Drei Jahre nach der London Declaration – Die Fortschritte sind groß, das Tempo zu gering

Für ihren Umgang mit der Ebola-Epidemie mussten Weltgesundheitsorganisation (WHO), die westlichen Staaten und die Pharmaindustrie viel Kritik einstecken. Dabei sind sie im Kampf gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten extrem erfolgreich, wie der dritte Bericht nach der London Declaration on Neglected Tropical Diseases (NTDs) zeigt.

2012 hatte sich ein weltweiter Zusammenschluss aus staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen sowie Pharmaunternehmen in der Londoner Erklärung das Ziel gesetzt, zehn NTDs bis 2020 auszurotten oder signifikant einzudämmen. Darunter sind Krankheiten wie Elephantiasis, an der 120 Millionen Menschen weltweit erkrankt sind, oder die Chagas-Krankheit, an der jedes Jahr 15.000 Menschen sterben. Jeder sechste Mensch weltweit leidet an mindestens einer NTD.

Spenden der Pharmaindustrie erfüllen die Zielvorgaben

Das Fazit des dritten Berichts fällt gemischt aus: „Wir sehen positive Resultate … aber es gibt Herausforderungen, die unsere Absicht gefährden, die Ziele der WHO NTD Roadmap zu erreichen.“ Zu den positivsten Entwicklungen gehört das Engagement der Pharmaindustrie. Zwölf Konzerne unterstützen die Projekte mit Arzneimittelspenden im Wert von 3,4 Mrd. Euro pro Jahr – bis 2020 sind Spenden im Wert von 15,9 Mrd. Euro zugesagt. Im vergangenen Jahr konnten den betroffenen Ländern so 1,45 Billionen Behandlungseinheiten zur Verfügung gestellt werden – 36 Prozent mehr als 2013.

Infrastruktur zur Verteilung der Arzneien hinkt hinterher

An diesem Punkt beginnt der Weg holprig zu werden. Das größte Problem ist die Infrastruktur in den betroffenen Ländern. „Wir haben nicht die Möglichkeit, den gesamten Vorrat an gespendeten Arzneimitteln zu den Patienten zu bringen“, mahnt der Bericht. Hoffnung macht die Tatsache, dass die Regierungen von immer mehr Schwellen- und Drittweltländern selbst die Verantwortung für Programme zur Bekämpfung von NTDs übernehmen. Laut dem Bericht ist der Fortschritt hier aber nicht schnell genug. Die Programme müssten ausgeweitet werden und die Finanzierungslücke von jährlich 180 bis 270 Millionen Euro zur Verteilung der Arzneimittel geschlossen werden.

Was möglich ist, wenn die Programme zur Bekämpfung der einzelnen Krankheiten konsequent umgesetzt werden, zeigt der Blick auf die durch Fadenwürmer verursachte Dracontiasis: 3,5 Millionen Erkrankte gab es Anfang der 80er Jahre – 124 waren es 2014. Die Ausrottung steht kurz bevor. In 17 von 21 betroffenen Ländern ist die Krankheit komplett ausgerottet – der Schlüssel: Zugang zu sauberem Wasser. Auch die Elephantiasis konnte in 16 von 73 betroffenen Ländern so weit zurückgedrängt werden, dass sie als kontrolliert gilt.

Staatliche Stellen sind auf der „letzten Meile“ gefragt

Das, was jetzt kommt, ist die „letzte Meile“, wie Harald Zimmer, Vorstandsmitglied im Deutschen Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (DNTDs), im Interview mit Pharma Fakten es genannt hat. Zu dieser letzten Meile gehört eine Verbesserung des Meldewesens in den betroffenen Ländern, das der Bericht einfordert. Nur wenn genau bekannt ist, wo welche Krankheiten auftauchen, können sie eingedämmt werden. Gefragt sind dabei vor allem staatliche Stellen auch der westlichen Länder, die in diesen Punkten Unterstützung und Aufbauhilfe bieten können.

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