Eine Demenz verläuft in mehreren Phasen. Die Reisberg-Skala ist dabei ein häufig genutztes Modell zur Einteilung und umfasst sieben Stadien. © iStock.com/Wavebreakmedia
Eine Demenz verläuft in mehreren Phasen. Die Reisberg-Skala ist dabei ein häufig genutztes Modell zur Einteilung und umfasst sieben Stadien. © iStock.com/Wavebreakmedia

Stadien der Demenz

Demenz, also der allmähliche Verlust der kognitiven Fähigkeiten, betrifft Millionen Menschen weltweit und stellt eine große Herausforderung dar – für die Betroffenen und ihre Angehörigen ebenso wie für Medizin und Gesellschaft. Der Verlauf einer Demenz erfolgt meist in mehreren Stadien, die die zunehmende Verschlechterung der kognitiven und körperlichen Fähigkeiten beschreiben. Diese Stadien helfen dabei, die Krankheit besser zu verstehen und individuell angepasste Behandlungs- und Betreuungsmaßnahmen zu planen.

Inhalt

Demenz-Stadien nach der Reisberg-Skala

Ein häufig genutztes Modell zur Einteilung der Demenz-Stadien ist die Reisberg-Skala, auch bekannt als Global Deterioration Scale (GDS). Sie wurde vom New Yorker Mediziner Barry Reisberg entwickelt und umfasst insgesamt sieben Stadien1, die ihrerseits allgemein vier Phasen der Demenz zugeordnet werden können: leichte Demenz, mittelschwere Demenz, fortgeschrittene Demenz und Demenz im Endstadium.

Stadien der Demenz: Tabelle

Phase
Stadium
Merkmal
1
keine kognitiven Einschränkungen
2
leichte Minderung der Gehirnleistung
Frühdemenz / leichte Demenz
3
erste kognitive Auffälligkeiten
4
leichte Demenz mit Einschränkungen des Gedächtnisses und der Denkfähigkeit, allmählich Hilfestellung durch Dritte erforderlich
Mäßige / mittelschwere Demenz
5
mäßige Demenz mit auffälligen Denk- und Gedächtnislücken, spätestens jetzt ist Hilfe im Alltag unerlässlich
Schwere / fortgeschrittene Demenz
6
starke Verminderung des Denk- und Wahrnehmungsvermögens
Endstadium
7
deutlich fortgeschrittene Demenz mit sehr starken kognitiven und körperlichen Einschränkungen, vollständige Betreuung erforderlich

Im Rahmen der Diagnostik bewerten die behandelnden Ärzt:innen unter Einbeziehung der Angehörigen und des Pflegepersonals den Ist-Zustand und ordnen den:die Patient:in in ein Krankheitsstadium ein.1

Stadien der Demenz im Detail

Stadium 1

Im Stadium 1 sind (noch) keine Einbußen im Bereich der kognitiven Fähigkeiten erkennbar.

Stadium 2

Stadium 2 liegt dann vor, wenn die individuelle Gehirnleistung geringfügig gemindert ist. Betroffene vergessen Namen oder verlegen häufig Gegenstände. Da die Symptome in diesem Stadium denen einer leichten Vergesslichkeit gleichen und auch durch den ganz normalen Alterungsprozess bedingt sein können, ist eine Diagnose zu diesem frühen Zeitpunkt eher schwierig.

Stadium 3

Die kognitiven Einschränkungen fallen noch relativ gering aus, nehmen aber allmählich zu. So leiden Betroffene immer häufiger unter Wortfindungsstörungen, haben Schwierigkeiten beim Beschreiben von Gegenständen oder vergessen regelmäßig Namen und Termine. Oftmals ist auch die allgemeine Leistungsfähigkeit vermindert und es besteht eine Neigung zu depressiven Verstimmungen.

Stadium 4

In Stadium 4 wird die Demenz für Angehörige immer augenfälliger, denn der:die Erkrankte leidet nun unter kognitiven Einschränkungen, die über eine normale Vergesslichkeit weit hinausgehen. Insbesondere das Kurzzeitgedächtnis ist betroffen, aber auch wichtige Ereignisse aus der persönlichen Vergangenheit geraten zunehmend in Vergessenheit. Es kommt zum allmählichen Rückzug aus dem sozialen Leben und das Risiko für Depressionen nimmt zu.

Stadium 5

In Stadium 5 liegt eine mittlere bis mäßige Demenz vor. Es kommt häufig zu Denk- und Gedächtnislücken, die den Alltag erschweren und Hilfestellung durch Dritte erforderlich machen. Beispielsweise wissen Betroffene häufig nicht mehr, welcher Wochentag gerade ist und wo sie sich befinden. Auch Verwandte und Freund:innen werden nicht immer erkannt.

Stadium 6

Ordnen Ärzt:innen die Demenzerkrankung in Stadium 6 ein, handelt es sich um eine schwere bzw. fortgeschrittene Demenz. Das Denk- und Wahrnehmungsvermögen ist stark vermindert und die Persönlichkeit verändert sich drastisch. Hilfe bei alltäglichen Handlungen ist spätestens jetzt unverzichtbar. Selbst engste Verwandte werden nicht mehr erkannt, es kommt zu Misstrauen, Wahnvorstellungen und starken Stimmungsschwankungen. Oftmals verlieren Betroffene auch die Kontrolle über Blase und Darm.

Stadium 7

Stadium 7 ist das Endstadium der Demenz. Erkrankte können sich nicht mehr oder kaum noch verständlich machen und verlieren zunehmend die Kontrolle über ihren Körper. Sie leiden im Endstadium der Demenz unter Schluckbeschwerden, verkümmerten Reflexen und können letztlich den Kopf nicht mehr hochhalten. Da es im Endstadium der Demenz zur Nahrungsverweigerung kommen kann, drohen Erkrankte auch zu verhungern. Eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung ist in dieser Phase also unverzichtbar. Schließlich geht die Aufmerksamkeit gänzlich verloren und der Geist wird – sofern sich das beurteilen lässt – vollständig nach innen gerichtet. Zumeist sind Betroffene im Demenz Endstadium bettlägerig.

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Weitere Skalen zur Einordnung der verschiedenen Demenz-Stufen

Neben der Reisberg-Skala kommen bei der Einstufung einer Demenzerkrankung auch weitere Skalen zum Einsatz, unter anderem die ADL-Skala. ADL steht für „Activites of Daily Living“, zu Deutsch: „Aktivitäten des täglichen Lebens“. Hierbei handelt es sich um alltägliche, wiederkehrende Tätigkeiten, deren Zweck die Erfüllung der menschlichen Grundbedürfnisse (physisch und psychisch) ist. Die Skala dient also der Messung der Alltagskompetenz von Patient:innen mit Demenzerkrankungen sowie ganz allgemein von Pflegebedürftigen.

Es gibt verschiedene ADL-Systeme, wobei die ADL-Skala nach Barthel – der sogenannte Barthel-Index – besonders weit verbreitet ist. Bei der Demenz-Einstufung nach Barthel werden verschiedene Kategorien mit 0, 5 oder 10 Punkten bewertet, der maximal erreichbare Score-Wert beträgt 100. Je höher die erreichte Punktzahl, umso selbstständiger ist die Person. Die Bewertungskategorien sind:

  1. Essen
  2. Baden
  3. Körperpflege
  4. An- und Auskleiden
  5. Stuhlkontrolle
  6. Urinkontrolle
  7. Toilettenbenutzung
  8. Bett-/Stuhltransfer
  9. Mobilität
  10. Treppensteigen

Allerdings ist die ADL-Skala allein nicht aussagekräftig, denn selbst aus einem Score-Wert von 100 ergibt sich lediglich, dass eine Person die genannten Aktivitäten selbstständig durchführen kann. Komplexere Aufgaben wie Haushaltsführung, Einkaufen und Behördengänge werden vom ADL-System hingegen nicht erfasst.2, 3

Demenz Verlauf: schleichend und progressiv

Der Verlauf einer Demenz ist schleichend und progressiv – beginnt also langsam und unauffällig, verschlimmert sich aber im Laufe der Zeit. Grundsätzlich verläuft die Erkrankung jedoch bei jedem Menschen individuell. Dabei kann es auch kürzere oder längere Phasen der Stabilität geben. Auf welche Art und in welchem Tempo eine Demenz verläuft, hängt nicht zuletzt von der Demenzform sowie von individuellen Faktoren (Alter, weitere Begleiterkrankungen etc.) ab. Gleiches gilt für die Antwort auf die Frage, wie in den einzelnen Demenz-Stadien die Lebenserwartung ist.5

Nach einer Alzheimer-Diagnose leben Menschen durchschnittlich noch sieben bis zehn Jahre, während andere Demenzformen auch mit einer höheren Lebenserwartung einhergehen können. Studien deuten zudem darauf hin, dass Frauen nach der Diagnose im Schnitt etwas länger leben als Männer.4 Entscheidend für die Lebenserwartung ist in jedem Fall eine frühe Diagnose in Kombination mit einem individuell auf den:die Patient:in zugeschnittenen Therapieplan.6

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Quellen:

  1. https://www.alzheimer-deutschland.de/ueber-alzheimer-demenz/demenz-stadien
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Aktivit%C3%A4ten_des_t%C3%A4glichen_Lebens
  3. https://flexikon.doccheck.com/de/ADL-Score
  4. https://link.springer.com/article/10.1007/s15006-020-0509-5
  5. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/alzheimer-erkrankung/verlauf-und-prognose/
  6. Alzheimer: „Früh kümmern. Damit man später nicht vergisst.“

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