Bislang hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) keine Erkenntnisse darüber, dass sich Menschen über die Luft mit Ebola infizieren können. Doch ein internationales Expertenteam hat in einem Artikel in mBio, dem Magazin der American Society for Microbiology, darauf hingewiesen, dass mit Ebola infizierte Partikel über den Luftweg eine Rolle bei der Ausbreitung der aktuellen Epidemie in Westafrika gespielt haben könnten.
Mögliche Ausbreitung von Ebola über Atemluft
Konkret heißt es in dem Bericht der Wissenschaftler, den das Center for Infectious Disease Research and Policy (CIDRAP) der Minnesota-Universität zitiert, man müsse davon ausgehen, dass ein Teil der Virusausbreitung über kontaminierte Luft erfolgt sei. Die dafür verantwortlichen Partikel entstammten dem Verdauungstrakt, der Lunge oder seien durch medizinische Eingriffe freigesetzt worden, hieß es weiter. Gleichwohl könne dies nicht differenziert dargelegt werden, weil betroffene Personen sich meist ohnehin in unmittelbarer Nähe zu Infizierten befunden hätten.
Für am wahrscheinlichsten halten Wissenschaftler die Ausbreitung über die Atemluft. Denn nach Meinung der Mikrobiologen hat das Ebola-Virus das Potenzial sich derartig anzupassen, dass es sich über die menschliche Lunge ausbreitet.
Die WHO hatte bislang diesen Übertragungsweg ausgeschlossen. Nach Angaben vom vergangenen Oktober hielt die Organisation dies noch für eher unwahrscheinlich. Andere Experten jedoch halten nach CIDRAP-Angaben die Übertragung über eine geringe Distanz als sogenannte Tröpfcheninfektion für möglich.
Hauptübertragungsweg von Ebola sind Körperflüssigkeiten
Die Autoren des mBio-Artikels betonen, dass bislang der direkte Kontakt zu Körperflüssigkeiten der Hauptübertragungsweg gewesen sei. Tierversuche mit Rhesusäffchen und Ferkeln hätten allerdings Hinweise auf eine mögliche Übertragung auf dem Luftweg geliefert.
Anders als bisher angenommen kann sich das Virus auch über einen Zeitraum in der Luft halten. Bei einem Experiment mit dem Zaire-Stamm des Ebola-Virus konnte es laut Bericht rund 100 Minuten überleben.