Demenz kann zum Beispiel durch kognitive Beeinträchtigungen, Verhaltensauffälligkeiten oder körperliche Symptome gekennzeichnet sein. Die Anzeichen unterscheiden sich in den einzelnen Phasen der Demenz. © istock.com/LightFieldStudios
Demenz kann zum Beispiel durch kognitive Beeinträchtigungen, Verhaltensauffälligkeiten oder körperliche Symptome gekennzeichnet sein. Die Anzeichen unterscheiden sich in den einzelnen Phasen der Demenz. © istock.com/LightFieldStudios

Demenz Symptome: Wie macht sich Demenz bemerkbar?

Gedächtnisstörungen, Orientierungsprobleme, Verhaltensauffälligkeiten: Demenzerkrankungen gehen mit einer Reihe von Symptomen einher, die je nachdem, wo das Gehirn geschädigt ist und in welchem Stadium sich die Demenzerkrankung befindet, stark variieren können. Dazu kommt: Eine Demenz kündigt sich Jahre vorher an, entwickelt sich häufig über Jahrzehnte und beginnt teilweise schon lange, bevor es zu ersten Symptomen kommt.

Inhalt

Kognitive Beeinträchtigungen bei Demenzerkrankungen

Bei den meisten Demenzformen fallen zunächst kognitive Beeinträchtigungen auf – bei der Alzheimer-Demenz zum Beispiel Gedächtnisstörungen, bei der vaskulären Demenz zum Beispiel eine allgemeine Verlangsamung des Denkens. Bei Morbus Alzheimer ist zunächst das Kurzzeitgedächtnis betroffen, im späteren Verlauf auch das Langzeitgedächtnis.1, 2

Darüber hinaus können bei Patient:innen mit einer Demenzerkrankung die folgenden kognitiven Symptome auftreten:1, 3

  • Schwierigkeiten, alltägliche Handlungen zu planen
  • Desorientierung (räumlich und zeitlich)
  • Wortfindungsstörungen
  • allgemeiner und beschleunigter Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • eingeschränktes Urteilsvermögen
  • Verschlechterung des Namensgedächtnisses

Da einige der Demenz Anzeichen in abgeschwächter Form auch im Zuge des normalen Alterungsprozesses auftreten können, ist die frühzeitige Diagnose einer Demenz oftmals erschwert.

Verhaltensauffälligkeiten und Veränderungen der Persönlichkeit

Eine beginnende Demenz äußert sich nicht immer durch Gedächtnisstörungen oder andere kognitive Beeinträchtigungen, manche Demenzformen – allen voran die frontotemporale Demenz – fangen mit Verhaltensstörungen und Veränderungen der Persönlichkeit an. Bei der Alzheimer-Krankheit kann es hingegen vor allem in den späteren Stadien zu verbalen und körperlichen Aggressionen kommen.1

Weitere mögliche Verhaltensauffälligkeiten bei Demenz:3, 5

  • Stimmungsschwankungen
  • Tendenz zum sozialen Rückzug
  • fehlende Rücksichtnahme auf Angehörige
  • Verlust von Verhaltensregeln
  • Angst und Unruhe bei Demenz
  • Teilnahmslosigkeit, Blick ins Leere
  • Wahn
  • Halluzinationen bei Demenz
  • Weinerlichkeit
  • Depression

Da Demenzkranke im Spätstadium oftmals den Sinn für die Realität verlieren, können Verhaltensauffälligkeiten auch eine Folge von Angst oder Überforderung sein – etwa dann, wenn die Körperpflege als Angriff gewertet wird. Symptome dieser Art sind für Angehörige eine besondere Herausforderung und daher ein häufiger Grund für die Aufnahme in ein Pflegeheim.5

Körperliche Symptome bei einer Demenzerkrankung

Körperliche Symptome treten in den meisten Fällen erst im späteren Verlauf einer Demenzerkrankung auf. Je nachdem, welche Hirnregion durch den Zellverfall besonders in Mitleidenschaft gezogen wurde, leiden Betroffene unter motorischen Störungen oder unter allgemeiner Kraftlosigkeit . Auch Müdigkeit oder ein rascher Wechsel von Müdigkeit zu Wachheit im Tagesverlauf sind möglich. Da Erkrankte in der Regel älter sind, ist Schwerhörigkeit bei Demenz ein häufiges Symptom, das andere Beschwerden wie Angstgefühle und Rückzug verstärken kann.

Im Spätstadium einer Demenz sind Patient:innen dann häufig nicht mehr in der Lage, ihre Bewegungen zu koordinieren. Da auch die Reflexe beeinträchtigt sein können, treten Schluckbeschwerden auf, die die Nahrungsaufnahme erschweren. Viele Demenzkranke verweigern daher das Essen, sind appetitlos oder entwickeln Essstörungen. Krampfanfälle sind ebenfalls möglich, außerdem geht eine Demenz im Endstadium für gewöhnlich mit Stuhl- und Harninkontinenz einher. In Kombination mit der eintretenden Bettlägerigkeit werden Betroffene anfälliger für Infektionskrankheiten, so auch für Lungenentzündungen, an denen viele Demenzkranke letztlich versterben.2, 4, 6

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Demenz erkennen: typische Symptome nach Phasen der Demenz

Merkmale:
Leichte kognitive Störung
  • es liegt offiziell noch keine Erkrankung vor
  • Demenz Frühsymptome wie Gedächtnisveränderungen fallen Betroffenen und Angehörigen nicht unbedingt auf
Frühe Demenz
  • erste Anzeichen wie Auffälligkeiten im Kurzzeitgedächtnis
  • Wortfindungsstörungen
  • gestörter Orientierungssinn
  • Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen
  • bei frontotemporaler Demenz Verhaltensstörungen
Mittleres Demenz-Stadium
  • nun auch Langzeitgedächtnis betroffen
  • erschwerte Orientierung in Raum und Zeit
  • gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus
  • erhöhter Bewegungsdrang
  • Halluzinationen
  • selbstständige Lebensführung nicht mehr möglich
Spätstadium / schwere Demenz
  • Symptome machen einen selbstständigen Alltag unmöglich
  • erschwerte Koordination von Bewegungen
  • gestörter Schluckreflex
  • abgeflachte Mimik
  • Inkontinenz
  • Bettlägerigkeit
  • erhöhte Anfälligkeit für Infektionskrankheiten

Wie ist der aktuelle Forschungsstand zum Thema Demenz?

Die Forschung zum Thema Demenz ist sehr dynamisch – auf dem Gebiet der Ursachenforschung ebenso wie in den Bereichen Diagnostik und Therapie. Beispielsweise untersuchen Wissenschaftler:innen, inwiefern sich eine gesunde Lebensweise auf das individuelle Demenz-Risiko auswirkt. Sie entwickeln neuartige Methoden zur Früherkennung wie kognitive Tests und bildgebende Verfahren, die sich letztlich auch auf die Therapie von Demenzerkrankungen positiv auswirken können. Denn: Ein besseres Verständnis der Mechanismen, die zu einer Demenz führen, ist die Grundlage für jeden Therapie-Fortschritt.7, 8

Die meisten Demenzerkrankungen sind nicht heilbar, ihr Fortschreiten kann jedoch teilweise verlangsamt werden. Auch hier gewinnt die Forschung laufend neue Erkenntnisse. Zahlreiche Medikamente gegen unterschiedliche neurodegenerative Erkrankungen sind in der Entwicklung – also gegen Erkrankungen, die mit der Schädigung von Nervenzellen im Gehirn einhergehen, darunter Morbus Alzheimer und andere Demenzformen.8

Ein vielversprechender Ansatz in der Alzheimer-Therapie sind Antikörper-Wirkstoffe, die gezielt gegen die Ablagerungen des Amyloid-Beta-Proteins im Gehirn wirken. Diese monoklonalen Antikörper greifen direkt in den Krankheitsprozess ein, anstatt nur die Symptome zu lindern. Studien zeigen, dass diese Medikamente die degenerativen Veränderungen im Gehirn verlangsamen können. In den USA sind bereits erste Vertreter dieser Wirkstoffklasse zugelassen, was neue Hoffnung für die Behandlung von Alzheimer-Demenz gibt.10, 11 Auf lange Sicht ist es das Ziel der Forschung, die Alzheimer-Krankheit eines Tages aufhalten oder gar heilen zu können.

Wissenschaftler :innen der Technischen Universität München (TUM) haben zudem an einer neuen Methode gearbeitet, die schädliche Ablagerungen im Gehirn (Amyloid-Beta-Plaques) reduzieren soll. Diese Plaques, die bei Alzheimer-Patient:innen für die Schädigung und Hyperaktivität von Nervenzellen verantwortlich sind, sollen demnach durch ein spezielles Protein namens Anticalin gebunden und inaktiviert werden. In Tierversuchen mit Mäusen zeigte sich, dass die überhöhte Aktivität der Nervenzellen durch Anticalin normalisiert werden konnte – ein wichtiger Schritt, da diese Hyperaktivität als frühes Anzeichen für Alzheimer gilt.

Obwohl die Ergebnisse vielversprechend sind, stehen große Herausforderungen bevor. Das Anticalin-Protein kann die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren und müsste direkt ins Gehirn injiziert werden, was bei Menschen bisher nicht praktikabel ist. Zudem wirkt es nur in den frühen Stadien der Erkrankung, die häufig erst spät diagnostiziert wird. Die Forschung zielt jedoch darauf ab, die Mechanismen besser zu verstehen und frühzeitige Eingriffspunkte zu identifizieren.

Es gibt somit Anlass zur Hoffnung, dass Demenzerkrankungen in Zukunft zumindest frühzeitiger erkannt und erfolgreicher therapiert werden können, um Betroffenen so lange wie möglich ein selbstständiges und lebenswertes Leben zu ermöglichen.9

Weitere Hintergrundinfos zum Thema Demenz

Demenz kann zum Beispiel durch kognitive Beeinträchtigungen, Verhaltensauffälligkeiten oder körperliche Symptome gekennzeichnet sein. Die Anzeichen unterscheiden sich in den einzelnen Phasen der Demenz. © istock.com/LightFieldStudios

Demenz Symptome: Wie macht sich Demenz bemerkbar?

Gedächtnisstörungen, Orientierungsprobleme, Verhaltensauffälligkeiten: Demenzerkrankungen gehen mit einer Reihe von Symptomen einher, die je nachdem, wo das Gehirn geschädigt ist und in welchem Stadium sich die Demenzerkrankung befindet, stark variieren können. Dazu kommt: Eine Demenz kündigt sich Jahre vorher an, entwickelt sich häufig über Jahrzehnte und beginnt teilweise schon lange, bevor es zu ersten Symptomen kommt.

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Bei Demenz handelt es sich um ein vielfältiges Krankheitsbild. Man unterscheidet zwischen primären und sekundären Formen der Demenz. © istock.com/wildpixel

Demenzformen: Arten von Demenz in der Übersicht

Bei Demenz denken viele Menschen sofort an die Alzheimer-Krankheit – dabei ist diese nur eine von über 50 Demenzerkrankungen. Es handelt sich somit um ein sehr vielfältiges Krankheitsbild, das verschiedene Ursachen haben und mit unterschiedlichsten Symptomen einhergehen kann.

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Quellen:

  1. https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/gehirn-nerven/anzeichen-einer-demenz/
  2. https://medisiegel.de/gesundheit/demenz/stadien
  3. https://hirnstiftung.org/alle-erkrankungen/demenz/
  4. https://www.pflege.de/krankheiten/demenz/
  5. https://demenzwiki.com/verhalten/psyche/
  6. https://www.visite-medizin.de/demenz/leben-mit-demenz/k%C3%B6rperliche-probleme-bei-demenz-mehr-als-nur-geistige-einschr%C3%A4nkungen.html
  7. https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/Focus/JHealthMonit_2023_03_Demenz.pdf?__blob=publicationFile
  8. Untergang von Nervenzellen: Über 260 Medikamente gegen Krankheiten wie Alzheimer in Entwicklung
  9. https://www.br.de/nachrichten/wissen/alzheimer-forschung-neue-erkenntnisse-machen-hoffnung,UMAklfM
  10. https://www.alzheimer-forschung.de/forschung/aktuell/antikoerper-wirkstoffe/
  11. Demenzerkrankungen: Es werden immer mehr

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