„Ein Argument für das Rauchen lautet, dass viele Menschen es genießen; natürlich ist das ein wichtiger Punkt“, meint Roser. „Aber du solltest dir selbst klarmachen, dass du es sehr genießen musst, um es zu rechtfertigen. Rund zwei Drittel derjenigen, die als Raucher:innen starben, starben wegen des Rauchens.“
Insgesamt sind es jährlich über acht Millionen Menschen, die wegen Tabakprodukten vorzeitig ihr Leben verlieren – sei es zum Beispiel in Folge einer Herzerkrankung oder von Krebs. Auf Tabak sind damit jeden Tag mehr Todesfälle zurückzuführen als auf Terrorismus in einem ganzen Jahr, so Roser. Und: „Die Lebenserwartung von jenen, die regelmäßig rauchen, ist rund zehn Jahre niedriger als bei Menschen, die nicht rauchen.“ Zehn Jahre mehr Leben – wenn das kein Grund ist, gegen die Sucht anzugehen, welcher ist es dann?
„Stell dir vor, wie wir über einen Extremsport denken würden, bei dem zwei Drittel von jenen, die ihn ausüben, sterben“, fordert der Ökonom plakativ. „Wenn du von der Risikobereitschaft von Bergsteigern wie Reinhold Messner oder Alex Honnold fasziniert bist: Das ist nichts im Vergleich zu dem, was Menschen, die rauchen, auf sich nehmen.“
Fast die Hälfte aller früheren Raucher:innen raucht nicht mehr
Die Fakten sind eindeutig – und in den vergangenen Jahrzehnten ist daher viel passiert. Noch in den 1960er Jahren war Tabakkonsum weitverbreitet: „Im Durchschnitt kauften [US-]amerikanische Erwachsene über zehn Zigaretten pro Tag“. Damals sah es so aus, „als ob sich das nie ändern würde. Aber das tat es.“ Und zwar schnell. Rauchen in Restaurants oder in Flugzeugen: Was vor nicht langer Zeit gang und gäbe war, ist heute undenkbar. „Fast die Hälfte aller früheren Raucher:innen haben inzwischen aufgehört, die Zigarettenverkäufe reduzierten sich auf ein Drittel, von dem, wo sie einst waren, und die Sterberate bei Lungenkrebs ging zurück“ (s. Grafik, Zahlen aus den USA).
Dieser Trend gilt nicht nur für die USA – und auch nicht nur in Bezug auf Lungenkrebs: In Deutschland zum Beispiel starben laut „Our World in Data“ 1990 noch rund 150 Menschen pro 100.000 Einwohner:innen vorzeitig aufgrund von Leiden, die auf das Rauchen zurückgingen. 2017 waren es 74 von 100.000.
Gegen die Sucht, für das Leben
Obwohl die Statistik eine klare Sprache spricht, raucht noch immer ein Fünftel der erwachsenen Weltbevölkerung (s. Our World in Data). Roser ist sich trotzdem sicher, dass der Kampf gegen die Sucht gewonnen werden kann. Er verweist auf effektive Maßnahmen, die einige Regierungen in der Vergangenheit bereits implementiert haben – angefangen bei der Besteuerung von Zigaretten, über Werbeverbote für Tabakprodukte, bis hin zu Unterstützungsangeboten für Betroffene. „Wenn wir weiterhin Fortschritte machen, werden wir nicht dabei zusehen müssen, wie eine Milliarde Raucher:innen in diesem Jahrzehnt eines frühen Todes sterben“, schreibt der Ökonom.