Fortschritte in der Leukämie-Behandlung - die Überlebenskurven haben sich bei den akuten als auch bei den chronischen Leukämien deutlich verbessert. Logo: © Pharma Fakten e.V.
Fortschritte in der Leukämie-Behandlung - die Überlebenskurven haben sich bei den akuten als auch bei den chronischen Leukämien deutlich verbessert. Logo: © Pharma Fakten e.V.

TB Alliance – der virtuelle Arzneimittelhersteller

Tuberkulose ist ein weltweites Problem. Besonders in den armen Regionen der Welt ist das Leiden groß, da die bisherige Therapie langwierig, strapaziös und auch kostspielig ist. Die Global Alliance for TB Drug Development (TB Alliance) hat sich die Entwicklung besserer und bezahlbarer Tuberkulosetherapien zur Aufgabe gemacht. Ihr langfristiges Ziel: die Ausrottung der Krankheit.

Tuberkulose ist nach AIDS die zweittödlichste Infektionskrankheit. Weltweit erliegen ihr etwa 1,5 Millionen Menschen im Jahr – ein Großteil davon in den ärmsten Ländern der Welt.  Einer der Gründe, neben der schlechteren Gesundheitsversorgung und Hygiene ist die langwierige, kostspielige Therapie. Auch multiresistente Tuberkulosebakterien werden weltweit zu einem immer größeren Problem. Die Forschung nach neuen Therapien stand lange Zeit still, erst in den letzten Jahren wurden wieder neue Wirkstoffe zugelassen. Auch als Folge der Gründung der TB Alliance im Jahr 2000, die einen neuen Ansatz markierte: Über eine öffentlich-private Partnerschaft sollen neue Therapieansätze gefunden werden.

Ansätze der Pharmaindustrie bündeln

Als nicht-profitorientierte „Produktentwicklungspartnerschaft“ arbeitet die TB Alliance seither mit einem globalen Netzwerk aus öffentlichen und privaten Akteuren zusammen. Wesentliche Förderer sind neben der Bill & Melinda Gates Foundation auch öffentliche Stellen in aller Welt wie die Europäische Kommission, die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) oder die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Zum globalen Netzwerk der TB Alliance gehören auch zahlreiche pharmazeutische Unternehmen, die sich bei der Suche nach neuen Tuberkulosetherapien engagieren.

 

Das Ziel der TB Alliance ist es, diese Anstrengungen zu bündeln und ihnen zum Durchbruch zu verhelfen. „Auf dem Weg zum gemeinsamen Ziel arbeiten die Partner eng zusammen. So haben sich beispielsweise einige der weltweit führenden pharmazeutischen Unternehmen dazu bereit erklärt, ihre experimentellen Wirkstoffe in Kombination miteinander zu testen – unter privatwirtschaftlichen Unternehmen eher eine Seltenheit.“, erklärt Derek Ambrosino, Sprecher der TB Alliance. Die Non-Profit-Organisation nehme dabei die Rolle eines „virtuellen Arzneimittelherstellers“ ein, der die Entwicklungsexpertise eigener Experten mit den Fähigkeiten und Ressourcen seiner Partner kombiniert. „So ist es möglich, die vielversprechendsten Forschungsansätze und Wirkstoffkandidaten auszumachen und ihre Weiterentwicklung gezielt zu fördern.“

Größtes Portfolio an Wirkstoffkandidaten in der Geschichte

Das Modell der TB Alliance ist kostenminimierend und gleichzeitig effektiv. Ambrosino hält fest: „Wir sind heute der weltweite Führer bei der Entwicklung neuer TB-Medikamente und besitzen das größte Portfolio an Wirkstoffkandidaten in der Geschichte.“ Diese befinden sich in sämtlichen Phasen der klinischen Erprobung und machen Hoffnung auf eine einfachere, schnellere und günstigere Behandlung von Tuberkulose. So verspricht man sich von PaMZ, einer Kombination aus drei verschiedenen Wirkstoffen, die bereits die klinische Phase drei durchläuft, die Behandlung einer einfachen Tuberkulose innerhalb von vier Monaten. Bisher waren hierfür mindestens sechs Monate erforderlich. Als erste Therapie überhaupt soll PaMZ gleichzeitig auch gegen resistente Tuberkuloseerreger wirken. Hier soll die Therapiedauer von mehr als 18 Monaten auf sechs Monate gesenkt werden. Das könnte Kosteneinsparungen von bis zu 90 Prozent bedeuten und die Therapie auch in ärmeren Ländern erschwinglich machen.

TB Alliance verzeichnet handfeste Erfolge

 

Neben solchen vielversprechenden Aussichten kann die TB Alliance bereits handfeste Erfolge aus der Zusammenarbeit mit ihren Partnern vorweisen. So konnte 2012 mit dem Präparat Bedaquilin erstmals seit etwa 40 Jahren ein Tuberkulostatikum mit komplett neuem Wirkmechanismus in den USA zugelassen werden. 2014 folgte auch die Zulassung in Deutschland. Das Präparat ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit des Pharmaunternehmens Janssen Pharmaceutica mit der Non-Profit-Organisation. „Wir setzen uns dafür ein, den Zugang zu Medikamenten durch öffentlich-private Partnerschaften, differenzierte Preisgestaltung und die verantwortungsvolle Nutzung und Verteilung von Arzneimitteln zu erweitern“, erklärte dazu Adrian Thomas, Vice President Global Market Access bei Janssen.

Vision von einer Welt ohne Tuberkulose

Trotz der Fortschritte ist man noch längst nicht am Ziel. „Die optimale Therapie der Zukunft ist für uns eine sehr kurze Kombinationstherapie, die alle Formen der Tuberkulose innerhalb von zehn Tagen heilen kann.“, sagt Ambrosino. So könne auch die derzeit noch relativ hohe Quote der Therapieabbrüche gesenkt werden. Gemeinsam mit ihren Partnern arbeitet die TB Alliance darauf Schritt für Schritt hin. Der Weg dorthin ist noch lang, das Ziel für Ambrosino und seine Kollegen jedoch alternativlos: „Unsere Vision ist eine Welt ohne Tuberkulose.

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