32,11 Milliarden Euro haben die gesetzlichen Krankenkassen 2013 für die Arzneimittelversorgung ausgegeben, so der AVR – 3,2 Prozent mehr als im Vorjahr. In der Pressemitteilung des Vorjahres war aber von 30,6 Milliarden Euro Ausgaben die Rede – das wäre ein Anstieg um 4,9 Prozent. Der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (vfa) hingegen spricht in seinem vergangene Woche vorgestellten Arzneimittel-Atlas 2014 von GKV-Ausgaben in Höhe von 30,1 Milliarden Euro für 2013 und beruft sich dabei auf das Bundesgesundheitsministerium. Der Unterschied: Bei den Zahlen des vfa sind die Rabattverträge der Hersteller mit den Krankenkassen, die als Einnahmen der Kassen gerechnet werden, berücksichtigt.
Vermehrung der Kassenärzte
Welche Zahlen besitzen die größte Aussagekraft? Und wie sind vor diesem Hintergrund die berechneten Einsparpotenziale zu bewerten? Zumal die Autoren Prof. Dr. Ulrich Schwabe und Dr. Dieter Paffrath diese laut Pressemitteilung auf den Auswertungen der Rezepte von 202.965 Vertragsärzten berechnet haben. „Alle Ärzte und Psychotherapeuten eingeschlossen, gibt es in Deutschland 162.651 Vertragsärzte“, sagt Tanja Hinzmann, Sprecherin der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, auf Nachfrage von Pharma Fakten.
2 Milliarden AMNOG-Einsparung sind unrealistisch
Umstritten ist auch die Bewertung der Einsparungen in Höhe von 150 Mio. Euro, die 2013 als Folge der im Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes (AMNOG) eingeführten Nutzenbewertung erreicht wurde. 2014 soll diese Einsparung sogar bei 298 Mio. Euro liegen – Prof. Schwabe allerdings misst diese Zahlen an den „angestrebten“ AMNOG-Einsparungen von zwei Milliarden Euro. Bei dieser Zahl allerdings handelt es sich um eine politische Zahl, die nicht die Anzahl der Zulassungen und ihre Preise berücksichtigt. Laut AVR betrug der zusammengerechnete Umsatz der 25 umsatzstärksten Arzneimittel, die einer Nutzenbewertung unterzogen wurden, im Jahr 2013 1,96 Milliarden Euro. Um die im AMNOG geforderte Einsparung von zwei Milliarden Euro zu erreichen, hätten diese Präparate also verschenkt werden müssen.
Der AVR soll wie der Arzneimittel-Atlas auch eine Information für die Politik sein und ist als solche Grundlage von Gesetzgebungsprozessen. Angesichts der Widersprüche zwischen den Publikationen und der offenen Fragen zu den Zahlen ist jedoch unklar, wie groß der Nutzen dieser aufwändig erstellten Veröffentlichungen sein kann.