Fortschritte in der Leukämie-Behandlung - die Überlebenskurven haben sich bei den akuten als auch bei den chronischen Leukämien deutlich verbessert. Logo: © Pharma Fakten e.V.
Fortschritte in der Leukämie-Behandlung - die Überlebenskurven haben sich bei den akuten als auch bei den chronischen Leukämien deutlich verbessert. Logo: © Pharma Fakten e.V.

Entwicklung von Alzheimer-Arznei läuft mit Hochdruck

Alzheimer ist eines der größten medizinischen Rätsel. Trotz jahrzehntelanger Forschung sind die Ursachen noch unklar. Das hat bislang die Suche nach einem Heilmittel blockiert. Dabei ist der Bedarf gerade in den westlichen Industrienationen gigantisch. Über die Herausforderungen bei der Suche nach einer Therapie und die Chancen hat Pharma Fakten mit Dr. Matthias Meergans, Medical Director von Biogen gesprochen.

Mit guten Ergebnissen in der Phase I der klinischen Studien sind Sie einem Alzheimer-Wirkstoff so nah wie noch nie zuvor. Was würde eine Alzheimer-Therapie für die Menschen bedeuten?

Dr. Matthias Meergans: Die Erkrankung ist – wie wir wissen – sehr weit verbreitet und damit ein dringendes Thema unserer älter werdenden Gesellschaft. Ein früher Beginn von Morbus Alzheimer betrifft zahlreiche Patienten mit teils dramatischem Einfluss. Die Belastung für die Patienten und Angehörigen kann sehr vielschichtig sein: Sie reicht von geringerer Lebensqualität, über verminderte Fähigkeit instrumenteller Alltagsaktivitäten bis hin zu einer kompletten Pflegebedürftigkeit in einer Vollzeitpflegeeinrichtung.

Allgemein gilt es, den Krankheitsverlauf des zunehmenden Gedächtnis- und Funktionsabbaus des Gehirns zu verhindern oder zumindest effektiv zu verlangsamen. Pharmakologische Therapiekonzepte können bislang nur symptomatisch die Situation der Patienten verbessern. Die zugrundeliegende Ursache wie die Ablagerung von fehl-gefalteten Proteinen im Gehirn konnte bislang nicht effektiv genug beeinflusst werden. Der Bedarf ist also nach wie vor groß, eine kausale Therapie zu entwickeln und so die pathologischen Vorgänge effektiv zu verhindern.

Bisher sind alle an einer Alzheimer-Heiltherapie gescheitert. Was lässt Sie hoffen, dass es Ihrem Ansatz besser ergeht?

Dr. Meergans: Bei der Fachtagung „AD/PD Kongress“ in Nizza wurden die Daten einer Phase IB-Studie der Biogen Prüfsubstanz BIIB037 (Aducanumab) erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Interesse und die positive Resonanz der Experten waren nicht zu übersehen. Aducanumab ist ein monoklonaler Antikörper und reduziert im Gehirn die Ablagerung von krankhaften Amyloid ß-Peptiden, die letztlich eine Hauptursache für die Abnahme kognitiver und funktionaler Leistungsfähigkeit darstellen. Somit stellt der Wirkstoff erstmals eine krankheitsmodifizierende Behandlungsmöglichkeit dar. Das weitere Entwicklungsprogramm wird derzeit mit Hochdruck aufgesetzt und eng mit Behörden abgestimmt.

Einer wirksamen Alzheimer-Therapie wäre ein gewaltiger Erfolg garantiert. Ebenso garantiert wäre eine große Kostendebatte. Wie sehen Sie dieses Dilemma?

Dr. Meergans: Auch hier sind wir in Kontakt mit den entsprechenden Experten und Behörden. Alles Weitere ist zum aktuellen Zeitpunkt Spekulation. Fest steht aber: Nicht nur der individuelle sondern der gesellschaftliche Bedarf ist einfach enorm. Dies darf nicht an den Kosten scheitern.

Verwandte Nachrichten

Anmeldung: Abo des Pharma Fakten-Newsletters

Ich möchte per E-Mail News von Pharma Fakten erhalten: