Demenz geht nicht nur mit kognitiven Beeinträchtigungen einher. Auch körperliche Symptome wie schiefe Körperhaltung, Schluckstörungen oder ein veränderter Gesichtsausdruck können Anzeichen einer Demenz sein. © iStock.com/PIKSEL
Demenz geht nicht nur mit kognitiven Beeinträchtigungen einher. Auch körperliche Symptome wie schiefe Körperhaltung, Schluckstörungen oder ein veränderter Gesichtsausdruck können Anzeichen einer Demenz sein. © iStock.com/PIKSEL

Demenz und körperlicher Abbau: Körperliche Symptome

Demenz wird vor allem mit kognitiven Beeinträchtigungen und einem Verlust des Gedächtnisses assoziiert, doch auch die körperlichen Symptome sind mitunter sehr tiefgreifend. Sie treten vorrangig im späteren Verlauf einer Demenzerkrankung auf und stellen für die Betroffenen und ihre Angehörigen eine zusätzliche Herausforderung dar.

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Warum kommt es bei einer Demenz auch zum körperlichen Abbau?

Bei einer Demenzerkrankung wie beispielsweise Morbus Alzheimer fallen im Laufe der Zeit immer mehr Gehirnfunktionen aus. Das Gehirn fungiert für den gesamten Körper als Steuerungszentrale. Körperliche Einschränkungen und der allmähliche körperliche Verfall zählen daher zu den typischen Symptomen einer weiter fortgeschrittenen Demenz.1

Körperliche Symptome bei Demenz

In den ersten Phasen einer Demenz leiden Betroffene in der Regel noch nicht unter körperlichen Beeinträchtigungen. Zu diesem Zeitpunkt stehen eher Gedächtnislücken, Wortfindungsstörungen und Orientierungsprobleme im Vordergrund. Im weiteren Verlauf und späteren Stadien der Erkrankung können dann in den folgenden Bereichen körperliche Symptome auftreten.

Verschlechterung der Bewegungsfähigkeit und Gangstörungen

Patient:innen mit fortgeschrittener Demenz entwickeln häufig Schwierigkeiten beim Gehen oder können bei Demenz plötzlich nicht mehr laufen. Der Gang ist unsicher und mitunter schwankend. Die Gangart ist eher kleinschrittig und instabil, was ein erhöhtes Sturzrisiko zur Folge hat. Dazu kommen grobmotorische Einschränkungen und Schwierigkeiten bei der Koordination – beispielsweise greifen Betroffene häufig ins Leere oder haben Schwierigkeiten, mit beiden Händen zwei verschiedene Bewegungen gleichzeitig auszuführen. Die Körperhaltung bei Demenz im fortgeschrittenen Stadium ist eingesunken, weil Betroffene nicht mehr in der Lage sind, den Kopf aufrecht zu halten. Die schiefe Körperhaltung geht mit einem teilnahmslosen Gesichtsausdruck bei Demenz einher, die Gesichtszüge wirken wie eingefroren.1

Allmählich kommt es auch zum Verlust der Feinmotorik, das heißt: Solche Tätigkeiten, die etwas Geschick oder Präzision erfordern, sind ohne Unterstützung nicht mehr möglich. Dazu zählen beispielsweise das Essen mit Messer und Gabel, das An- und Ausziehen von Kleidung und das tägliche Waschen und Zähneputzen. Betroffene verlieren zunehmend ihre Selbstständigkeit, was letztlich zu großer Frustration und damit einhergehend zu unkooperativem Verhalten führen kann.1

Inkontinenz

Harn- und/oder Stuhlinkontinenz schränken die Selbstständigkeit bei fortgeschrittener Demenz weiter ein. Zum einen verlieren die Betroffenen aufgrund der Veränderungen in ihrem Gehirn die Kontrolle über Blase und Darm, zum anderen sind sie oftmals nicht fähig, den Weg zur Toilette zu finden und urinieren dort, wo sie sich gerade befinden. Diese Entwicklung ist nicht nur für die Angehörigen eine große Belastung, sondern auch für die Betroffenen selbst. Sie ist mit Scham und Unsicherheit verbunden und hat oftmals einen weiteren Rückzug zur Folge.1, 2

Schluckstörung

Bei Demenzkranken im fortgeschrittenen Stadium ist oftmals die neurologische Steuerung jener Muskeln einschränkt, die am Schluckvorgang beteiligt sind. Schluckstörungen, sogenannte Dysphagien, treten daher im Zuge einer Demenz sehr oft auf. Die Folge: Betroffene verschlucken sich häufig, was das Risiko für eine Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) erhöht. Außerdem kann eine Dysphagie auch zur Nahrungsverweigerung und schlimmstenfalls zu Dehydrierung, Mangelernährung und damit einhergehend zu einer allgemeinen Verschlechterung des Gesundheitszustands führen. In einigen Fällen ist die natürliche Nahrungsaufnahme gar nicht mehr möglich, sodass eine künstliche Ernährung erforderlich wird.4

Veränderter Schlaf

Demenzkranke leiden häufig unter einem gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus. Infolgedessen wandern sie nachts umher und sind allgemein unruhig und verwirrt. Oder aber die Schlafphasen werden immer länger und die Patient:innen haben nur noch sehr kurze aktive Wachphasen. Eine Rund-um-die-Uhr Betreuung ist spätestens in dieser Phase der Demenz unerlässlich.1

Zu den ebenfalls möglichen körperlichen Symptomen bei fortgeschrittener Demenz zählen:

  • Sinnestäuschungen/Halluzinationen
  • allgemeine Kraftlosigkeit
  • motorische Unruhe
  • Appetitlosigkeit
  • Luftnot (durch eine geschwächte Lunge oder Blutarmut)

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Die körperlichen Anzeichen verschlechtern sich im weiteren Verlauf. Im Endstadium der Demenz sind Betroffene vollständig auf Pflege angewiesen – beim Essen und Trinken ebenso wie beim Anziehen, bei der Körperpflege und beim Toilettengang. In der letzten Phase werden die Erkrankten häufig bettlägerig, was – im Zusammenspiel mit der Verschlechterung des Allgemeinzustands – zu einer erhöhten Infektanfälligkeit führt. Insbesondere Lungenentzündungen treten in dieser Phase der Demenz häufig auf und führen nicht selten zum Tod. Problematisch ist zudem, dass Erkrankte möglicherweise unter Schmerzen leiden, die nicht erkannt werden, weil die betroffene Person sich nicht bemerkbar machen kann.3

Im Sterbeprozess ist der Herzschlag oft erhöht, der Blutdruck hingegen erniedrigt. Die Haut wirkt sehr blass oder ist bläulich-gemustert, das Gesicht ist eingefallen. Die Atmung ist flach und eher langsam oder unregelmäßig; außerdem kommt es häufig zu Atemgeräuschen, die ihre Ursache darin haben, dass Sekret in den Atemwegen nicht mehr abgehustet werden kann.3

Individuelle Pflegestrategie – für ein würdevolles Leben bis zum Schluss

Die Kombination aus erheblichen kognitiven Einschränkungen mit einem fortschreitenden körperlichen Verfall macht die Pflege von Demenzkranken besonders herausfordernd. Viele Betroffene werden zu Hause gepflegt, andere in ambulant betreuten Demenz-Wohngruppen oder in stationären Einrichtungen. In jedem Fall gilt: Eine umfassende Pflegestrategie, die die Bedürfnisse und Ängste der Angehörigen mit einbezieht, ist daher unerlässlich, um Betroffenen so lange wie möglich ein würdevolles Leben zu ermöglichen.5

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Die vaskuläre Demenz (VD) ist eine Form der Demenz, die ihren Ursprung in den Blutgefäßen des Gehirns hat – der Begriff „vaskulär“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „die Gefäße betreffend“. Ähnlich wie die Alzheimer-Krankheit manifestiert sich VD in kognitiven Einschränkungen, kann aber je nach betroffener Hirnregion und Ausmaß der Schädigung auch mit körperlichen Symptomen einhergehen.

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Die Frontotemporale Demenz (FTD; Pick-Krankheit) ist eine eher seltene neurodegenerative Erkrankung, die durch den fortschreitenden Abbau von Nervenzellen in den Frontal- und Temporallappen des Gehirns gekennzeichnet ist. © iStock.com/Alena Butusava

Frontotemporale Demenz: eine neurodegenerative Erkrankung

Bei der frontotemporalen Demenz (FTD) handelt es sich um eine eher seltene neurodegenerative Erkrankung. Sie wurde erstmals im Jahr 1892 von dem Prager Neurologen Arnold Pick beschrieben und wird daher auch als Pick-Krankheit bezeichnet. Der Begriff frontotemporale Demenz bezieht sich auf die Hirnbereiche, deren Nervenzellen durch FTD besonders in Mitleidenschaft gezogen werden: den Frontallappen (Stirnlappen) und den Temporallappen (Schläfenlappen).

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Quellen:

  1. https://www.visite-medizin.de/demenz/leben-mit-demenz/k%C3%B6rperliche-probleme-bei-demenz-mehr-als-nur-geistige-einschr%C3%A4nkungen.html
  2. https://www.visite-medizin.de/demenz/leben-mit-demenz/schwierigkeiten-bei-allt%C3%A4glichen-aufgaben-wenn-selbstst%C3%A4ndigkeit-verloren-geht.html
  3. https://www.wegweiser-demenz.de/wwd/sterbephase-193460
  4. https://www.deutsche-alzheimer.de/archiv-alzheimer-info/medizinische-versorgung/umgang-mit-schluckstoerungen-bei-demenz
  5. https://www.pflege.de/krankheiten/demenz/hilfe/demenzbetreuung/

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