“ Aber: Über ein Drittel dieser Menschen sieht sich 5 bis 16 Jahre nach Diagnose noch immer als „Krebspatient:in“.

Krebs: Von einer tödlichen zur chronischen Erkrankung

Gerade in der Onkologie wird deutlich, wie wichtig es ist, dass kontinuierlich neue Therapieoptionen erforscht und entwickelt werden, die zum Beispiel zum Einsatz kommen können, wenn Resistenzen gegen Medikamente aufgetreten sind. Von großen Fortschritten bei Lungenkrebs erzählte der Mediziner Professor Dr. Jürgen Wolf aus Köln im Pharma Fakten-Interview: „Früher wurde zur Therapie in den fortgeschrittenen Stadien maßgeblich die Chemotherapie eingesetzt. Das brachte ein medianes Überleben von rund 10 bis 12 Monaten.“ Heute sehe man „bei Menschen mit gestreutem Krebs Überlebenszeiten von 5, 7 und mehr Jahren. Wir haben jetzt schon Patienten mit metastasiertem Lungenkrebs, die 10 Jahre leben und das mit 2 Tabletten am Tag.“ Immer öfter entwickelt sich Krebs von einer tödlichen zu einer chronischen Erkrankung: Es gelingt in diesen Fällen, den Zustand zu stabilisieren und den Tumor unter Kontrolle zu halten – es ist ein Leben mit der Krankheit, die nicht fortschreitet.

Neue Therapieansätze, „eine immer besser genutzte, spezialisierte medizinische Versorgung“ und eine „intensivierte Kooperation in Forschung und Therapie“ geben Prof. Dr. Ulrich Keilholz, Direktor des Charité Comprehensive Cancer Center (CCCC), Hoffnung, dass bis zum Jahr 2029 „zum einen die Heilungsrate bei vielen Krebserkrankungen deutlich höher sein wird als heute“ und zum anderen die übrigen bösartigen Tumoren „nicht mehr tödlich verlaufen, sondern bei guter Lebensqualität langfristig zu kontrollieren sind.“ Er denkt: „Bis zum Ende des Jahrzehnts könnte der Großteil der Krebserkrankungen kein Todesurteil mehr sein.“

Der medizinische Fortschritt macht in der Onkologie so noch nie dagewesene Sprünge. Foto: ©istock.com/gorodenkoff
Der medizinische Fortschritt macht in der Onkologie so noch nie dagewesene Sprünge. Foto: ©istock.com/gorodenkoff

Auch Wissenschaftler Prof. Dr. Ugur Sahin, Chef der Firma BioNTech, sieht die Medizin auf einem guten Weg, um „Krebs langfristig zu kontrollieren oder idealerweise zu heilen“ (s. Ärzteblatt). Er verweist auf „die große Wissensrevolution“, getrieben von digitalen Technologien und künstlicher Intelligenz. Er sehe prinzipiell keinen Grund, warum nicht viele Krebsarten früher erkennbar und besser heilbar sein sollten, erklärte er im SPIEGEL.

Der medizinische Fortschritt macht in der Onkologie so noch nie dagewesene Sprünge. Verstärkte Prävention, bessere Früherkennung, innovative und vielfältige Behandlungsmöglichkeiten sowie konsequente Nachsorge: Das sind die Bausteine hin zu einer „Vision Zero“ in Sachen Krebs – also hin zu einer Welt, in der jeder vermeidbare Todesfall auch tatsächlich vermieden wird.

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