Erstmals seit Jahren lassen sich offenbar wieder mehr Menschen im Alter von 60 Jahren oder älter gegen Grippe impfen. Das war es dann aber auch mit den guten Nachrichten. Foto: ©iStock.com/kzenon
Erstmals seit Jahren lassen sich offenbar wieder mehr Menschen im Alter von 60 Jahren oder älter gegen Grippe impfen. Das war es dann aber auch mit den guten Nachrichten. Foto: ©iStock.com/kzenon

Grippeimpfung: Noch immer Nachholbedarf

Die gute Nachricht zuerst: Erstmals seit Jahren lassen sich offenbar wieder mehr Menschen im Alter von 60 Jahren oder älter gegen Grippe impfen. Aber: Die Zielvorgabe einer Impfquote von 75 Prozent wird in keinem der Bundesländer erreicht. Und auch beim Klinikpersonal besteht noch Nachholbedarf. Das zeigen Daten des Robert Koch-Instituts (RKI).

Die Grippesaison 2017/2018 war besonders heftig. Das und die Tatsache, dass die Ständige Impfkommission (STIKO) für die Saison 2018/2019 erstmals den quadrivalenten Impfstoff empfohlen hatte – er schützt vor vier, statt drei Virusstämmen – dürfte die Akzeptanz der Influenza-Impfung erhöht haben. Das geht aus dem aktuellen Epidemiologischen Bulletin des RKI hervor. Grundlage dafür sind Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen. Für diese Untersuchung lagen Daten aus sieben Bundesländern vor.

Der leichte Anstieg der Impfquoten in der Saison 2018/2019 fand in allen Altersgruppen statt. Foto: ©iStock.com/Wavebreakmedia
Der leichte Anstieg der Impfquoten in der Saison 2018/2019 fand in allen Altersgruppen statt. Foto: ©iStock.com/Wavebreakmedia

Der leichte Anstieg der Impfquoten (je nach Bundesland zwischen 1,4 und 4 Prozentpunkte) in der Saison 2018/2019 fand in allen Altersgruppen statt. Auffällig sind dabei nicht nur die Unterschiede zwischen einzelnen Ländern, sondern innerhalb der Bundesländer auch die Unterschiede auf Kreisebene. So ergeben die Auswertungen für Baden-Württemberg Impfquoten von 13,4 und 34,3 Prozent, während sie in den Kreisen Sachsen-Anhalts zwischen 60 und 68,4 Prozent schwanken. Das Ziel der Europäischen Union, bis 2015 in allen Mitgliedsstaaten eine Impfquote von 75 Prozent zu erreichen? Fehlanzeige, denn „nach wie vor werden diese Zielvorgaben in Deutschland bisher von keinem der Bundesländer, für die aktuelle Daten vorliegen, und in keiner Altersgruppe erreicht“, heißt es in dem Papier.

Nachholbedarf: Die Grippeimpfquoten in deutschen Krankenhäusern

Seit zwei Jahren führt das RKI bei interessierten Kliniken eine Online-Befragung durch, um ein besseres Bild davon zu bekommen, wie es mit den Influenza-Impfquoten beim Gesundheitspersonal aussieht. Zwar sind sie gestiegen, liegen aber über alle Berufsgruppen hinweg lediglich bei knapp über 50 Prozent (s. Grafik). Dabei nimmt der Ärztliche Dienst eine Spitzenposition ein: Drei von vier Krankenhausärzten sind demnach gegen die Grippe geimpft. Das Pflegepersonal hinkt mit Werten von 46 Prozent deutlich hinterher. Interessant sind dabei die berufsspezifischen Gründe für die fehlende Impfmotivation: „Während die Ärzteschaft vor allem organisatorische Gründe aufführte, beklagte das Pflegepersonal ein insgesamt eher fehlendes Vertrauen in die Impfung.“

Die Daten stammen von 171 Kliniken & mehr als 27.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Foto: ©iStock.com/kzenon
Die Daten stammen von 171 Kliniken & mehr als 27.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Foto: ©iStock.com/kzenon

Dabei könnte es sogar sein, dass selbst diese Zahlen ein geschöntes Bild der tatsächlichen Situation zeichnen: Denn die Kliniken machen freiwillig mit. Liegt möglicherwiese ein „Selektionsbias“ vor? Es könnte durchaus sein, dass an der Onlinebefragung besonders häufig die Krankenhäuser mitmachen, die sich im Bereich der Grippeprävention besonders engagieren. Die Daten stammen von 171 Kliniken und mehr als 27.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

So oder so – die Zahlen sind bescheiden. Denn Menschen, die in Krankenhäusern arbeiten, sind durch den Kontakt mit Patienten nicht nur besonders gefährdet. „Darüber hinaus stellt diese Berufsgruppe aber auch eine Infektionsquelle für von ihnen betreute vulnerable Patientengruppen dar, die ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Krankheitsverläufe haben“, so das RKI.

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