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Fakten & Zahlen rund um Morbus Alzheimer
In Deutschland leben rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, davon etwa 70 Prozent mit Morbus Alzheimer. Die Alzheimer-Krankheit ist somit die häufigste Form von Demenz, gefolgt von vaskulärer Demenz (15 Prozent) und den eher seltenen Varianten (Lewy-Körperchen-Demenz, Parkinson-Demenz, frontotemporale Demenz), die die verbleibenden 15 Prozent ausmachen.3
Rund zwei Drittel der Betroffenen sind Frauen. Warum Frauen häufiger unter Morbus Alzheimer leiden als Männer, ist nicht vollständig geklärt. Neben der generell höheren Lebenserwartung scheinen jedoch auch hormonelle und genetische Faktoren eine Rolle zu spielen.4
Alzheimer ist eine Erkrankung des Alters: Die Prävalenz liegt bei den über 90-Jährigen bei etwa 36 Prozent.8 Ein Sonderfall ist die präsenile Demenz vom Alzheimer-Typ, die bereits vor dem 65. Lebensjahr auftritt, jedoch lediglich eine Prävalenz von 1,85 Prozent aufweist.7
Symptome und Krankheitsverlauf bei Alzheimer
Phase 1: Leichte kognitive Störung
In der Anfangsphase treten bei Morbus Alzheimer nur leichte kognitive Einschränkungen auf, die von den Betroffenen nicht oder nur teilweise wahrgenommen werden. Sie können ihren Alltag noch ohne Hilfe bewältigen, haben jedoch in der Regel eine verminderte Leistungsfähigkeit. Mediziner:innen bezeichnen diese Phase als MCI (Mild Cognitive Impairment).
Phase 2: Frühes Stadium
Im frühen Stadium der Alzheimer-Erkrankung kommt es vermehrt zu Störungen des Kurzzeitgedächtnisses, die sich folgendermaßen bemerkbar machen können:
- Informationen werden schnell wieder vergessen
- Schwierigkeiten, einem Gespräch zu folgen
- Gegenstände werden häufig verlegt
- zeitliche/räumliche Orientierung ist erschwert
Betroffene können ihren Alltag nach wie vor allein bewältigen, benötigen aber zunehmend Unterstützung. Oftmals spüren sie auch, dass etwas mit ihnen nicht stimmt, und entwickeln infolgedessen Ängste oder Depressionen.
Phase 3: Mittleres Stadium
Im mittleren Alzheimer-Stadium sind die Krankheitszeichen nicht mehr zu übersehen. Inzwischen ist nicht mehr nur das Kurzzeitgedächtnis, sondern auch das Langzeitgedächtnis betroffen. Da das räumliche Sehen eingeschränkt ist, werden vertraute Gesichter nicht mehr erkannt, außerdem kann es zu Veränderungen der Persönlichkeit kommen. Typisch für diese Phase sind außerdem die folgenden Symptome:
- Unruhe
- gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus
- Orientierungslosigkeit
- Hilflosigkeit, die sich in Aggressivität äußern kann
Eine selbstständige Lebensführung ist in dieser Phase der Alzheimer-Krankheit nicht mehr möglich.
Phase 4: Spätes Stadium
Im späten Alzheimer-Stadium sind Patient:innen nicht mehr ausschließlich kognitiv beeinträchtigt. Häufig ist das Immunsystem geschwächt und die Anfälligkeit für Atemwegsinfekte und Lungenentzündungen steigt an. Im Alltag zeigen Betroffene oftmals ein erhöhtes Schlafbedürfnis, sprechen weniger und neigen zu Schwierigkeiten beim Essen, Trinken und Schlucken.
Aktuelle News zum Thema Demenz
Alzheimer, Krebs und Co.: So könnte sich die Behandlung 2025 verbessern
„Auch im Jahr 2025 könnten wieder mehr als 40 neue Medikamente gegen unterschiedliche Krankheiten in Deutschland auf den Markt kommen“, prognostiziert der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) – darunter sind womöglich innovative Antikörper gegen Morbus Alzheimer oder personalisierte Therapien gegen Krebsleiden.
Arzneimittel gegen Alzheimer: Kommt jetzt der Durchbruch?
Arzneimittelforschung im Bereich der Alzheimer-Krankheit – das ist nichts für schwache Nerven: Mehr als 20 Jahre lang gab es in dieser Indikation trotz intensiver Anstrengungen keine Neuzulassung. Doch das scheint sich jetzt zu ändern – bei der europäischen Zulassungsbehörde EMA stehen zwei Antikörper auf der Agenda. Sind sie für Menschen mit frühem Alzheimer ein Hoffnungsträger? Ein Interview mit Jörg Schaub. Er leitet beim forschenden Arzneimittelunternehmen Lilly Deutschland die Geschäftseinheit Neuroscience.
Pharmaforschung: Unmögliches möglich machen
Wirkstoffe gegen die Alzheimer-Erkrankung zu entwickeln – daran haben forschende Pharmaunternehmen wenig Interesse. Klar, das finanzielle Risiko ist schlicht zu hoch. So lautet einer dieser Mythen, die sich wacker halten, aber einem Faktencheck nicht standhalten. Denn das Geschäftsmodell der Industrie ermöglicht es, dass in Wirkstoffkandidaten investiert wird, die Milliardensummen verschlingen, bei denen die Chance des Scheiterns bisher fast 100 Prozent ist.
Wie entsteht Morbus Alzheimer?
Die Forschung im Bereich Alzheimer-Erkrankung gewinnt laufend neue Erkenntnisse – vieles ist jedoch nach wie vor unklar. Fakt ist allerdings: Die Alzheimer-Krankheit entsteht durch hirnorganische Veränderungen, die die kognitiven Fähigkeiten einschränken. Verantwortlich für diese Veränderungen sind aller Wahrscheinlichkeit nach die Proteine Amyloid-beta und Tau.
Amyloid-beta (Aß) kommt natürlicherweise im Gehirn vor. Bei Alzheimer-Patient:innen sammelt es sich zwischen den Gehirnzellen an und bildet Oligomere (kleine Klumpen) und Plaques (große Zusammenlagerungen), anfangs vor allem im Hippocampus. Die Proteinablagerungen stören die Nährstoffversorgung der Zellen sowie ihre Kommunikation untereinander.
Das Tau-Protein ist für die Nährstoffversorgung des Gehirns sowie für die Zellstabilität verantwortlich. Bei Morbus Alzheimer ist es chemisch derart verändert, dass es fadenförmige Strukturen (Tau-Fibrillen) bildet. In dieser Form kann es seinen Funktionen nicht mehr nachkommen.
Wie genau diese Prozesse im Gehirn ablaufen und wodurch sie verursacht werden, konnte wissenschaftlich noch nicht geklärt werden.2
Alzheimer Diagnostik: Die Demenz frühzeitig erkennen
Da auch das ganz normale Altern mit einem Nachlassen der geistigen Fähigkeiten einhergehen kann, ist die Diagnose von Morbus Alzheimer und die Abgrenzung gegenüber anderen Demenzformen für Ärzt:innen nicht immer einfach. Anfangs kommen meist neuropsychologische Tests (z. B. der Mini-Mental-Status-Test oder der Uhrentest) zum Einsatz, aber auch bildgebende Verfahren sind im Rahmen der Alzheimer-Diagnostik üblich.
Beispielsweise können Schichtaufnahmen des Gehirns, die im Zuge einer Computertomografie (CT) oder einer Magnetresonanztomografie (MRT) erstellt werden, bei der Abgrenzung gegenüber anderen Demenzformen helfen.
Auch die Untersuchung des Nervenwassers wird bei Verdacht auf Morbus Alzheimer häufig durchgeführt, da die Konzentrationen des Amyloid-beta- und des Tau-Proteins bei Erkrankten verändert sind.5
Therapiemöglichkeiten bei Alzheimer-Demenz
Die Alzheimer-Demenz ist bislang nicht heilbar. Der geistige Abbau kann jedoch verzögert werden, um Betroffenen so lange wie möglich einen selbstständigen Alltag zu ermöglichen. Die symptomatische Behandlung besteht zumeist aus verschiedenen Bausteinen:
- Nicht-medikamentöse Behandlung (Ergotherapie, Logotherapie, Orientierungstraining, Verhaltenstherapie etc.)
- Medikamentöse Behandlung (je nach Einzelfall mit Antidepressiva, Neuroleptika und/oder mit Antidementiva, die die Gedächtnisstörungen lindern oder stabilisieren)
Bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz verschreiben Ärzt:innen häufig Acetylcholinesterase-Hemmer, die den Abbau des Botenstoffs Acetylcholin im Gehirn hemmen und den Allgemeinzustand der Betroffenen verbessern können. Ist die Alzheimer-Krankheit bereits weiter fortgeschritten, können Glutamat-Antagonisten zum Einsatz kommen. Diese drosseln die Glutamat-Ausschüttung im Gehirn und können sich ebenfalls positiv auf die Kognition auswirken.6
Forschung & Innovationen bei Alzheimer-Demenz
In der Therapie der Alzheimer-Erkrankung geben Antikörper-Wirkstoffe, die sich gegen die Ablagerungen des Amyloid-beta-Proteins im Gehirn richten, Anlass zur Hoffnung. Sie greifen direkt in den Krankheitsprozess ein, statt nur Symptome zu lindern. Solch neuartige monoklonale Antikörper könnten die degenerativen Veränderungen im Gehirn verlangsamen.9, 10 In den USA sind erste Vertreter dieser Arzneimittelklasse bereits zugelassen. Auf lange Sicht ist es das Ziel der Forschung, die Alzheimer-Krankheit eines Tages aufhalten oder gar heilen zu können.
Ein weiterer Forschungsansatz beschäftigt sich mit den seneszenten Zellen – also mit Hirnzellen, die nicht mehr funktionieren, aber auch nicht absterben und sich schädlich auf das Hirngewebe auswirken können. Die Wirkstoffklasse der Senolytika könnte womöglich in der Lage sein, diese Zellen zu beseitigen, ohne gesunde Zellen in Mitleidenschaft zu ziehen.11
In der Diagnostik von Morbus Alzheimer könnte künftig der Künstlichen Intelligenz (KI) eine immer größere Bedeutung zukommen. So hat ein Forschungsteam des Max-Planck-Instituts und des Universitätsklinikums Leipzig erfolgreich KI genutzt, um auf MRT-Bildern Alzheimer-Demenz und andere Demenzformen in einem frühen Krankheitsstadium zu erkennen.12
Weitere Hintergrundinfos zum Thema Demenz
Alzheimer Symptome & Anzeichen
Etwa 70 Prozent aller Demenzkranken leiden unter der Alzheimer-Krankheit – der mit Abstand häufigsten Form von Demenz. Mit welchen Symptomen die Erkrankung einhergeht, hängt dabei vor allem vom Krankheitsstadium ab. Bei den meisten Erkrankten beginnt Morbus Alzheimer schleichend und verschlechtert sich stetig, es gibt jedoch auch Fälle, in denen die Erkrankung einen wechselhaften Verlauf nimmt, der auch Phasen der Besserung umfasst.
Demenz und körperlicher Abbau: Körperliche Symptome
Demenz wird vor allem mit kognitiven Beeinträchtigungen und einem Verlust des Gedächtnisses assoziiert, doch auch die körperlichen Symptome sind mitunter sehr tiefgreifend. Sie treten vorrangig im späteren Verlauf einer Demenzerkrankung auf und stellen für die Betroffenen und ihre Angehörigen eine zusätzliche Herausforderung dar.
Frontotemporale Demenz: eine neurodegenerative Erkrankung
Bei der frontotemporalen Demenz (FTD) handelt es sich um eine eher seltene neurodegenerative Erkrankung. Sie wurde erstmals im Jahr 1892 von dem Prager Neurologen Arnold Pick beschrieben und wird daher auch als Pick-Krankheit bezeichnet. Der Begriff frontotemporale Demenz bezieht sich auf die Hirnbereiche, deren Nervenzellen durch FTD besonders in Mitleidenschaft gezogen werden: den Frontallappen (Stirnlappen) und den Temporallappen (Schläfenlappen).
Quellen:
- https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/symptome/stadien/
- https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/wasistalzheimer/veraenderungen-im-gehirn/
- https://www.deutsche-alzheimer.de/artikel/deutsche-alzheimer-gesellschaft-stellt-neue-zahlen-zur-demenz-vor-deutlich-mehr-erkrankte-unter-65-jahren-als-bisher-angenommen
- https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/frauen-und-alzheimer/
- https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/alzheimer-erkrankung/diagnostik/
- https://demenz.behandeln.de/alzheimer-behandlung.html
- https://demenz-vor-65.de/praesenile-demenz/
- https://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/Alz/pdf/factsheets/infoblatt1_haeufigkeit_demenzerkrankungen_dalzg.pdf
- https://www.alzheimer-forschung.de/forschung/aktuell/antikoerper-wirkstoffe/
- Demenzerkrankungen: Es werden immer mehr
- https://www.nationalgeographic.de/wissenschaft/2024/01/alzheimer-forschung-neue-hoffnung-auf-ein-heilendes-medikament
- https://www.mpg.de/19723976/0110-nepf-ki-erkennt-seltene-formen-von-demenz-149575-x