Demenz: Infos, News & Fakten

Fast zwei Millionen Menschen leben allein in Deutschland mit einer Demenzerkrankung. Die meisten davon mit dem Typ Alzheimer-Demenz.

Demenz ist ein Oberbegriff für mehr als 50 Krankheitsbilder, die eines gemeinsam haben: Sie gehen mit dem Abbau der kognitiven Fähigkeiten einher, etwa mit dem Verlust von Gedächtnis, Konzentrationsfähigkeit, Orientierung oder Urteilsvermögen. Wo die genauen Ursachen und Auslöser für Demenz liegen, konnte wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt werden. Die Forschung macht jedoch Fortschritte, sowohl in den Bereichen Früherkennung und Prävention als auch bei der Therapie.

Definition: Demenz einfach erklärt

Mit dem Begriff Demenz ist allgemein eine Minderung der geistigen Fähigkeiten gemeint, die den Alltag der Betroffenen stark einschränken und langfristig zu einem Verlust der Selbstständigkeit führen kann. Sie beeinflusst die gesamte Wahrnehmung, Persönlichkeit und das Verhalten eines Menschen.

Folgende Bereiche können bei einer Demenz beeinträchtigt sein:1

  • Gedächtnis
  • Aufmerksamkeit
  • Orientierung
  • Urteilsvermögen
  • Sprache
  • Motorik

Demenz ist somit weitaus mehr als eine Gedächtnisstörung, die im Alter auftritt. Vielmehr wird die Erkrankung durch spezifische Veränderungen im Gehirn verursacht.

Spannende Hintergrundinfos zum Thema Demenz

Ursachen: Wie und warum entstehen Demenzerkrankungen?

Bei einer Demenz ist zwischen primärer und sekundärer Demenz zu unterscheiden. Primäre Demenzformen machen 90 Prozent aller Demenzerkrankungen aus. Sie haben hirnorganische Ursachen und sind in der Regel irreversibel, also unumkehrbar.3 Primäre Demenzen führen zum Absterben von Nervenzellen und beeinträchtigen die Signalübertragung zwischen ihnen.

Sekundäre Demenzerkrankungen haben ihren Ursprung beispielsweise in einem Vitaminmangel, in einer Schilddrüsenfehlfunktion oder können durch bestimmte Medikamente ausgelöst werden. Anders als primäre Demenzen sind sekundäre Demenzen teilweise heilbar.3

Die häufigste Form der primären Demenz ist die Alzheimer-Krankheit, die etwa 60 Prozent bis 70 Prozent aller Demenzerkrankungen ausmacht. Bei ihr lagern sich veränderte Eiweißstoffe, u.a. die Amyloid-Beta-Eiweiße, im Gehirn ab und stören den Stoffwechsel der Nervenzellen.4

Amyloid-Beta ist ein Protein, das natürlicherweise im Gehirn vorkommt. Bei Alzheimer-Patient:innen sammelt sich übermäßig viel davon zwischen den Gehirnzellen an und bildet größere Zusammenlagerungen (Plaques) – und zwar vorrangig im Hippocampus, also der Hirnregion, die für das Gedächtnis zuständig ist. Die Plaques stören die Nährstoffversorgung und die Kommunikation zwischen den Zellen, was dazu führt, dass die betroffene Person geistig abbaut und dement wird.6

Inzwischen konnten Wissenschaftler:innen auch einige Faktoren ausmachen, die das Demenzrisiko erhöhen, zum Beispiel:

Aktuelle News zum Thema Demenz

Statistik: Wie häufig ist Demenz?

Ende 2023 lebten in Deutschland rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, wobei die Alzheimer-Krankheit mit Abstand die häufigste Form ist. Auch EU-weit sind die Zahlen hoch: 2023 waren in der Europäischen Union etwa 14,1 Millionen Menschen von einer Demenzerkrankung betroffen. Die Fallzahlen steigen dabei mit dem Alter deutlich an: Von den über 90-Jährigen sind etwa 36 Prozent dement.1

Weltweit litten im Jahr 2019 circa 55 Millionen Menschen an Demenz. Aufgrund der immer höheren Lebenserwartung ist in Zukunft mit weiter steigenden Zahlen zu rechnen. Prognosen zu Folge könnte die Zahl der Demenzkranken bis zum Jahr 2050 auf weltweit 152 Millionen ansteigen – mit den entsprechenden Folgen für das Gesundheitssystem.2, 17

Demenzarten im Überblick

Es gibt verschiedene Arten von Demenz, die sich in Ursachen, Symptomen und Verlauf unterscheiden. Insgesamt lassen sich über 50 verschiedene Demenzformen in primäre und sekundäre Demenzarten unterteilen. Zusätzlich gibt es Mischformen, bei denen mehrere Demenzarten gleichzeitig auftreten, zum Beispiel eine Kombination aus Alzheimer-Demenz und vaskulärer Demenz.

Morbus Alzheimer

Rund 60 Prozent bis 70 Prozent aller Demenzkranken haben die Alzheimer-Krankheit, die durch Proteinablagerungen im Gehirn gekennzeichnet ist.1 Frühe Anzeichen für die Alzheimer-Krankheit können sein:7

  • Gedächtnisprobleme
  • Probleme bei alltäglichen Handlungen
  • räumliche und zeitliche Orientierungsprobleme
  • neu auftretende Sprach- und/oder Schreibschwächen
  • Stimmungsschwankungen

Vaskuläre Demenz

Bei etwa 20 Prozent aller Demenzkranken liegt eine vaskuläre Demenz vor.12 Diese Demenzform entsteht im Zusammenhang mit kardiovaskulären Risikofaktoren (also die Blutgefäße betreffend), durch Durchblutungsstörungen im Gehirn. Die Symptome ähneln denen der Alzheimer-Krankheit. Zusätzlich neigen Betroffene zu Teilnahmslosigkeit und entwickeln Gangschwierigkeiten oder andere Bewegungsstörungen.8

Mögliche Ursachen für eine vaskuläre Demenzerkrankung sind Schlaganfälle und Hirnblutungen. Das Risiko steigt beispielsweise durch Bluthochdruck, Arteriosklerose und hohe Blutfettwerte.8

Frontotemporale Demenz

Bei der frontotemporalen Demenzform kommt es zum degenerativen Abbau von Nervenzellen im Bereich des Frontallappens (Stirnlappen) und des Temporallappens (Schläfenlappen). Es bilden sich sogenannte Pick´sche Körper, das heißt kugelförmige Einschlüsse verschiedener Proteine. Da die betroffenen Areale die Gefühle und das Sozialverhalten regulieren, unterscheiden sich die Symptome für gewöhnlich von anderen Demenzformen. So treten anfangs keine Gedächtnisstörungen auf, sondern vor allem Sprachprobleme und Stimmungsschwankungen.9

Ebenfalls relativ häufige Formen der Demenz sind die Lewy-Körper-Demenz und die Parkinson-Demenz. Hierbei handelt es sich um neurodegenerative Erkrankungen, die zu den primären Demenzen zählen.

Hinweis: Die hier genannten Informationen können keinesfalls einen Arztbesuch ersetzen! Sollten Sie entsprechende Symptome bei sich bemerken, sollten Sie eine medizinische Beratung in Anspruch nehmen!

Infografiken zum Thema Demenz

Diagnostik und Testverfahren bei Demenzerkrankungen

Demenzerkrankungen beginnen meist schleichend. Viele Symptome werden erst im Rückblick als solche erkannt. Bei der Diagnose spielen zunächst neuropsychologische Tests eine Rolle, mit deren Hilfe der Demenzverdacht erhärtet und das Stadium der Erkrankung festgestellt werden kann.

Zu den gängigen Tests im Rahmen der Diagnostik zählen:10

  • der Mini-Mental-Status-Test (MMST) zur Messung kognitiver Defizite
  • das strukturierte Interview für die Diagnose einer Demenz vom Alzheimer-Typ (SIDAM)
  • der Uhrentest
  • DemTect: Patientenbefragung mit Fragen aus den Bereichen Wortflüssigkeit, verbales Gedächtnis, Intellekt und Aufmerksamkeit
  • der Test zur Frühdiagnostik von Demenzen (TFDD)

Neben neuropsychologischen Tests können bei der Diagnostik auch bildgebende Verfahren wie MRT und CT angeordnet werden. Darüber hinaus sind ggf. Bluttests möglich.13

Therapieformen: medikamentöse und nichtmedikamentöse Behandlungsansätze

Medikamente können den Krankheitsverlauf bei Demenz verlangsamen, insbesondere dann, wenn sie bereits in einem frühen Krankheitsstadium eingenommen werden. Dabei können zum Beispiel Antidementiva, Antidepressiva, Antipsychotika oder Medikamente gegen Gedächtnisstörungen zum Einsatz kommen.11

Auch nicht-medikamentöse Therapieformen können den Leidensdruck von Betroffenen lindern, zum Beispiel Ergotherapie, Physiotherapie, kognitives Training oder Verhaltenstherapien. Sie können die Bewältigung des Alltags erleichtern und den Krankheitsverlauf mitunter verzögern.11

Fortschritte in der Demenzforschung und neue Ansätze

Die Forschung im Bereich Demenz macht Fortschritte und eröffnet neue Möglichkeiten in der Diagnostik, Behandlung und Pflege. Dazu gehören etwa neuartige Bluttests zur Unterstützung einer Diagnose, welche relativ einfach und kostengünstig durchführbar sein können.13

Auch neue Wirkstoffe wie monoklonale Antikörper zeigen Potenzial. Sie richten sich gezielt gegen Proteinablagerungen im Gehirn und sollen diese bekämpfen. Erste Vertreter sind in den USA bereits zugelassen. In der EU laufen derzeit Genehmigungsverfahren.15, 16, 19

Darüber hinaus könnte der verstärkte Einsatz von künstlicher Intelligenz künftig schnellere und präzisere Diagnosen ermöglichen, etwa durch die Unterstützung bei der Auswertung von Bildgebungsverfahren und genetischen Daten.14

Künstliche Intelligenz könnte in Zukunft auch bei der Pflege von Demenzkranken einen immer höheren Stellenwert einnehmen. So ist es denkbar, dass KI-gestützte Systeme personalisierte Ansätze zur Kommunikation bieten oder im Rahmen einer Smart-Home-Lösung längerfristig die Sicherheit und Unabhängigkeit von Demenzkranken gewährleisten können.15

Noch mehr Demenz-Wissen:

Quellen:

  1. https://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/Alz/pdf/factsheets/infoblatt1_haeufigkeit_demenzerkrankungen_dalzg.pdf
  2. https://www.aerzteblatt.de/archiv/232598/Demenz-in-Deutschland-Epidemiologie-und-Praeventionspotenzial
  3. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/pflege/online-ratgeber-demenz/was-ist-demenz.html
  4. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/d/demenz.html
  5. https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/
  6. https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/wasistalzheimer/veraenderungen-im-gehirn/
  7. https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/symptome/frueherkennung/
  8. https://www.alzheimer-forschung.de/demenz/vaskulaere-demenz/
  9. https://www.alzheimer-forschung.de/demenz/lewy-koerperchen-demenz/
  10. https://www.demenz-aktuell.de/diagnose
  11. https://www.wegweiser-demenz.de/wwd/medizinisches/behandlung/behandlungsmoeglichkeiten
  12. https://www.diakonie.at/demenz/was-heisst-demenz/arten-und-formen
  13. https://www.alzheimer-forschung.de/forschung/aktuell/bluttests/
  14. https://www.ergo.com/de/next-Magazin/Digitalisierung-und-Technologie/2024/KI-Kuenstliche-Intelligenz-Diagnose-Behandlung-Demenz
  15. https://www.vdz.org/zukunftstechnologien/kuenstliche-intelligenz-pflege-demenz
  16. Arzneimittel gegen Alzheimer: Kommt jetzt der Durchbruch?
  17. Demenz: Alle 3 Sekunden ein neuer Fall
  18. Demenzerkrankungen: Es werden immer mehr
  19. https://www.dzne.de/im-fokus/meldungen/2023/donanemab-neuer-wirkstoff-verlangsamt-geistigen-abbau-bei-alzheimer/#:~:text=%E2%80%9EDonanemab%E2%80%9C%20ist%20ein%20sogenannter%20Amyloid,Lecanemab%E2%80%9C%20bereits%20auf%20dem%20Markt.

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Kommentar

Arzneimittelausgaben 2025: „Same procedure, James“

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