© Pharma Fakten e.V.
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Impfstoffe in der Erprobung

In Westafrika rechnet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit zahlreichen weiteren Ebola-Infizierten. Doch die kurz bevorstehende Erprobung von Impfstoffen gibt Anlass zur Hoffnung.

Dr. Matthias Grade hat diese schreckliche Angst mit eigenen Augen gesehen.  Die Angst vor dem todbringenden Virus, das in Westafrika bereits rund zehntausend Menschen infiziert hat. „In der Bevölkerung“, so sagt er, „ist sie omnipräsent.“ Der Mediziner von „Ärzte ohne Grenzen“ hatte im Norden von Liberia dabei geholfen, ein Behandlungszentrum für Ebola-Patienten aufzubauen. Auf der Isolierstation konnte zu Beginn bei 80 von 147 Patienten der Erreger nachgewiesen werden.

Mittlerweile ist die Patientenzahl zwar auf 35 gesunken, doch dies scheint keine Trendwende zu sein. „Dafür stieg im Nachbarland unweit der Grenze die Anzahl der Erkrankten“, erklärt Grade. Ebola kennt keine Grenzen. Trotz aller bisherigen Bemühungen konnte die Epidemie kaum eingedämmt werden. Doch wurde dafür wirklich genug getan? Grade bezweifelt das. Zu spät habe die WHO Alarm geschlagen, hätte die Weltgemeinschaft mit Hilfsmaßnahmen reagiert. Staatliche Helfer aus europäischen Ländern suche man zwischen Guinea, Liberia und Sierra Leone noch vergebens. Und ein Heilmittel gegen Ebola existiert bis dato nicht.

Bisherige Ebola-Ausbrüche vergleichsweise klein

„Bis jetzt haben Ebola-Ausbrüche vergleichsweise wenige Menschen betroffen“, erläutert Prof. Dr. Marylyn Addo. 425 Infizierungen seien beim bisher größten Ausbruch in Uganda im Jahr 2000 gezählt worden. Für ein Investment der Pharmaindustrie sei das nicht ausreichend. Ob sich die Versorgung mit Ebola-Impfstoffen innerhalb kurzer Zeit ändern wird, wagt die Forscherin des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) nicht vorauszusagen. Immerhin jedoch sind mittlerweile einige Wirkstoffe in der Pipeline, die künftig vor einer Infektion mit Ebola schützen könnten.Die Wissenschaftlerin startet mit ihrem Team in Kürze Tests mit ihnen.

Versuche an Kleintieren und Primaten lieferten laut Addo bereits vielversprechende Ergebnisse. „Bei ihnen gab es einen einhundertprozentigen Schutz“, erklärt die Virologin. Zurzeit laufen die Vorbereitungen für erste Klinische Studien in Hamburg, bei denen der Wirkstoff an freiwilligen Probanden auf seine Verträglichkeit getestet wird. 800 Dosen des vom kanadischen Staat gespendeten Wirkstoffs VSV stehen hierfür zur Verfügung. An der Phase-I-Studie am Universitätsklinikum in Hamburg-Eppendorf können bis zu 30 Personen teilnehmen.

Mehrere Impfstoffkandidaten gegen Ebola

Eine andere Substanz befindet sich an der Oxford-Universität in England in der Erprobung. Dort wurde im September ein Impfstoff dem ersten Probanden verabreicht. Der Hersteller GlaxoSmithKline (GSK) produziert bis zu 10.000 Dosen, die der WHO zur Verfügung gestellt werden. Noch in diesem Jahr rechnen Wissenschaftler mit ersten Ergebnissen zur Verträglichkeit.

Später sollen die Impfstoffkandidaten direkt im Ebola-Krisengebiet zum Einsatz kommen. Geplant ist, dass Helfer in den Epidemie-Gebieten diese als Impfung erhalten. Ziel des Forschungsprozesses ist es, im nächsten Jahr einen Impfstoff für die breite Anwendung zur Verfügung zu haben.

Auch Johnson & Johnson engagiert sich in der Ebola-Forschung und hat einen verheißungsvollen Kandidaten im Portfolio. Bis 2015 will das amerikanische Unternehmen 250.000 Dosen davon herstellen, die bis Mai sollen für Klinische Tests bereitstehen sollen.

Beschleunigte Forschungsverfahren für Ebola-Impfstoffe

Ungewöhnlich bei den geplanten Klinischen Studien ist nicht nur das anvisierte Tempo. Prof. Dr. Klaus Cichutek vom Paul-Ehrlich-Institut, in Deutschland zuständig für die Zulassung Klinischer Studien, sagt: „Es ist möglich, dass sich die Klinischen Studien in Phase I, II und III überlappen.“ Die Zusammenarbeit an einem Impfstoff überwindet derzeit Landesgrenzen und die von Unternehmen.

Die jetzige Epidemie können die in dieser kurzen Zeit entwickelten Medikamente wahrscheinlich nicht mehr abmildern. Doch sie könnten künftig dazu beitragen, dass die Angst vor dem häufig todbringenden Virus bald verschwindet.

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