Laut des aktuellen Biotech-Reports  den der vfa bio gemeinsam mit der Boston Consulting Group (BCG) in Frankfurt a.M. vorstellte  gab es vergangenes Jahr 38 Zulassungen für Biopharmazeutika. Foto: © iStock.com/monkeybusinessimages (Catherine Yeulet)
Laut des aktuellen Biotech-Reports den der vfa bio gemeinsam mit der Boston Consulting Group (BCG) in Frankfurt a.M. vorstellte gab es vergangenes Jahr 38 Zulassungen für Biopharmazeutika. Foto: © iStock.com/monkeybusinessimages (Catherine Yeulet)

Patienten wollen nicht die billigsten, sondern die besten Arzneimittel

Wollen die Menschen in Deutschland wirklich möglichst billige Arzneimittel – wie kürzlich in Medienberichten und Statements Gesetzlicher Krankenkassen zu lesen war? Repräsentative Umfragen aus jüngster Zeit sprechen eine andere Sprache: Zuverlässige Wirkung und gute Verträglichkeit ohne gravierende Nebenwirkungen sind die vorrangigen Eigenschaften, die die Deutschen von ihren Arzneimitteln erwarten. Dass sie zudem auf dem neuesten Stand der Forschung sind, ist den Befragten bei weitem wichtiger als ein möglichst niedriger Preis.

Mehr als die Hälfte der Deutschen, so zitierten einige Medien vergangene Woche aus der Umfrage eines Generika-Herstellers, würden eine „Generika-Quote“ befürworten – also eine verpflichtende Mindestquote für den Einsatz von Nachahmer-Arzneimitteln durch die behandelnden Ärzte. Und drei Viertel fänden, die „Politik müsse mehr gegen hohe Medikamentenpreise tun.“

Gesetzliche Krankenkassen sahen in dieser Meldung eine Bestätigung ihrer Haltung, Arzneimittel in Deutschland seien zu teuer. In einem Statement verlautbarte die AOK Baden-Württemberg: Das System der Rabattpreisverhandlungen zwischen Kassen und Herstellern, schon seit Jahren üblich auf dem Generika-Markt, solle auch auf alle neuen Medikamente übertragen werden – „und zwar ab dem ersten Tag“.

Umfrage: Arzneimittel wirksam, sicher und auf dem neuesten Stand – nicht möglichst billig!

Unabhängige Umfragen der letzten Zeit zeichnen allerdings ein ganz anderes Bild. In einer bundesweiten Online-Umfrage im GfK-Panel „Cint“ hat die Redaktion Pharma Fakten im Frühjahr 2017 mehr als eintausend repräsentativ ausgewählte Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach den wichtigsten Aufgaben gefragt, die sie den drei zentralen Gruppen im Gesundheitssystem, den Ärzten, den Krankenkassen und den Pharmaunternehmen sowie deren Produkten zuschreiben. 

Demnach halten es 76 Prozent der Befragten für wichtig bzw. sehr wichtig, dass Arzneimittel ständig weiterentwickelt werden und auf dem neuesten Stand der Forschung sind. Höhere Zustimmungswerte gibt es bei den Medikamenten lediglich für die Grundeigenschaften „zuverlässige Wirkung“ (91 %), „gute Verträglichkeit“ (88 %) und „Sicherheit vor gravierenden Nebenwirkungen“ (86 %). Einen „möglichst günstigen Preis“ für die Medikamente halten dagegen nur 19 Prozent der Befragten für „unverzichtbar“. 

Dass die hohe Wertigkeit und Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems als Ganzes den Deutschen wichtiger ist als ein niedriger Preis, zeigt auch die aktuelle Umfrage einer gesetzlichen Krankenversicherung: Im „Meinungspuls Gesundheit 2017“ hat die Techniker Krankenkasse (TK) ihre Mitglieder unter anderem gefragt, ob sie lieber bereit wären, mehr zu bezahlen oder weniger Leistungen zu bekommen. Das Ergebnis ist eindeutig: Für die Option „Leistungen bleiben gleich, dafür höhere Beiträge und Zuzahlungen“ entschied sich mit 58 Prozent die Mehrheit der Befragten. Nur 27 Prozent dagegen votierten für die Option „Beiträge bleiben stabil, dafür weniger Leistungsumfang“. 

Auch bei den Ärzten: Klarer Vorrang für bestmögliche Behandlung

Auch im Hinblick auf die Erwartungen der Patienten an die Ärzte sind die Ergebnisse der Befragung von Pharma Fakten eindeutig: Die große Mehrheit der Befragten (75 Prozent) erwartet, dass ihr Arzt die jeweils beste Behandlung und Arzneimittel zur Anwendung bringt – unabhängig von den Kosten. Dass die Mediziner sich für die kostengünstigste Therapie entscheiden, findet nur bei einem Viertel der Befragten (27 Prozent) eine hohe bis sehr hohe Zustimmung. 

Bei der Frage nach der „Unverzichtbarkeit“ des jeweiligen Kriteriums verschieben sich die Prioritäten der Befragten noch deutlicher: Der Einsatz der „bestmöglichen Behandlungsmethoden und Arzneimitteln“ liegt mit 41 Prozent der „Unverzichtbar“-Nennungen ganz weit oben. Dagegen halten es nur vier Prozent der Patienten für unverzichtbar, dass die „kostengünstigste Behandlung und Arzneimittel“ eingesetzt wird – der geringste Wert unter allen wählbaren Kriterien. 

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