Hepatitis-C eliminieren? Muss man nur wollen

An Medikamenten liegt es nicht, wenn es in den kommenden Jahren nicht gelingt, Hepatitis C auszurotten. Mit der neuesten Generation der Antiviralen geht das. Was es jetzt braucht, ist eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung. Ein Kommentar zum Welt-Hepatitis-Tag.

 

Der Welt-Aidskongress in Südafrika ist gerade vorbei – und endete mit gemischten Gefühlen. Es bleibt zwar bei dem erklärten Ziel, die Immunschwächekrankheit Aids bis 2030 zu beenden. Aber die wieder steigenden Neuinfektionsraten in vielen Weltregionen haben auch gezeigt: Das ist noch ein weiter Weg. Und anders als bei Hepatitis C fehlt ein wichtiger Baustein, nämlich Medikamente, die eine Heilung auch verlässlich möglich machen.

 

Auch Hepatitis C soll bis 2030 Geschichte sein. In Deutschland könnten es – so eine Hochrechnung – nur noch einige Hundert Infizierte sein, statt der rund 250.000, die es zurzeit sein sollen (die genaue Zahl kennt niemand). Denn die neuen antiviralen Präparate und ihre Kombinationen schaffen etwas, das in der Medizin selten ist: Sie haben Erfolgsquoten von annährend 100 Prozent. Sie sind so gut, dass der Forschungschef von Gilead vor kurzem angekündigt hat, dass man die weitere Forschung gestoppt habe. Bei Hepatitis C sind die Grenzen des therapeutischen Fortschritts erreicht. Mehr als 100 Prozent geht halt nicht. In Deutschland wird dies in bester Buchhalter-Manier vor allem unter dem Aspekt Kostenfalle diskutiert. Das ist irgendwie reichlich kleingeistig – aber vor allem ist es falsch gerechnet.

Hepatitis C erzeugt hohe Folgekosten

Wer die Krankheit – und ihre enormen Folgekosten – loswerden will, muss an die Dunkelziffer ran. Deshalb müssen in Risikogruppen verbindliche Screenings eingeführt werden – es gibt wenige Krankheiten, die sich so klar eingrenzen lassen. Ein Rechenmodell der Deutschen Leberhilfe hat gezeigt: Unterm Strich steht wahrscheinlich eine schwarze Null. Den Mehrkosten für Diagnose und Behandlung stehen schwindende indirekte Kosten gegenüber. Diese Mehrkosten sind Investitionskosten. Sie können für ein Hepatitis-C-freies Deutschland sorgen.

Aber weil so nicht gerechnet wird – Stichwort: Silodenke – muss die Politik ran. Sie muss die Frage beantworten, ob sie die Chance ergreifen will, diese Viruserkrankung zu beenden. Der Strategieplan der Bundesregierung könnte da deutlicher werden – bisher ist dort nur davon die Rede, Hepatitis C bekämpfen zu wollen.

Das geht nicht weit genug. Es braucht das starke Signal, dass Deutschland Hepatitis C ausrotten will. Dieses Signal brauchen auch die Ärzte in Deutschland, bei denen – Beispiel Hessen – gerade Prüfanträge in die Praxis flattern, in denen ihnen von Kassenseite wegen der neuen Medikamente Regressforderungen in sechsstelliger Höhe drohen. Die Frage, ob Hepatitis C ausgerottet werden kann, ist keine pharmakologische mehr. Es ist eine politische Frage geworden.

Florian Martius

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