Der Weg eines Wirkstoffs bis zum Medikament ist lang. Vor dem Zulassungsverfahren sind unter anderem Klinische Studien zu durchlaufen, für die es klare Regelungen gibt.
In welchen Phasen läuft eine Klinische Studie ab?
Phase I
Bei der Erprobung eines Wirkstoffs mit Menschen wird zunächst die Verträglichkeit untersucht. Die Probanden sind gesunde Freiwillige. Die Ärzte und Auftraggeber einer Studie wollen herausfinden, wie der Körper
den Wirkstoff aufnimmt, wie er sich im Körper verteilt und wie der Wirkstoff ausgeschieden wird. Nur wenn es um die Behandlung schwerer Erkrankungen geht und dabei schwere Nebenwirkungen zu erwarten sind, werden diese Therapien ausschließlich Patienten angeboten, für welche die neue Behandlungsmethode vielleicht eine neue Chance darstellen kann.
In den Versuchsreihen wird die Dosierung nach und nach erhöht; dabei wird auf mögliche Nebenwirkungen geachtet. Bei inakzeptablen Nebenwirkungen wird die Behandlung sofort abgebrochen. Die einzelnen Untersuchungsgruppen umfassen etwa ein Dutzend Personen, insgesamt nehmen bis zu 80 Personen an dieser Phase teil. Um gefährliche Zwischenfälle an vielen Menschen zu vermeiden, werden die Probanden erst nach und nach in die Tests einbezogen. Danach werden sie fortlaufend und engmaschig untersucht.
Phase II
In dieser Phase wird der Wirkstoff mit erkrankten Menschen untersucht. Die Untersuchungsgruppe umfasst etwa 100 bis 300 Personen, in manchen Fällen auch 500. Dabei prüfen die Ärzte, ob der Wirkstoff die gewünschte
therapeutische Wirkung hat, ob und ggfs. welche Nebenwirkungen auftreten und welche Darreichungsform (Saft, Tablette, Injektion) die Beste ist. Zudem untersuchen die Forscher mit steigenden Dosierungen, welche Wirkstofmengen optimal sind.
Phase III
Schließlich wird der Wirkstoff mit mehreren hundert bis mehreren tausend Probanden untersucht, um abzusichern, dass sich die Ergebnisse der Phase II auch mit vielen unterschiedlichen Menschen bestätigen lassen. Die Zusammensetzung der Untersuchungsgruppe soll zum Beispiel hinsichtlich des Alters und zusätzlichen Erkrankungen von Patienten sowie Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten ein möglichst realistischer Querschnitt sein. Anforderungen an diese Phase sind zudem, dass es Kontrollgruppen gibt, die eine Vergleichsbehandlung erhalten (ein schon zugelassenes Medikament oder ein Placebo) und, wie auch in Phase II randomisiert sind (die Zuordnung der Patienten zu beiden Gruppen erfolgt zufällig). Das Kriterium “doppelblind” bedeutet, dass weder Arzt noch Patient wissen, zu welcher Untersuchungsgruppe (Placebo oder Wirkstoff) ein Proband gehört.
Phase IV
Nach der Markteinführung beobachten Hersteller und Behörden die Patienten systematisiert weiter, um etwa auch seltene Nebenwirkungen zu erkennen.
Was muss ein Wirkstoff erfüllen, um für Phase I zugelassen zu werden?
Forscher testen die Wirkung eines Stoffes in Zellkulturen oder im Tierversuch. Sie suchen dabei nach Nebenwirkungen – beispielsweise, ob der Stoff Krebs auslöst, Embryonen schädigt, das Erbgut verändert oder das Blut zerstört. Diese Phase kann zudem nur durchgeführt werden, wenn die Arzneimittelbehörden und Ethik-Kommissionen dem Studienplan zugestimmt haben.
Welche Probanden werden in so eine Studie aufgenommen?
Zunächst wird ein neuer Wirkstoff an gesunden Menschen getestet. Vor allem umfasst die Dosis dabei nur einen Bruchteil der Menge, die später einmal in einem Medikament enthalten sein soll. Erst in Phase II wird eine Substanz an kranken Menschen untersucht.