Die Sterblichkeit als Folge von Krebs in Europa sinkt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie italienischer Wissenschaftler. Foto: © iStock.com/ Katarzyna Bialasiewicz Photographee.eu
Die Sterblichkeit als Folge von Krebs in Europa sinkt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie italienischer Wissenschaftler. Foto: © iStock.com/ Katarzyna Bialasiewicz Photographee.eu

Auf die genaue Diagnose kommt es an

„Small things make the biggest difference“ (deutsch: „Die kleinen Dinge machen den größten Unterschied“) – Unter diesem Motto ruft die „Lymphoma Coalition“ den diesjährigen Welt-Lymphom-Tag am 15. September aus. Die Koalition, ein weltweites Netzwerk betroffener Patientengruppen, möchte damit den Bekanntheitsgrad der verschiedenen bösartigen Lymphome in der Öffentlichkeit erhöhen.

Im Grunde kann jede Körperzelle aufgrund genetischer Mutationen entarten und durch ein unkontrolliertes Wachstum Krebs bilden. So geschieht es auch bei den sogenannten „Lymphomen“, eine bestimmte Gruppe an Tumorformen. Wie der Name schon verrät, sind es hier die Lymphozyten, eine Form weißer Blutkörperchen, von denen die krankhaften Veränderungen ausgehen.

Neben den Lymphgefäßen und Organen, wie den Lymphknoten, dem Knochenmark oder auch der Milz, gehören die Lymphozyten zum sogenannten „lymphatischen System“, einem Teil der körpereigenen Immunabwehr. Sie erfüllen hierbei eine wichtige Funktion: Sie erkennen Fremdstoffe sowie Krankheitserreger und greifen sie an. Über die Lymph- und Blutbahnen können sie sich im ganzen Körper verteilen – und das nicht nur, wenn sie gesund sind. Mutieren sie und bilden Tumore, spricht man daher wie bei der Leukämie (Blutkrebs) von einer „systemischen Erkrankung“, die nicht nur auf ein bestimmtes Organ beschränkt ist: So können nicht nur die Lymphknoten befallen werden, sondern auch zum Beispiel die Milz, das Knochenmark oder andere Organe.

Lymphome: Eine Vielzahl unterschiedlicher Krankheitsbilder

Ein bösartiges (malignes) Lymphom ist daher nicht eine einzelne Krankheit, sondern meint all jene Tumoren, die das lymphatische System betreffen. Die Lymphoma Coalition geht von über 60 Subtypen aus. Man unterteilt sie grob in zwei Hauptgruppen: Die Hodgkin-Lymphome (HL) und die Non-Hodgkin-Lymphome (NHL). Welcher Gruppe eine Erkrankung zuzuordnen ist, lässt sich mithilfe einer Untersuchung des Tumorgewebes herausfinden: Denn nur beim Hodgkin-Lymphom lassen sich unter dem Mikroskop charakteristische Riesentumorzellen, die sogenannten Reed-Sternberg-Zellen, finden.

Im Vergleich zu anderen Tumorformen, wie Brust- oder Lungenkrebs sind bösartige Lymphome eher selten. Jährlich erkranken nach Angaben des „Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V.“ schätzungsweise etwa 10 bis 15 von 100.000 Personen in Deutschland neu an einem Non-Hodgkin-Lymphom. Die Zahl der Neuerkrankungen beim Hodgkin-Lymphom ist noch niedriger.

Auch deshalb bleibt die Erkrankung wohl oft zu lange unerkannt. Hinzu kommt: „Die Symptome von Lymphomen treten üblicherweise auch bei anderen, weniger gefährlichen Krankheiten, wie einer Grippe oder einer Viruserkrankung auf“, wie die Lymphoma Coalition schreibt. Dazu zählt am häufigsten das Anschwellen der Lymphknoten. Aber auch Fieber, Gewichtsverlust und Nachtschweiß können erste Anzeichen sein.

Auf der Suche nach dem passenden Behandlungsansatz

Die Koalition fordert daher: „Es ist wichtig, dass jede Person, die anhaltende Symptome zeigt, zum Arzt geht, um sicherzustellen, dass kein Lymphom und keine andere ernste Erkrankung vorliegen.“ Sollte es sich dann doch um einen Tumor handeln, gilt: Die Diagnose ist die Voraussetzung für eine passende Therapie.

Wie gut ein Lymphom behandelbar ist oder nicht, hängt jedoch letztlich von Krankheitsform und -stadium ab. Ist der Patient an einem langsam wachsenden Lymphom erkrankt? Oder ist der Tumor sehr aggressiv? Wie weit hat er sich bereits ausgebreitet? Auf die genaue Diagnose des Subtyps kommt es an. Laut einer Umfrage mit weltweit über 4.000 Patienten meinte jedoch nur knapp die Hälfte (57 %) der Betroffenen, die Eigenschaften ihres Subtyps nach ihrem Arztbesuch verstanden zu haben. Dabei ist gerade das so wichtig, denn: „Jeder Subtyp verlangt nach einem anderen […] Behandlungsansatz“, bestätigt die Lymphoma Coalition.

Lymphome: 12 neue Wirkstoffe seit 2011 weltweit zugelassen

Das stellt auch die pharmazeutische Industrie vor eine große Herausforderung – denn es bedeutet: Es müssen unterschiedliche Arzneimittel entwickelt werden, die an die spezifischen Eigenschaften der jeweiligen Lymphom-Formen angepasst sind. Es kann nicht die eine Therapie geben, die bei allen Subtypen gleichermaßen wirkt. Genauso kann es nicht das eine Therapieziel geben: So liegt beispielsweise der Fokus der Behandlung des Follikulären Lymphoms (FL), ein unheilbarer Subtyp des Non-Hodgkin-Lymphoms, darauf, die Krankheit möglichst zu kontrollieren und den Patienten eine gute Lebensqualität zu erhalten. Im Gegensatz dazu zielt die Therapie des Diffus-großzelligen B-Zell-Lymphoms (DLBCL) auf Heilung ab. DLBCL gehört ebenfalls zu den Non-Hodgkin-Lymphomen.

Dass die pharmazeutische Industrie die Herausforderung im Bereich Lymphome annimmt – das zeigt der Bericht „Global Oncology Trends 2017“ des Pharma-Statistikers QuintilesIMS. Demnach wurden für diese Indikation von 2011 bis 2016 insgesamt zwölf neue Wirkstoffe für unterschiedliche Subtypen weltweit zugelassen. Weitere befinden sich in der Forschungspipeline. Gerade im Bereich Immunonkologie werde zunehmend an Präparaten für Krebserkrankungen des blutbildenden Systems – zu denen die Lymphome gehören – geforscht, so QuintilesIMS. Letztlich gilt auch hier das Motto des Welt-Lymphom-Tages: Die kleinen Dinge machen den größten Unterschied.

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