„Ein Kind, das mit HIV infiziert wird, oder ein Kind, das an AIDS stirbt, ist eines zu viel“, erklärte UNAIDS-Chef Michel Sidibé. Der Bericht, den die Organisation nun veröffentlicht hat, soll daher ein Weckruf sein. „Ganze Regionen geraten in Rückstand“, warnte Sidibé in Bezug auf den Kampf gegen die Krankheit.
Im Jahr 2020 sollen weltweit die 90-90-90-Ziele erreicht sein. Dann müssen demnach 90 Prozent der HIV-Infizierten diagnostiziert sein; 90 Prozent der Diagnostizierten eine Therapie erhalten. Bei 90 Prozent der Behandelten soll das Virus unter der Nachweisgrenze liegen.
Die Zeit rennt davon
Doch langsam wird die Zeit knapp. Zwar ist die Zahl der Neuinfektionen seit 2010 um 18 Prozent auf 1,8 Millionen in 2017 gesunken. Doch: „Dieser Rückgang ist nicht schnell genug, um das Ziel von weniger als 500.000 bis 2020 zu erreichen“, heißt es seitens UNAIDS. Die größten Fortschritte habe man in Regionen erzielt, die von HIV am stärksten betroffen sind: im östlichen und südlichen Afrika. Doch in rund 50 Ländern weltweit steigen die Neuinfektionen sogar an. So hätten sich in Osteuropa und Zentralasien die jährlichen Zahlen verdoppelt.
Die 90-90-90-Ziele können laut UNAIDS daher nur erreicht werden, wenn mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. „Für jede Herausforderung gibt es eine Lösung“, meint Sidibé. „Es liegt in der Verantwortung von politischen Entscheidungsträgern, nationalen Regierungen und der internationalen Gemeinschaft, ausreichende Investitionen zu tätigen […]“, erklärte er.
21,7 Millionen Menschen erhielten Therapie
Im Jahr 2017 waren laut UNAIDS 36,9 Millionen Menschen weltweit mit HIV infiziert. Fast 22 Millionen erhielten eine antiretrovirale Therapie. Dadurch sei die Zahl der AIDS-bedingten Todesfälle mit rund 940.000 die niedrigste des ganzen Jahrhunderts. „90-90-90 kann und muss erreicht werden“, so UNAIDS. Die Welt müsse den Weckruf ernst nehmen. Das gilt im Übrigen auch für Deutschland: Hierzulande wurden die 90-90-90-Ziele ebenfalls noch nicht gemeistert.