Fortschritte in der Leukämie-Behandlung - die Überlebenskurven haben sich bei den akuten als auch bei den chronischen Leukämien deutlich verbessert. Logo: © Pharma Fakten e.V.
Fortschritte in der Leukämie-Behandlung - die Überlebenskurven haben sich bei den akuten als auch bei den chronischen Leukämien deutlich verbessert. Logo: © Pharma Fakten e.V.

Hepatitis C – Mehr als eine Million Menschen geheilt

Die neuen Medikamente machen es möglich: Die meisten Infizierten können mit einer acht- bis zwölfwöchigen Therapie geheilt werden. Die WHO hat Zahlen vorgelegt, wie viele Menschen weltweit schon erfolgreich behandelt wurden.

Im Global Report on Access to Hepatitis C Treatment hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstmals einen umfassenden Bericht zu Hepatitis C vorgelegt. Der Report zeigt auf, wie der weltweite Zugang der Menschen zu den neuen Therapien, die auf den 2013 eingeführten Direct Acting Antivirals (DAA) basieren, derzeit geregelt ist. Doch die WHO will nicht nur dokumentieren, sondern auch zeigen, wie es geht: Der Bericht ist auch ein Leitfaden, der Regierungen über die richtigen Behandlungsstrategien für die weltweit 80 Millionen Menschen mit chronischer Hepatitis C aufklären soll.

 

Das Ziel ist hoch gesteckt, aber nicht unmöglich: Bis 2030 soll die Lebererkrankung nach Möglichkeit eliminiert werden. Das definiert die WHO so: Die Inzidenz, d.h. die Rate der Neuerkrankungen, soll um 90 Prozent verringert werden – und die Sterblichkeitsrate um 65 Prozent. In konkreten Zahlen heißt das: Statt sechs bis zehn Millionen Neuinfizierte weltweit sollen es 2030 nur noch maximal eine Million sein. Die Zahl der Todesopfer von Hepatitis C soll von derzeit 1,4 Millionen auf unter 500.000 pro Jahr gedrückt werden.

WHO: Globalen Zugang sicherstellen

Richtig bleibt: Die meisten der Patienten, die heute von Hepatitis C geheilt werden, leben in den reichen Ländern der „Ersten Welt“ – und noch immer haben 80 Prozent der Infizierten im Rest der Welt keinen Zugang. Aber die Gruppe der „low and middle income countries“ (LMICs) holt langsam auf. Ein Grund ist die Preisgestaltung in diesen Ländern: “Der Preis für eine Drei-Monats-Therapie ist etwa in Ägypten von 900 Dollar (825 Euro) im Jahr 2014 auf 200 Dollar (185 Euro) im Jahr 2016 gefallen”, erklärt der Leiter des Aids- und Hepatitis-C-Programms der WHO, Gottfried Hirnschall.

Sein erklärtes Ziel ist es, den Zugang zu Medikamenten gegen Hepatitis C für so viele Betroffene wie möglich zu öffnen. Um die Behandlungsraten weltweit hochzutreiben, will man bei der WHO an den „bemerkenswerten Erfolg“ bei HIV anknüpfen, wo heute jährlich 17 Millionen Menschen mit Medikamenten versorgt werden. Künftig sollen mindestens 80 Prozent der Hepatitis-C-Infizierten Zugang zu den benötigten Arzneimitteln bekommen.

Hohe Preise für Medikamente erleichtern den Zugang in ärmeren Ländern nicht. Deshalb, so führt der WHO-Report aus, vergeben die Entwickler und Hersteller der Hepatitis-C-Präparate im großen Stil freiwillige, nicht-exklusive Lizenzen an Generika-Produzenten. So hat der US-Pharmakonzern Gilead elf indischen, zwei ägyptischen und einem pakistanischen Unternehmen das Recht eingeräumt, generische Versionen seiner antiviralen Medikamente herzustellen. Sie dürfen in 101 Ländern der Welt angeboten werden. Bristol-Myers Squibb hat eine Vereinbarung mit dem Medicines Patent Pool (MPP) getroffen: Über eine Sublizenz hat der MPP sieben indischen Generika-Firmen den Auftrag erteilt, das BMS-Produkt herzustellen und es in 112 LMIC-Staaten verfügbar zu machen. Das Abkommen erlaubt auch Kombinationen mit Produkten anderer Hersteller. Andere Unternehmen fahren andere Strategien. Sie verhandeln „von Fall zu Fall“ mit LMICs in Afrika und anderen Weltregionen niedrige Preise aus.

Die neuen DAA-Medikamente sind wie gemacht für eine weltweite Eliminierungsstrategie. Das Behandlungsschema ist einfach, die Nebenwirkungen meist gering, die Heilungsraten eine Sensation. Neue Kombinationspräparate, die für alle sechs Genotypen der Krankheit angewendet werden können, vereinfachen die Behandlung zusätzlich, weil im Zweifel auf eine Genotypisierung verzichtet werden kann.

Einfache Behandlungsschemata sind gerade in Ländern mit geringer Gesundheitsinfrastruktur für den Heilungserfolg essentiell. „Bis 2014 war der Behandlungsstandard bei Hepatitis-C-Infektion wöchentliche Injektionen mit Interferon über 24 bis 48 Wochen und zweimal täglich Ribavirin-Tabletten. Die Behandlung war toxisch, teuer, kompliziert und relativ uneffektiv – mit Heilungsraten unter 50 Prozent.“ An die Eliminierung als realistisches Ziel war vor 2014 nicht zu denken.

Eliminierung als nationale Strategie

Ägypten ist eines der Länder, die bei der Hepatitis C-Bekämpfung vorangehen. Bis September 2016 wurden dort bereits 670.000 Menschen behandelt. Das nationale Programm läuft auf Hochtouren: Das Land hat weltweit mit den höchsten Anteil an HCV-Infizierten.

Auch Georgien und Marokko haben nationale Programme verabschiedet. Georgien plant, die Behandlungsrate auf 20.000 Menschen pro Jahr zu vervierfachen und Marokko will die Krankheit bis 2030 eliminiert haben. In Portugal hat die Regierung der Lebererkrankung ebenfalls den Krieg erklärt: Die Heilungsrate unter den Behandelten liegt dort bei 96,3 Prozent.

Aber die Medikamente allein tun es nicht. Die meisten Hepatitis-C-Infizierten sind unbekannt – die hohe Dunkelziffer macht die Krankheit so tückisch. Neben dem Zugang zu Arzneimitteln muss deshalb auch die Diagnose-Rate deutlich erhöht werden – und dafür muss erstmal das öffentliche Bewusstsein für die Erkrankungen und ihrer Behandlungsmöglichkeiten geschaffen werden.

Eine Eliminierung, das mahnt die WHO an, ist nur möglich, wenn eine nationale Strategie umgesetzt wird. Sie muss aufklärend wirken, muss alle relevanten Player an einen Tisch bringen, Präventionsmaßnahmen umsetzen, die Diagnoseraten durch systematische Screening-Maßnahmen erhöhen, die Infizierten behandeln und das Ganze evaluieren. Nur dann kann das Ziel, Hepatitis C auszurotten, erreicht werden.

Verwandte Nachrichten

Anmeldung: Abo des Pharma Fakten-Newsletters

Ich möchte per E-Mail News von Pharma Fakten erhalten: