Fortschritte in der Leukämie-Behandlung - die Überlebenskurven haben sich bei den akuten als auch bei den chronischen Leukämien deutlich verbessert. Logo: © Pharma Fakten e.V.
Fortschritte in der Leukämie-Behandlung - die Überlebenskurven haben sich bei den akuten als auch bei den chronischen Leukämien deutlich verbessert. Logo: © Pharma Fakten e.V.

Noch keine Mondlandung – Krebsforschung fordert weiterhin große Unterstützung

Krebsforscher haben in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten einige wichtige Fortschritte erzielt. Eine komplette Heilung der Krankheit liegt allerdings noch in weiter Ferne. US-Präsident Barack Obama forderte jüngst zum Ende seiner Amtszeit in seiner letzten Rede zur Lage der Nation einen „Moonshot“, um die Krankheit endgültig zu bezwingen.

Der „Moonshot“, der Flug zum Mond, steht in der englischen Sprache als Metapher für einen Durchbruch, eine außergewöhnliche Innovation. Genau wie eben jene Mondlandung der Apollo 11 im Jahr 1969. Das amerikanische Time Magazine hat jetzt die Frage aufgeworfen,  ob ein solcher „Moonshot“ überhaupt möglich ist, um den Krebs zu besiegen.

 

„Lasst Amerika das Land sein, das den Krebs heilt!“, appellierte der scheidende US-Präsident in seiner Rede an den Erfindergeist seines Volkes. Es wäre als US-Präsident geradezu ein „Amtsdelikt“, diesen Anspruch nicht ans Volk zu richten, urteilte das Time Magazine. Doch der Kampf gegen den Krebs sei keinesfalls vergleichbar mit der Mondlandung. Auch die fast vollständige Ausrottung der Kinderlähmung oder der gewonnene Kampf gegen Pocken sind hier kein Maßstab. Denn mit Krebs verhält es sich komplizierter. Um im Bild der Raumfahrt zu bleiben: Der Krebs ist laut Time Magazine nicht nur ein Mond, sondern besteht aus vielen Monden. Durch Obamas Forderung bestehe die Gefahr, die vielen kleinen Etappensiege nicht mehr richtig wahrzunehmen, heißt es.

Neue Ideen in der Krebsforschung

Für Prof. Hans-Reimer Rodewald, Leiter der Abteilung Zelluläre Immunologie im Deutschen Krebsforschungszentrum, passt der Vergleich mit der Mondlandung nicht. Für ihn ist die Mondlandung eine Ingenieurskunst und somit – anders als die Ausrottung von Krebs – planbar. „Mit Ingenieurskunst könnte man sogar einen Tunnel unter dem Atlantik bauen, aber nicht den Krebs bekämpfen“, sagt Rodewald. Dazu bräuchte man neue Ideen und echte Durchbrüche. Von schnellen Erfolgsmeldungen, die unter großem Druck entstehen, hält Rodewald ebenso wenig wie von marktschreierischen Verlautbarungen: „Die Krebsforschung braucht große Unterstützung und wenig Erwartungen“, so Rodewald.

 

Die USA bemühen sich schon seit längerer Zeit um eine intensivere Krebsforschung. US-Initiativen wie „Cancer Moonshot 2020“, die von der National Immunotherapy Coalition koordiniert wird, sollen die schnelle Entwicklung neuer Krebs-Medikamente vorantreiben. Verbesserungen konnten bereits erzielt werden. Davon hat unter anderem ein Amtsvorgänger Obamas profitiert. Ex-Präsident Jimmy Carter hatte Metastasen im Gehirn. Nach der Therapie mit einem PD-1-Hemmer gingen diese zurück und sein Gesundheitszustand verbesserte sich erheblich. Von einer Heilung zu sprechen, wäre dennoch verfrüht. Für Krebsforscher Rodewald ist es ohnehin noch ein weiter Weg bis zur Mondlandung: Die Krebsforschung, so der Onkologe, müsse noch 80 Prozent des Weges zurücklegen. Wenn dieses Ziel erreicht wird, wäre das wahrlich ein großer Schritt für die Menschheit.

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