Neue Studie belegt Nutzen der Impfung gegen Grippe

Die Auslieferung der Grippeimpfstoffe für die Saison 2015/2016 hat begonnen – aber nur rund 50 Prozent der Risikogruppe lässt sich hierzulande impfen. Dabei zeigen aktuelle Studien, dass ein Schutz gegen Influenza Menschenleben rettet.

 

Der Sinn und Zweck der Grippeimpfung werden immer wieder in Frage gestellt. Ein Grund dafür ist die mangelnde Evidenz: Direkt vergleichende Studien, in dem der Kontrollarm nicht geimpft wird, wären theoretisch die sicherste Methode, um die Wirkung zu messen. Aber solche Studien gibt es nicht; ihre Durchführung mit älteren Menschen wäre unethisch, weil man dieser Gruppe den Impfschutz vorenthalten würde.

 

Wissenschaftler der US-amerikanischen Brown University haben deshalb in die methodische Trickkiste gegriffen. Sie machten sich die große Lust von Grippeviren auf Veränderung zunutze. Die Krankheitserreger sind Verwandlungskünstler, die sich geradezu täglich verändern. Das hat Folgen für den Impfschutz: Werden die Veränderungen zu stark, passen Virustyp und Impfung nicht mehr gut zusammen. Da die Impfstoffproduktion bis zu einem halben Jahr Vorlauf braucht, sind kurzfristige Korrekturen oder Anpassungen nicht möglich. Der Impfstoff schützt zwar noch, aber eben nicht mehr so gut.

Die Studie belegt: Die Influenza-Impfung für Ältere zahlt sich aus

 

Ausgehend von den natürlichen Schwankungen von Jahr zu Jahr – mal ist die Schutzwirkung hoch und mal nicht – untersuchten die Wissenschaftler Millionen von Krankenakten von Altersheim-Bewohnern. Ihre These: Wenn die Kritiker Recht haben, wenn also die Grippeimpfung bei älteren Menschen nicht wirkt – dann darf es ja keinen Unterschied machen, ob die Schutzwirkung des saisonalen Impfstoffes hoch oder niedrig ist.

 

Das Gegenteil ist der Fall. Die in einem Zeitraum von zehn Jahren untersuchten Krankenakten zeigten: Je effektiver der jeweilige Impfstoff war, desto weniger alte Menschen wurden ins Krankenhaus eingeliefert oder starben. Unterstellt man eine um 50 Prozentpunkte erhöhte Trefferquote des saisonalen Impfstoffes – die sogenannte match rate – dann könnten auf rund eine Million Heimbewohner 2.560 Leben gerettet und 3.200 Krankenhauseinweisungen vermieden werden. „Das rettet Leben. Das ist wirklich ein tiefgreifender Effekt“, so Mitautor Vincent Mor gegenüber Science Daily. Die Studienergebnisse, so die Autoren, belegten den Nutzen.

Nachholbedarf bei der Impfquote

 

Das Paul-Ehrlich-Institut hat bereits über 17 Millionen Dosen (Stand: 11.9.2015) freigegeben. Genutzt wird die Schutzimpfung in Deutschland aber zu wenig – da sind sich Institutionen wie das Robert-Koch-Institut oder auch die EU-Kommission einig. Über wesentlich mehr als 50 Prozent Impfquote in der definierten Risikogruppe kommt Deutschland nicht hinaus: „Im Vergleich mit Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien scheint in Deutschland die Empfehlung, insbesondere ältere Frauen und Männer gegen Influenza zu impfen, am schlechtesten umgesetzt zu werden.“ Laut Weltgesundheitsorganisation sollten es 75 Prozent sein.

 

Das Vertrauen in die Grippeimpfung wird nach der Debatte über mangelnde Wirksamkeit in der vergangenen Saison eher nicht zugenommen haben. Schuld war damals das H3N2-Virus, das sich so stark verändert hatte, dass die Schutzwirkung des Impfstoffes nicht optimal war. Trotzdem: Experten betonen, dass ein abgeschwächter Impfschutz immer besser als gar keiner ist.

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