Der Oktober ist Brustkrebsmonat – er geht auf eine Initiative der Amerikanischen Krebsgesellschaft (American Cancer Society) aus dem Jahr 1985 zurück. Seitdem nutzen zunehmend mehr Organisationen diesen Anlass, um die Erkrankung ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Denn Brustkrebs ist weltweit der am meisten diagnostizierte Tumor bei Frauen – „mit geschätzten 1,7 Millionen neuen Fällen pro Jahr und einer halben Millionen Todesfälle“, erklärt die ABC Global Alliance. Aber auch Männer können in seltenen Fällen betroffen sein (s. Pharma Fakten).
„Große Fortschritte wurden in der Diagnose, dem Management und den Behandlungsergebnissen von Brustkrebs im frühen Stadium erzielt; doch es gibt noch große Lücken, was die Behandlung und das Management von fortgeschrittenem Brustkrebs angeht“, so die ABC Global Alliance. Bei den Patienten hat sich der Tumor dann zum Beispiel auf die Lymphknoten und/oder Gewebe in der Brustregion ausgebreitet (lokal fortgeschrittener Brustkrebs, LABC) oder in entfernte Bereiche wie die Knochen oder das Gehirn gestreut (s. Grafik: Metastasierter Brustkrebs, MBC). LABC und MBC fasst die Organisation unter ABC (advanced breast cancer, fortgeschrittener Brustkrebs) zusammen.
Gerade für metastasierten Brustkrebs gilt: Er ist (momentan) nicht heilbar. Doch eine Therapie ist möglich „mit einer medianen Überlebensrate von zwei bis drei Jahren“ nach Diagnose. Das heißt: Zu dieser Zeit ist noch die Hälfte der Patienten am Leben. Das Management der Erkrankung ist komplex – es stehen verschiedene Therapieansätze zur Verfügung: Von der Chemotherapie und Bestrahlung bis hin zu biologischen Arzneimitteln, die besonders zielgerichtet wirken.
„We are advanced breast cancer”
„Sie schauen dich an, als wärst du eine wandelnde Leiche“, sagt eine Patientin mit fortgeschrittenem Brustkrebs gegenüber ABC Global Alliance. Eine andere meint: „Ich lebe vermutlich den schlimmsten Albtraum anderer“. Die Krankheit werde wie „ein Fluch“ behandelt, so eine weitere Frau. Viele Menschen könnten nicht verstehen, dass es keine Aussicht auf ein „happy ending“ gibt, erklärt noch eine Betroffene.
„Lasst uns die Prognose für Patienten mit fortgeschrittenem Brustkrebs ändern“, fordert die ABC Global Alliance. Grundlage für diese Forderung bildet die „ABC Global Charter“, die zehn konkrete Ziele umfasst, um die Situation der Betroffenen bis 2025 zu verbessern. Ziel Nummer 1: „Verdoppelung der medianen Gesamtüberlebenszeit für Patientinnen und Patienten mit ABC bis zum Jahr 2025.“ Dafür sind laut der Organisation u.a. „dezidierte und aufeinander abgestimmte Forschungsprojekte erforderlich, die sich speziell mit ABC befassen.“ Außerdem sollten alle Betroffenen „von einem interdisziplinären, spezialisierten Team und nach den hochqualifizierten, internationalen und nationalen Richtlinien behandelt werden.“ Andere Ziele der Charter beziehen sich z.B. darauf, mehr Wissen über ABC zu generieren, die Lebensqualität der Erkrankten zu verbessern oder die Öffentlichkeit zu sensibilisieren.
Arzneimittelforschung gegen Brustkrebs
Neue Erkenntnisse aus dem Bereich der Arzneimittelforschung im Kampf gegen Brustkrebs wurden zuletzt auf dem virtuellen Kongress der European Society for Medical Oncology (ESMO, 19.-21.9.20) publik. Thema war etwa ein CDK4/6-Inhibitor – ein zielgerichtetes Arzneimittel – der laut Studienergebnissen in Kombination mit der üblichen Antihormontherapie bei einer bestimmten Form des frühen Brustkrebses das Risiko für einen Rückfall deutlich reduziert (im Vergleich zu einer Antihormontherapie allein).
Und auch in Sachen fortgeschrittenes Mammakarzinom gab es Neuigkeiten: Berichtet wurde über eine Studie bei Patienten mit sogenanntem HR+/HER2- fortgeschrittenem Brustkrebs mit PIK3CA-Mutation. Der untersuchte Wirkstoffkandidat hatte (in Kombination mit einer Antihormontherapie) bei besonders schwer Erkrankten mit Lungen- und Lebermetastasen zu Verbesserungen in der Gesamtüberlebenszeit um mehr als 14 Monate geführt (im Vergleich zu einer Antihormontherapie allein). Susanne Schaffert, Onkologie-Chefin bei dem Pharmaunternehmen Novartis, sagte vor diesem Hintergrund, man habe sich dem Ziel verschrieben, „eine Welt zu gestalten, in der fortgeschrittener Brustkrebs eine heilbare Krankheit wird“.