Vitamin D? Waldbaden? Mundspülungen? Oder vielleicht doch eine Impfung? Eine Expertenrunde hat jetzt geklärt  welche dieser Methoden sich zur „Prävention in Zeiten von Corona“ eignet. Foto: CC0 (Stencil)
Vitamin D? Waldbaden? Mundspülungen? Oder vielleicht doch eine Impfung? Eine Expertenrunde hat jetzt geklärt welche dieser Methoden sich zur „Prävention in Zeiten von Corona“ eignet. Foto: CC0 (Stencil)

Prävention in Zeiten von Corona

Waldbaden, Vitamin D oder der mRNA-Impfstoffkandidat von BioNTech und Pfizer – welche dieser Möglichkeiten eignet sich wohl am besten zur „Prävention in Zeiten von Corona“? Eine kleine virtuelle Expertenrunde kam zu einem eindeutigen Ergebnis.

„Prävention in Zeiten von Corona – was ist möglich?“ – so lautete der Titel einer Webveranstaltung des gemeinnützigen Vereins Healthcare Bayern e.V. in Kooperation mit dem Bayerischen Heilbäder-Verband. Dabei präsentierte Prof. Clemens Wendtner, der als Chefarzt an der München Klinik Schwabing im Januar die erste COVID-19-Patientin in Deutschland behandelt hat, zunächst einmal erschreckende Zahlen: „Mit 598 Toten und 29.875 Neuinfektionen haben wir heute, am 11. Dezember, den jeweils höchsten Wert seit Beginn der Pandemie erreicht.“ Damit sei eine „neue Dimension“ erreicht, über die Wendtner am selben Tag „zwei Stunden lang mit Herrn Herrmann aus der Bayerischen Staatskanzlei“ sprach – wobei unklar blieb, ob damit der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann oder der Bayerische Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten und Medien, Florian Herrmann, gemeint war.

Volle Intensivbetten

Intensivbetten werden knapp - auch Beatmungsbetten. 
Foto: CC0 (Stencil)
Intensivbetten werden knapp – auch Beatmungsbetten.
Foto: CC0 (Stencil)

Wie auch immer: Wendtner ging in seinem Vortrag „Co-Faktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf“ zunächst auf medizinische Aspekte ein – so seien Corona-Infizierte schon zwei bis drei Tage vor Symptombeginn infektiös und würden innerhalb von zwei Wochen Antikörper gegen das Virus bilden. Es lasse sich auch früh bestimmen, wie groß das Risiko eines schweren Verlaufes sei. Ein entscheidender Faktor dabei ist das Alter: „85 Prozent der Corona-Toten sind älter als 70 Jahre.“ Im Schnitt liegen Corona-Betroffene mit schwerem Verlauf rund 25 Tage auf der Intensivstation und damit deutlich länger als andere Patienten und Patientinnen, die nach durchschnittlich vier Tagen die Intensivstation wieder verlassen. Das bedeutet: „Die Intensivbetten werden knapp. Derzeit sind in Bayern nur noch 15,4 Prozent der Intensivbetten frei und nicht alle davon sind Beatmungsbetten.“

Wendtner sieht trotz des Einsatzes erster Medikamente zur Behandlung von Covid-19-Patientinnen und Patienten einen hohen Bedarf weiterer gezielt auf die Erkrankung zugeschnittener Medikamente. „Es gibt Hoffnung.“ Unter anderem laufen derzeit Studien zu einer Therapie mit künstlich hergestellten Antikörpern.

Zu den wichtigsten Co-Faktoren für einen schweren Verlauf zählen nach Wendtners Aussage neben dem Alter auch Vorerkrankungen. Insbesondere Krebserkrankte seien gefährdet, vor allem solche mit Leukämien. Und: „Ein Drittel der Corona-Patienten entwickeln Langzeitfolgen.“ Diese beträfen häufig die Lunge, aber auch das Risiko einer Depression sei um das Dreifache erhöht. Solche Langzeitfolgen lassen sich nach Wendtners Überzeugung deutlich eindämmen, wenn Corona-Patienten und Patientinnen sich nach einem Klinikaufenthalt, insbesondere auf der Intensivstation, in einer Reha-Klinik erholen können.

Impfstoff-Zulassung bald erwartet

Große Hoffnung: mRNA-Impfstoffe. 
Foto: CC0 (Stencil)
Große Hoffnung: mRNA-Impfstoffe.
Foto: CC0 (Stencil)

Große Hoffnungen setzt Prof. Wendtner auf Corona-Impfstoffe, insbesondere auf die so genannten mRNA-Impfstoffe: „Hier zeigt sich inzwischen, dass sich eine Immunreaktion lange nachweisen lässt“, so Wendtner, „wir erwarten die Zulassung für Deutschland nach der Sitzung der Europäischen Arzneimittelagentur EMA am 29. Dezember.“ Die Nebenwirkungen des Impfstoffes seien überschaubar und beschränkten sich im Wesentlichen auf leichte Muskel- oder Kopfschmerzen. Wendtners Appell: „Wir alle sollten die Impfung wahrnehmen, sobald wir an der Reihe sind. Es ist auch ein solidarischer Akt, sich impfen zu lassen.“ Der mRNA-Impfstoffkandidat von BioNTech und Pfizer habe übrigens bei Menschen über 55 noch weniger Nebenwirkungen als in anderen Altersgruppen.

Prof. Thomas Kufer, Leiter der Fachgruppe Immunologie an der Universität Hohenheim, beschäftigte sich mit dem Immunsystem in Bezug auf  Corona. Ein schwerer Verlauf gehe mit einem Zytokinsturm einher, also mit einer überschießenden Immunreaktion: „Es ist letztlich die Immunantwort selbst, die zu einem schweren Verlauf beiträgt,“ so Kufer. Man könne das Immunsystem auf eine mögliche Corona-Infektion vorbereiten, etwa durch eine ausgewogene Ernährung oder die Zufuhr von Mikronährstoffen wie Vitamin D und Zink. All dies könne eine Corona-Infektion nicht verhindern, aber Studien mit Influenza-Viren hätten gezeigt, dass sich die Toleranz gegenüber solchen Viren erhöhen könne – möglicherweise gelte dies auch für Corona-Viren. Ein belastender Faktor sei hingegen starkes Übergewicht, da sich dadurch die Anfälligkeit für Entzündungsreaktionen erhöhe.

So könnte die Impfung besser wirken

Das Ansprechen auf eine mögliche Corona-Impfung lässt sich nach Kufers Erkenntnissen verbessern, wenn wir Folgendes beherzigen: „Wir sollten uns ausgewogen ernähren, uns moderat bewegen und genügend schlafen.“ Kufer empfiehlt, sich bei der Ernährung an die 10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zu halten, in der er selbst mitarbeitet. Von einem pauschalen Konsum von Nahrungsergänzungsmitteln rät er ab. Vitamin D allerdings nimmt er selbst zu sich, da ein zu niedriger Vitamin-D-Spiegel ausgeglichen werden sollte, ganz unabhängig von Corona. „Allerdings sollte man nicht die hohe amerikanische Dosierung wählen, aber 1.000 Einheiten pro Tag können sinnvoll sein.“

Natur stärkt das Immunsystem, schützt aber nicht vor einer Infektion. ©iStock.com/Smileus
Natur stärkt das Immunsystem, schützt aber nicht vor einer Infektion. ©iStock.com/Smileus

Und wie sieht es mit Gurgeln aus, das kürzlich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn empfohlen hat? „Das macht aus meiner Sicht keinen Sinn“, erklärt Thomas Kufer und Clemens Wendtner ergänzt: „Das kann die Viruslast etwas reduzieren, aber es ist sehr fraglich, ob das ausreicht, um eine Übertragung zu verhindern. Da bin ich skeptisch.“ Auf der anderen Seite könnten Mundspülungen aber auch nicht schaden, insofern spreche nichts dagegen, sie anzuwenden.

Waldbaden entspannt, schützt aber nicht vor Corona

Zum Abschluss kam mit Elke Seidel eine Wald-Gesundheitstrainerin zu Wort, die einen Gesundheitstrend aus Japan beleuchtete: Waldbaden. Dabei gehe es darum, in die Atmosphäre des Waldes einzutauchen und alles wahrzunehmen: „Bewusst sehen, riechen, tasten, hören, gehen.“ Waldbaden schützt zwar nicht vor einer Corona-Infektion, aber, so Elke Seidel: „Es stärkt das Immunsystem, es entspannt, hat eine schlaffördernde Wirkung und wirkt sich positiv auf die Atemwege aus“ – insofern sei der Wald eine wunderbare Kraftquelle und „eine gute Möglichkeit, durch diese Zeit zu kommen.“

Fazit: Waldbaden, Vitamin D und ausgewogene Ernährung sind gut fürs Immunsystem, schützen aber nicht vor einer Corona-Infektion. Diese Chance könnten jedoch schon bald verschiedene Impfstoffe bieten, wobei Clemens Wendtner einen klaren Favoriten hat: „Der mRNA-Impfstoff ist aus meiner Sicht der bessere Impfstoff – nach allem, was wir bisher wissen, ist es ein sehr sicherer Impfstoff.“

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