Darmkrebs gilt mitunter als schwierig zu behandelnde Krebsart. Woran liegt das und wie viele Menschen sind davon betroffen?
Prof. Thomas Seufferlein: Darmkrebs ist eine der häufigsten Tumorerkrankungen bei Männern und Frauen in Deutschland mit jährlich etwa 70.000 Neuerkrankungen. Die Gründe sind unterschiedlich. Neben genetischen Faktoren spielt auch unsere Lebensweise mit zu wenig Bewegung, Übergewicht und Ernährung eine Rolle.
Welche Therapiemöglichkeiten existieren zurzeit?
Prof. Seufferlein: Die Therapiemöglichkeiten sind vielfältig: Neben Chirurgie (Operation des Primärtumors, aber auch von Metastasen in der Leber oder Lunge), gibt es Chemotherapien im adjuvanten und palliativen Setting und gezielte „biologische“ Therapien im palliativen Setting. Wir können heute schon teilweise Therapien auf Grund bestimmter Eigenschaften des Tumors beim kolorektalen Karzinom auswählen. Schließlich gibt es auch noch interventionelle Verfahren wie Selektive Interne Radiotherapie, kurz SIRT, zur gezielten Behandlung von Metastasen in der Leber.
Mit welchen anwendbaren Fortschritten aus der Forschung ist bei der Behandlung von Darmkrebs in nächster Zeit zu rechnen und was muss noch besser erforscht werden?
Prof. Seufferlein: Wir müssen bei der Prävention bei Patienten mit familiärer Darmkrebsvorgeschichte früher beginnen. Die Darmspiegelung ist eine sehr effektive Vorsorgemaßnahme, wird aber nicht von allen Berechtigten akzeptiert. Hier brauchen wir gut akzeptierte Alternativen, die in den nächsten Jahren kommen werden. Bei der Therapie wird intensiv weiter nach Biomarkern gesucht, die eine bessere Charakterisierung des Tumors ermöglichen und damit auch eine spezifischere Auswahl der Therapie. In diesem Bereich und bei der Immuntherapie des Dickdarmkrebses erwarten wir in naher Zukunft spannende Daten.
Foto: Uniklinik Ulm