Fortschritte in der Leukämie-Behandlung - die Überlebenskurven haben sich bei den akuten als auch bei den chronischen Leukämien deutlich verbessert. Logo: © Pharma Fakten e.V.
Fortschritte in der Leukämie-Behandlung - die Überlebenskurven haben sich bei den akuten als auch bei den chronischen Leukämien deutlich verbessert. Logo: © Pharma Fakten e.V.

Deutschland jetzt schon Europameister

In keinem Land Europas werden mehr klinische Arzneimittelstudien durchgeführt als in Deutschland. Mit fast 600 registrierten Studien in 2015 liegt das Land weltweit auf Platz 2. In einer Folge von Beiträgen wird Pharma-Fakten in den nächsten Wochen über die Zusammenarbeit der daran beteiligten Akteure berichten. Die Redaktion analysiert, wie die Beteiligten (Pharmaunternehmen, Ärzte, Angehörige der Fachkreise und Organisationen des Gesundheitswesens) die Transparenz ihrer Zusammenarbeit verbessern.

 

Die forschenden Pharmaunternehmen haben in 2015 599 klinische Studien der Phase I, II oder III gestartet – nur die USA führen mehr Studien durch (2.397). Dies ergab eine Auswertung der Datenbank von Clinical Trials durch den Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (vfa). In dem Register werden seit 2004 alle Arzneimittelstudien registriert und publiziert. Erfasst wurden alle klinischen Studien (keine Anwendungsbeobachtungen oder Bioäquivalenzstudien), die von forschenden Pharmaunternehmen initiiert und finanziert wurden. „Das ist ein Entwicklungsprogramm für den therapeutischen Fortschritt. Bis 2019 werden deshalb weitere neue Arzneimittel gegen 120 Krankheiten verfügbar sein“, erklärte vfa-Chefin Birgit Fischer in Berlin.

 

600 Studien in Deutschland heißt: Deutschland spielt bei der „Arbeit am therapeutischen Fortschritt“ (O-Ton Fischer) eine wegweisende Rolle; sie sind Beleg für einen lebendigen Wissenschaftsstandort. Teilnehmende Ärzte und Kliniken sichern sich durch die Teilnahme an Studien Wissen – und sorgen dafür, dass therapeutischer Fortschritt bei den Patienten früher ankommen kann. Rund 5,8 Milliarden Euro ist das die pharmazeutischen Unternehmen pro Jahr wert: Soviel wird von ihnen in Deutschland in Forschung und Entwicklung gesteckt.

Klinische Studien als Innovationstreiber

Klinische Studien sind in vielfacher Hinsicht Innovationstreiber – und das nicht nur, weil sie die Chance auf neue Behandlungsstandards eröffnen. Sie fördern und fordern Investitionen und ein Umfeld, in dem hochwertige Forschung gedeihen kann. Dazu gehören Laboreinrichtungen und klinische Zentren von Weltniveau, hochspezialisiertes Wissen und die übergreifende Kooperation zwischen den Akteuren im Gesundheitssystem. Dazu gehört neben dem Generieren von Wissen auch die Wissensvermittlung – ohne das Wissen letztlich wertlos bleibt.

 

 

Weil die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und der Medizin und Wissenschaft misstrauisch beäugt wird, werden die Pharmaunternehmen nun detailliert offenlegen, welche Leistungen sie im Rahmen der Zusammenarbeit mit den Ärzten zahlen. Art und Volumen der Kooperation soll damit nachvollziehbar werden. „Damit werden wir zu einem Vorreiter in der Wirtschaft und im Gesundheitssystem, was Transparenz betrifft“, so Fischer. Ende Juni ist es soweit: Bis dahin wird jedes der vfa-Unternehmen diese Daten auf seiner Unternehmensseite veröffentlichen. Denn zu einer engen, aber auch öffentlich nachvollziehbarer Kooperation gibt es keine Alternative. Ohne sie gibt es keinen medizinischen Fortschritt.

Suche nach neuen Behandlungsmöglichkeiten

Mit den rund 600 Studien suchen die pharmazeutischen Unternehmen neue oder bessere Behandlungsmöglichkeiten für 204 Krankheiten. Der Schwerpunkt der Studien liegt dabei auf Krebs (136 Studien), Entzündungserkrankungen wie Asthma, Multiple Sklerose oder Morbus Crohn (111) oder Infektionskrankheiten (48). Platzhirsch bei der Durchführung ist dabei Berlin; hier werden die meisten klinischen Studien durchgeführt (226), gefolgt von Hamburg (153), München (142) und Frankfurt (117).

 

Die Domäne der Deutschen sind übrigens Phase-III-Studien – fast jede zweite dreht sich um die Endphase der Entwicklung eines Medikamentes. Deutlich weniger werden Phase-I-Studien durchgeführt. Ein Grund dafür sieht der vfa beim Bundesamt für Strahlenschutz: Dort müssen alle Studien genehmigt werden, in denen der Einsatz von radioaktiven Strahlen, von ionisierender oder Röntgenstrahlung vorgesehen ist. Und das Bundesamt lässt sich mit den Genehmigungen so viel Zeit, dass diese Studien vermehrt ins Ausland abwandern.

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