Im Grunde ist die Nachricht eine positive: Weil das Pharmaunternehmen Chimerix in einer Klinik in Monrovia in Liberia nicht mehr genug Patienten vorfindet, die sich mit Ebola infiziert haben, kann es die antivirale Arznei Brincidofovir gegen das Virus nicht weiter erproben. Wie die New York Times berichtet, hatte die Firma aus Durham, North Carolina, 140 Dosen zur Behandlung nach Westafrika verschifft. Nur zehn von ihnen kamen seit Anfang des Jahres zur Anwendung. „Ohne eine ausreichende Anzahl an Patienten, um Rückschlüsse auf die Wirkung des Medikaments ziehen zu können, war die Studie für uns nicht weiter durchführbar“, erklärte Chimerix-Geschäftsführerin Dr. Michelle Berry gegenüber der Zeitung.
Ärzte ohne Grenzen geben noch keine Ebola-Entwarnung
Diese Entwicklung zeigt, dass die Ebola-Epidemie vorerst eingedämmt werden konnte. Der bis dato größte Ausbruch mit mehr als 22.000 Infizierten und 8.800 Toten hatte weltweit die Angst vor der Ausbreitung über Westafrika hinaus geschürt. Doch bis auf ein paar Einzelfälle kam es außerhalb des Epidemie-Gebiets zu keiner Ausbreitung.
Trotz rückläufiger Ansteckungszahlen warnt die Non-Profit-Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ (MSF) davor, die Ebola-Gefahr als gebannt zu betrachten. „Auch wenn die Patientenzahlen in Sierra Leone, Guinea und Liberia derzeit sinken, bedeutet dies nicht, dass die Epidemie unter Kontrolle ist“, heißt es in einer MSF-Pressemitteilung.
Tests mit anderen Heilmitteln gegen Ebola gehen weiter
Die Mediziner, die nach eigenen Angaben mit 4000 Mitarbeitern im Krisengebiet tätig sind und ein Viertel der Infizierten behandelt haben, erproben derzeit selbst, wie sich Blutplasma von geheilten Ebola-Patienten und das Grippe-Medikament Avigan gegen das Virus nutzen lässt. Die Arznei kam laut MSF bei einer großen Anzahl von Patienten zur Anwendung. Dennoch sollen Tests in weiteren Kliniken folgen. Insgesamt erschwert der Rückgang von Ebola die Forschung nach einem Heilmittel. Aus dem gleichen Grund konnte vor der aktuellen Epidemie kein Arzneimittel gegen Ebola entwickelt und getestet werden.
Brincidofovir wird bei künftigen Ausbrüchen jedenfalls wohl nicht zur Anwendung kommen. Der Rückzug der kleinen Pharmafirma sei Folge einer Erörterung des Themas mit der amerikanischen Zulassungsbehörde (FDA), MSF und Wissenschaftlern der Oxford University. Das amerikanische Unternehmen, das bislang noch kein Medikament auf den Markt gebracht hat, konzentriert sich bei der Weiterentwicklung ihrer Arznei fortan nur noch auf die Zulassung für andere Virus-Erkrankungen.
Ebola-Impfstoffe in der Erprobung
Derweil hat in Liberia ein Test mit Impfstoffen gegen Ebola begonnen. An den Studien sollen künftig tausende Menschen teilnehmen. Neben Liberia soll tausenden weiteren Testpersonen in Guinea und Sierra Leone potenzielle Vakzine verabreicht werden. Aktuell befinden sich Impfstoffe der Hersteller GlaxoSmithKline, Merck sowie Johnson & Johnson in der Erprobung.