Am 30. Mai ist Welt-MS-Tag. Foto: © iStock.com/Christoph Burgstedt
Am 30. Mai ist Welt-MS-Tag. Foto: © iStock.com/Christoph Burgstedt

Fast 13.000 Neuerkrankte

Die Erkrankung Multiple Sklerose (MS) tritt deutlich häufiger auf als bisher angenommen. Das geht aus einem Bericht des Versorgungsatlas, eine Einrichtung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), hervor.

18 von 100.000 gesetzlich Versicherten erkrankten in Deutschland im Jahr 2015 neu an einer MS. Insgesamt macht das 12.731 Betroffene – fast 70 Prozent davon sind Frauen. Das geht aus dem aktuellen Bericht Epidemiologie der Multiplen Sklerose“ hervor, für den Abrechnungsdaten aus dem vertragsärztlichen Bereich ausgewertet wurden. Die Zahlen würden „deutlich die bisherigen Annahmen“ zur Häufigkeit von Neuerkrankungen übertreffen, schreiben die Wissenschaftler des Versorgungatlas darin.

Zwischen den Jahren 2009 und 2015 stieg der Anteil der (diagnostizierten) Erkrankten an den gesetzlich Versicherten um fast ein Drittel auf 0,32 Prozent. „Die stetige Zunahme der Diagnoseprävalenz über die sieben Beobachtungsjahre unterstreicht eine kontinuierlich wachsende Bedeutung der MS im ambulanten Versorgungssetting in Deutschland“, heißt die Schlussfolgerung. So wurden im Jahr 2015 bundesweit insgesamt mehr als 223.000 gesetzlich Versicherte wegen einer MS ambulant behandelt.

West-Ost-Gefälle

Dabei gibt es jedoch große regionale Unterschiede, wie die Wissenschaftler feststellten: Im Westen wurden demnach sehr viel mehr Patienten behandelt als im Osten – und es erkranken jährlich etwa 25 Prozent mehr Menschen neu daran als im Osten. Laut des Versorgungsatlas sind die Gründe dafür unbekannt – und bedürfen weiterer Studien, in denen räumlich heterogen verteilte Risikofaktoren untersucht werden.

Unabhängig davon gilt für Menschen im Westen und im Osten aber gleichermaßen: Die häufigste Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems ist inzwischen relativ gut behandelbar. Das ist vor allem dem medikamentösen Fortschritt zu verdanken: „Zu meiner Assistenzzeit konnten wir MS-Patienten außer Cortison nichts anbieten. Es war sehr frustrierend zu wissen, dass die Patienten unweigerlich auf eine schwere Behinderung zugehen“, erzählte Prof. Dr. Andreas Schmitt, Medical Director von Biogen, Pharma Fakten. Das änderte sich erst, als in den 90er Jahren die ersten Interferone auf den Markt kamen. „Heute steht uns eine Vielzahl an verlaufsmodifizierenden Therapien mit diversen Wirkansätzen zur Verfügung.“

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