Im Fokus von „RESOLUTE (Research empowerment on solute carriers)”, das 2018 ins Leben gerufen wurde, stehen die sogenannten Solute Carrier (SLC)-Transporter, die über 400 unterschiedliche Proteine unter sich vereinen. Laut Claire Steppan vom Unternehmen Pfizer stellen sie „eine Großteils unerschlossene Quelle an potentiellen Zielmolekülen für neue Medikamente dar“. Und auch Gerhard F. Ecker vom Department für Pharmazeutische Chemie der Uni Wien sagt: „Die Transporter gehören zu den letzten großen weißen Flecken der pharmazeutischen Wissenschaft“.
Das soll sich nun ändern: „RESOLUTE wurde geschaffen, um entscheidende Fortschritte in der Erforschung der SLC Transportmoleküle zu erzielen“, erklärt Giulio Superti-Furga vom CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in einer Pressemitteilung. Es geht im ersten Schritt also um Grundlagenforschung.
RESOLUTE Knowledgebase: Wissen verknüpfen und zugänglich machen
Dazu haben sich es die Forscher u.a. zur Aufgabe gemacht, bereits öffentlich verfügbares Wissen über die Transporter zu analysieren und in einer Datenbank zusammenzuführen. Vergangenen Monat, im September 2019, vermeldete die Innovative Medicines Initiative (IMI), über die das Projekt läuft und gefördert wird, einen ersten Erfolg:
Die RESOLUTE Knowledgebase ging online. Sie ist für alle Wissenschaftler frei zugänglich und bietet verlässliche Informationen von hoher Qualität zu den Transportproteinen.
„Öffentlich zugängliche Daten über SLCs aus verschiedenen Quellen wurden hier zusammengestellt, verknüpft und integriert; das erlaubt es SLC-Forschern sich einen schnellen Überblick über den aktuellen Wissensstand bzgl. eines menschlichen SLC-Transporters zu verschaffen“, so Superti-Furga. In den folgenden Jahren wird RESOLUTE weitere Informationen zu der Knowledgebase hinzufügen – auch die Daten, die das Projekt im Rahmen seiner Forschung selbst generiert.
Transporter schon heute für Therapien genutzt
Letztlich sollen die Ergebnisse aus dem RESOLUTE-Projekt dazu beitragen, dass SLCs identifiziert werden, die für die Entwicklung von neuen Therapien relevant sind. Wie die Universität Wien auf ihrer Webseite erklärt, spielen Transportproteine schon heute eine Rolle in der Behandlung diverser Krankheiten. Ein Beispiel: „Antidepressiva blockieren den Serotonintransport ins Zellinnere und erhöhen somit die Konzentration von Serotonin, eines der sogenannten Glückshormone, an den Nervenenden“, weiß Gerhard F. Ecker. Die Uni Wien als RESOLUTE-Projektpartner ist sich daher sicher: „Eine weitergehende Forschung an den Transportern verspricht neue Ansätze für die Entwicklung von Heilmitteln, die zukünftig etwa bei Krankheiten wie Alzheimer oder Krebs zum Einsatz kommen können.“
Das Besondere an RESOLUTE: „Die Forschungsergebnisse und -techniken werden offen und prä-kompetitiv der wissenschaftlichen Gemeinschaft verfügbar gemacht“, so Superti-Furga. Dadurch sind sie nicht nur für die Projektteilnehmer von Vorteil, sondern auch für aktuelle und zukünftige Forschungsvorhaben von Wissenschaftlern weltweit von großem Interesse. Auf der Projekt-Webseite heißt es dazu: „RESOLUTE wird ein Beispiel dafür sein, wie in einer öffentlich-privaten Partnerschaft eine vergleichsweise unerforschte und biochemisch anspruchsvolle Proteingruppe für die Forschung und Entwicklung entschlüsselt werden kann“.
Auf Seiten der europäischen Pharmaindustrie sind die Unternehmen Bayer, Boehringer Ingelheim, Sanofi-Aventis, Novartis, Pfizer, und Vifor an RESOLUTE beteiligt. Bis 2023 stehen für das Projekt fast 24 Millionen Euro zur Verfügung.
Die Innovative Medicines Initiative (IMI) ist eine öffentlich-private Partnerschaft der Europäischen Kommission und der Europäischen Vereinigung von pharmazeutischen Industrien und Verbänden (EFPIA). Ziel ist es, die Entwicklung und Verfügbarkeit innovativer Medikamente zu beschleunigen – v.a. dort, wo ein hoher medizinischer Bedarf besteht.