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Demenz Ursachen einfach erklärt: Was passiert bei einer Demenz im Gehirn?
Demenz ist nicht gleich Demenz. Stattdessen gibt es eine Vielzahl von Demenzerkrankungen , die sich in ihren Ursachen ebenso unterscheiden wie in ihren Symptomen. Die häufigste Demenzform ist Morbus Alzheimer , allgemein als Alzheimer-Krankheit bezeichnet. Sie ist durch schädliche Proteinablagerungen zwischen den Gehirnzellen gekennzeichnet: Plaques (das heißt größere Zusammenlagerungen) aus Amyloid-beta-Proteinen stören die Kommunikation zwischen den Zellen. Zu Beginn der Erkrankung vorrangig im Hippocampus – dem Hirnbereich, der für das Gedächtnis verantwortlich ist. Fibrillen aus Tau-Proteinen führen im weiteren Krankheitsverlauf zu einer Zerstörung der inneren Zellstruktur. Tau-Proteine sind eigentlich für den Erhalt der Zellstabilität verantwortlich. Bei Alzheimer-Demenz nehmen sie jedoch die Form von Fibrillen (mikroskopisch kleine Fasern) an, in welcher sie dieser Funktion nicht mehr nachkommen können.2, 3
Bei anderen Demenzformen liegen der Erkrankung andere Ursachen und Prozesse zugrunde. So ist die zweithäufigste Form der Demenz, die vaskuläre Demenz , eine Folge von Durchblutungsstörungen im Gehirn. Bei einer plötzlichen Demenz nach einem Schlaganfall liegt also vermutlich eine vaskuläre Demenz vor. Die Blutgefäße verstopfen, entweder durch Ablagerungen an den inneren Gefäßwänden oder durch Blutgerinnsel, wodurch die betroffenen Hirnbereiche nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Hält diese Durchblutungsstörung länger an, können Hirnzellen beschädigt werden und letztlich absterben.4
Die eher seltene frontotemporalen Demenz (FTD) ist durch absterbende Nervenzellen in den Schläfenlappen (Temporallappen) sowie im Stirnlappen (Frontallappen) gekennzeichnet. Warum es zu diesem Zellsterben kommt, ist bislang unklar, bei einigen Patient:innen scheint FTD jedoch durch Mutationen in bestimmten Genen ausgelöst zu werden.5
Bei allen genannten Formen der Demenz kommt es im späteren Verlauf zu einer Immunreaktion des Gehirns auf die Schäden, einhergehend mit Entzündungsprozessen, die das Fortschreiten der Erkrankung beschleunigen können.2
Risikofaktoren für Demenz
Auch wenn an der Entstehung einer Demenzerkrankung stets mehrere Faktoren beteiligt sind, gibt es einen wichtigen Risikofaktor, den die meisten Demenzformen gemeinsam haben: das Alter. So steigt das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, statistisch gesehen mit zunehmendem Alter deutlich an. In der Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen sind weniger als zwei Prozent von einer Demenz betroffen, in der Gruppe der über 90-Jährigen sind es hingegen 35 Prozent.6
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer möglicher Risikofaktoren für Demenz:
Geschlecht:
Zwei Drittel aller Demenzkranken sind Frauen. Forscher:innen vermuten, dass dies nicht ausschließlich an der allgemein höheren Lebenserwartung von Frauen liegt, sondern dass auch hormonelle Faktoren eine Rolle spielen.1
Alkohol:
Übermäßiger Alkoholkonsum fügt dem Gehirn Schäden zu – und jeglicher Schaden am Gehirn begünstigt eine Demenz. Darüber hinaus gilt Alkohol als größter Risikofaktor für frühe Demenzen bei unter 65-Jährigen.7
Schlechtes Hörvermögen:
Vermutet wird, dass ein schlechtes Hörvermögen zu Veränderungen im Gehirn führt, die das Demenzrisiko erhöhen. Liegt bereits eine neurodegenerative Erkrankung vor, kann schlechtes Hören aber auch eine der Ursachen für herausforderndes Verhalten bei Demenz sein – etwa, weil Betroffene Geräusche nicht mehr richtig einordnen und dadurch nicht mehr wie gewohnt darauf reagieren können.6, 9
Diabetes:
Das Risiko für die beiden häufigsten Demenzerkrankungen, also für Alzheimer-Demenz und vaskuläre Demenz, steigt durch Diabetes an.11
Depressionen:
Das individuelle Demenzrisiko ist bei Vorliegen einer depressiven Störung um das bis zu Sechsfache erhöht.8
Bluthochdruck:
Bluthochdruck erhöht insbesondere das Risiko für die Entstehung einer vaskulären Demenz.4
Nikotin:
Raucher haben insgesamt ein erhöhtes Risiko für neurodegenerative Erkrankungen, so auch für Demenz. So steigert ein starker Nikotinkonsum über mindestens 20 Jahre hinweg das individuelle Erkrankungsrisiko um mehr als 100 Prozent.12
Darüber hinaus gilt es als erwiesen, dass Übergewicht und Bewegungsmangel zu den größten Risikofaktoren für Demenz zählen. Wer sich täglich ausreichend bewegt, profitiert hingegen von einer Schutzwirkung, die sich unter anderem durch eine verbesserte Durchblutung des Gehirns sowie durch die Reduzierung von Entzündungswerten und die Ausschüttung wichtiger Botenstoffe erklären lässt.13
Aktuelle News zum Thema Demenz

Gewonnene Zeit – Durchbruch in der Alzheimertherapie
Seit diesem Jahr stehen zwei Antikörper zur ursächlichen Behandlung der frühen Alzheimer-Demenz zur Verfügung. Ursächlich bedeutet: Sie bauen aktiv Amyloid-Plaques ab. Das sind Eiweißablagerungen im Hirn, die bei der Entstehung der Krankheit eine zentrale Rolle spielen. Auf dem Europäischen Gesundheitskongress in München (EGKM) gingen Expert:innen der Frage nach, was das für die Versorgungsstrukturen, für die Betroffenen selbst und ihre Angehörigen bedeutet. Denn klar ist auch: Eine Heilung ist die neue Therapie nicht.

Alzheimer-Erkrankung: Früher diagnostizieren, besser behandeln
Das Jahr 2025 wird in die Geschichtsbücher eingehen: Erstmals erhält ein Medikament in Europa eine Zulassung, das an den Ursachen der Alzheimer-Krankheit ansetzt. Wirken können derartige Therapien nur, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt zum Einsatz kommen. Voraussetzung ist eine frühe Diagnose. Doch daran hapert es in Deutschland all zu oft. Auf dem Gesundheitskongress des Westens sprachen Expert:innen darüber, wie sich das ändern lässt – große Hoffnungen liegen auf einer digitalen Plattform mit dem Namen ALFie.

Alzheimer-Erkrankung: Die Versorgung neu denken
Große Fortschritte in Diagnostik und Therapie der Demenzerkrankung Alzheimer sind in nächster Zukunft zu erwarten. Sie werden die bisherige Behandlung der Krankheit auf den Kopf stellen. Was muss passieren, dass diese Innovationen bei den Menschen ankommen? Ein Gespräch mit Oliver Stenzel vom forschenden Pharmaunternehmen Lilly.
Demenz vorbeugen: das sagt die aktuelle Forschung
Demenzerkrankungen wie Morbus Alzheimer sind bislang nicht heilbar, sondern können allenfalls in ihrem Verlauf verlangsamt werden. Umso besser wäre es daher, eine Demenz gar nicht erst entstehen lassen. An dieser Frage arbeitet die Forschung. So hat eine umfangreiche Meta-Studie gezeigt, dass Omega-3-Fettsäuren das Erkrankungsrisiko für Morbus Alzheimer um bis zu 65 Prozent senken können.14
Des Weiteren analysierten britische Forscher:innen, wie sich die tägliche Schrittzahl auf das individuelle Demenzrisiko auswirkt, mit erstaunlichen Ergebnissen: Personen, die täglich etwa 10.000 Schritte gehen, können ihr Erkrankungsrisiko demnach um 50 Prozent senken. Laufen sie mit einem Tempo von mehr als 40 Schritten pro Minute, sind es sogar 57 Prozent.15
Insgesamt lässt sich feststellen: Ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung und ausreichend geistiger Stimulation ist der beste und einfachste Weg, um einer Demenz bestmöglich vorzubeugen. Trotzdem liegt die Entstehung einer Demenzerkrankung oft nicht in den eigenen Händen.
Weitere Hintergrundinfos zum Thema Demenz

Ursachen bei Demenz: Risikofaktoren im Überblick
Die Zahl der Demenzkranken in Deutschland nimmt zu und wird auch in den nächsten Jahren weiter ansteigen – schätzungsweise auf bis zu 2,7 Millionen im Jahr 2050 (1). Doch wodurch wird Demenz eigentlich verursacht und welches sind die größten Risikofaktoren? Antworten auf diese und viele weitere Fragen rund um die Entstehung von Demenz erhalten Sie nachfolgend.

Stadien der Demenz
Demenz, also der allmähliche Verlust der kognitiven Fähigkeiten, betrifft Millionen Menschen weltweit und stellt eine große Herausforderung dar – für die Betroffenen und ihre Angehörigen ebenso wie für Medizin und Gesellschaft. Der Verlauf einer Demenz erfolgt meist in mehreren Stadien, die die zunehmende Verschlechterung der kognitiven und körperlichen Fähigkeiten beschreiben. Diese Stadien helfen dabei, die Krankheit besser zu verstehen und individuell angepasste Behandlungs- und Betreuungsmaßnahmen zu planen.

Demenzformen: Arten von Demenz in der Übersicht
Bei Demenz denken viele Menschen sofort an die Alzheimer-Krankheit – dabei ist diese nur eine von über 50 Demenzerkrankungen. Es handelt sich somit um ein sehr vielfältiges Krankheitsbild, das verschiedene Ursachen haben und mit unterschiedlichsten Symptomen einhergehen kann.
Quellen:
- Demenzerkrankungen: Es werden immer mehr
- https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/wasistalzheimer/veraenderungen-im-gehirn/
- https://www.dasgehirn.info/aktuell/frage-an-das-gehirn/wie-veraendert-sich-das-gehirn-bei-demenz
- https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/vaskulaere-demenz/hintergrund
- https://www.netdoktor.de/krankheiten/demenz/frontotemporale-demenz/
- https://demenz.behandeln.de/demenz-risikofaktoren.html
- https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Viel-Alkohol-fuehrt-frueh-in-die-Demenz-227739.html
- https://www.kreiszeitung.de/leben/gesundheit/demenz-alzheimer-vorbeugen-wissen-lebensstil-13-risikofaktoren-einer-zr-93446455.html
- https://www.uni-leipzig.de/newsdetail/artikel/hoerminderung-erhoeht-risiko-an-demenz-zu-erkranken-2021-04-07
- https://www.alzheimer-forschung.de/demenz/vorbeugen/soziale-kontakte/
- https://www.agm-online.de/demenz-und-alzheimer/wissensportal-einblickdemenz/01-2016-ueberraschende-verbindung-zwischen-alzheimer-und-diabetes-typ-2
- https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/foerdern-zigaretten-die-entwicklung-einer-demenz
- https://www.dasgehirn.info/grundlagen/das-gehirn-im-alter/drei-fronten-gegen-demenz
- https://www.alzheimer-deutschland.de/aktuelles/alzheimer-praevention/alzheimer-vorbeugen-meta-studie-bewertet-omega-3-hoch
- https://www.fr.de/ratgeber/gesundheit/demenz-risiko-senken-alzheimer-schritte-taeglich-laufen-gesundheit-erkrankung-news-91938052.html
