Fortschritte in der Leukämie-Behandlung - die Überlebenskurven haben sich bei den akuten als auch bei den chronischen Leukämien deutlich verbessert. Logo: © Pharma Fakten e.V.
Fortschritte in der Leukämie-Behandlung - die Überlebenskurven haben sich bei den akuten als auch bei den chronischen Leukämien deutlich verbessert. Logo: © Pharma Fakten e.V.

Weltkrebstag 2016 – Richtig rechnen

„Eine Krebsdiagnose ist nicht länger ein Todesurteil“, sagt Francesco de Lorenzo, Präsident der European Cancer Patient Coalition (ECPC). Jeder zweite Krebs in Deutschland ist heute heilbar, heißt es beim Deutschen Krebsforschungszentrum. Die Langzeitüberlebensraten steigen in den meisten Teilen Europas weiter. Das ist das Ergebnis eines immer besseren, immer intelligenteren Krebsmanagements, in dem Fortschritte ineinandergreifen: Wissensgewinn führt zu erfolgreicheren Behandlungen – und zu immer spezifischer wirkenden Therapien. Es gibt immer wirksamere Behandlungen mit weniger belastenden Nebenwirkungen. Davon profitiert der Patient. Ein Kommentar von Florian Martius.

 

Es gibt viele Gründe, in Sachen Krebsbekämpfung optimistisch in die Zukunft zu schauen: allgemein eine bessere Medizin mit genauerer Diagnostik, aber auch neue Antikörper, die Hoffnungen der Immunonkologie, neue Kombinationstherapien oder die vollen Pipelines. Das Ziel, die meisten Krebserkrankungen binnen Jahrzehnten entweder zu heilen oder zumindest zu kontrollieren, ist längst keine Utopie mehr.

Das wird viel Geld kosten. Dabei stehen die Preise der Medikamente im Fokus der Debatte – aber diese Debatte springt zu kurz.

Jeder zweite Krebs in Deutschland ist heute heilbar. Das bedeutet auch: Jede zweite Krebsdiagnose endet immer noch tödlich. Hinzu kommt: Die Zahl der Krebsdiagnosen steigt; eine komplett krebsfreie Familie wird in Zukunft eine Ausnahme sein, schreibt Karl Lauterbach in seinem Buch „Die Krebsindustrie“. Es ist die steigende Lebenserwartung, die für die Babyboomer-Generation zum höchsten Krebsrisikofaktor wird. Und die zu einer größeren Menge an notwendigen Behandlungen und steigenden Kosten führen wird. Diese Eckpfeiler umschreiben die volkswirtschaftliche Herausforderung einer alternden Gesellschaft.

Zu den gesamtgesellschaftlichen Folgekosten von Krebs gibt es allenfalls Schätzungen. Es liegt jedoch auf der Hand, dass besser behandelte Patienten, denen es gelingt, früher ins Arbeitsleben zurückzukehren, die Belastung der öffentlichen Haushalte mindern. Nicht umsonst gehört „Gesundes Altern“ zu einem der Nationalen Gesundheitsziele. Die EU-Kommission hat 2012 eine Innovationspartnerschaft ins Leben gerufen, deren Ziel es ist, die durchschnittliche Zahl der gesunden Lebensjahre der Europäer bis zum Jahr 2020 um zwei Jahre zu erhöhen. Dahinter steckt nicht bloß Menschenliebe; es ist Kalkül: Denn es geht um die Nachhaltigkeit von Sozialsystemen, aber eben auch um die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten EU-Region.

Krankheiten und deren Folgen sind Wirtschaftsfaktoren; in diesem Fall solche, die die Wirtschaft negativ belasten. Wie teuer uns Krebserkrankungen zu stehen kommen, wissen wir erst, wenn wir Kosten und Nutzen gegeneinander aufrechnen. Eine Kostenbetrachtung der Krebsbehandlung ohne eine Kostenbetrachtung der Krankheitsfolgen bringt uns kein Stück weiter.

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