Bei Demenz handelt es sich um ein vielfältiges Krankheitsbild. Man unterscheidet zwischen primären und sekundären Formen der Demenz. © istock.com/wildpixel
Bei Demenz handelt es sich um ein vielfältiges Krankheitsbild. Man unterscheidet zwischen primären und sekundären Formen der Demenz. © istock.com/wildpixel

Demenzformen: Arten von Demenz in der Übersicht

Bei Demenz denken viele Menschen sofort an die Alzheimer-Krankheit – dabei ist diese nur eine von über 50 Demenzerkrankungen. Es handelt sich somit um ein sehr vielfältiges Krankheitsbild, das verschiedene Ursachen haben und mit unterschiedlichsten Symptomen einhergehen kann.

Inhalt

Welche Arten von Demenz gibt es?

Mediziner:innen unterscheiden zwischen primären und sekundären Formen der Demenz. In etwa 90 Prozent der Fälle liegt eine primäre Demenz vor. Diese hat hirnorganische Ursachen und ist in der Regel irreversibel (nicht umkehrbar). Primäre Demenzformen werden weiter unterteilt in neurodegenerative Demenzformen (zu denen auch die Alzheimer-Krankheit zählt), vaskuläre Demenzen sowie Mischformen der Demenz.

Etwa zehn Prozent aller Demenzkranken leiden unter einer sekundären Demenz, deren Ursache nicht im Gehirn liegt. Stattdessen können sekundäre Demenzformen u. a. durch folgende Faktoren ausgelöst werden:

  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Vitaminmangel
  • chronische Vergiftungen (durch Alkohol oder Medikamente)
  • Mangelernährung
  • Störungen der inneren Organe

Anders als primäre Demenzen können sekundäre Demenzarten durch die Behandlung der ihr zugrundeliegenden Erkrankung bis zu einem gewissen Grad rückgängig gemacht werden.11

Demenzformen: Tabelle

Kategorie
Demenzart
Merkmale
Primäre Demenzformen
Alzheimer-Demenz
Häufigste Form; Ablagerungen von Beta-Amyloid und Tau-Proteinen im Gehirn spielen eine wichtige Rolle; schleichender Verlauf.
Vaskuläre Demenz
Durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht
Frontotemporale Demenz (FTD)
Betrifft vor allem Stirn- und Schläfenlappen, frühe Veränderungen in Persönlichkeit und Verhalten.
Parkinson-Demenz
Kann im späteren Verlauf der Parkinson-Krankheit auftreten
Lewy-Körperchen-Demenz
Charakteristisch sind Eiweißablagerungen (Lewy-Körperchen) im Gehirn, mit kognitiven und motorischen Symptomen.
Sekundäre Demenzformen
Wernicke-Korsakow-Syndrom
Kann bei Alkoholabhängigkeit und Mangelernährung aufgrund eines Thiamin-Mangels (Vitamin B1) auftreten; Patienten leiden unter Amnesie
Normaldruckhydrozephalus (NPH)
sog. „Altershirndruck“; geht mit allgemeiner Unsicherheit und Gleichgewichtsverlust einher; später folgt Demenz
Chronisch Traumatische Enzephalopahtie (CTE)
Entwickelt sich nach schweren Kopfverletzungen oder Schädel-Hirn-Traumata.
Endokrine Demenz
Kann bei Stoffwechselstörungen wie Schilddrüsenunterfunktion auftreten
u. v. m.

Diese Tabelle zeigt nur die gängigsten Demenzformen auf. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Arten und Mischformen.

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Häufige Formen der Demenz in der Übersicht

1. Alzheimer-Krankheit

Morbus Alzheimer ist eine hirnorganische Krankheit, bei der es zum Abbau der Nervenzellen im Gehirn und infolgedessen zu kognitiven Einschränkungen kommt. Erstmals beschrieben wurde die Erkrankung im Jahre 1906 von Alois Alzheimer.1

Häufigkeit:
Etwa 60 bis 70 Prozent aller Demenzkranken haben Morbus Alzheimer – es handelt sich somit um die häufigste Form von Demenz. Die meisten Betroffenen sind älter als 80 Jahre.3

Symptome:
Gedächtnis- und Orientierungsstörungen, Sprachstörungen, Störungen des Urteilsvermögens, Veränderungen der Persönlichkeit1

Ursachen:
Die Ursachen sind bislang nicht ausreichend geklärt. Eine wichtige Rolle bei der Krankheitsentstehung spielen aber Eiweißablagerungen im Gehirn (Amylase-beta14 und Tau-Fibrillen), die die Gehirnfunktion zunehmend stören.1, 2 Nervenzellen sterben nach und nach ab.

Diagnostische Besonderheiten:
Viele Demenz-Symptome werden erst rückblickend als solche erkannt. Die Diagnose erfolgt anhand von neuropsychologischen Tests sowie mithilfe bildgebender Verfahren (CT, MRT) und Nervenwasseruntersuchungen.1

2. Vaskuläre Demenz

Die Vaskuläre Demenz ist eine neurologische Erkrankung, die durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht wird und mit kognitiven Beeinträchtigungen einhergeht. Die Symptome ähneln denen der Alzheimer-Krankheit.7

Häufigkeit:
Die vaskuläre Demenz ist die häufigste Demenzform nach Morbus Alzheimer und macht etwa 15 Prozent aller Demenzfälle aus.7

Symptome:
u. a. Denkschwierigkeiten, allgemeine Verlangsamung, Stimmungsschwankungen.7

Ursachen:
Durchblutungsstörungen im Gehirn, die kleine Schlaganfälle, Hirnblutungen oder Gefäßschäden durch Arteriosklerose verursachen und die Nervenfasern schädigen; Risikofaktoren sind Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Diabetes, hohe Blutfettwerte, Übergewicht und Rauchen.7

Diagnostische Besonderheiten:
Vaskuläre Demenzen sind schwer von der Alzheimer-Krankheit abzugrenzen; bildgebende Verfahren können jedoch Aufschluss über Durchblutungsstörungen im Gehirn geben.7

3. Frontotemporale Demenz (FTD)

Die Frontotemporale Demenz ist eine Demenzform, die mit hirnorganischen Veränderungen im Stirn- und Schläfenlappen einhergeht und das Sozialverhalten, die Persönlichkeit sowie die sprachlichen Fähigkeiten beeinträchtigt4

Häufigkeit:
Drei bis neun Prozent aller Demenzkranken haben eine FTD.5

Symptome:
je nach Subtyp Verhaltensauffälligkeiten (Verhaltensvariante bvFTD) oder veränderte Sprache (Primäre Progression, PPA)4

Ursachen:
degenerative Veränderungen im Bereich des Frontal- und Temporallappens, genauer gesagt Ablagerungen von Pick´schen Körpern (krankhaften Proteineinschlüssen); als Auslöser werden Stoffwechselerkrankungen und Veränderungen im Erbgut vermutet .4

Diagnostische Besonderheiten:
FTD verursacht anfangs keine Gedächtnisstörungen, sondern Verhaltensauffälligkeiten und Sprachprobleme, die nicht auf Anhieb mit einer Demenzerkrankung in Verbindung gebracht werden.4

4. Parkinson-Demenz

Unter Parkinson-Demenz versteht man kognitive Beeinträchtigungen, die bei Parkinson-Erkrankten auftreten können.

Häufigkeit:
betrifft 30 bis 40 Prozent aller Parkinson-Patient:innen

Symptome:
verlangsamtes Denken und Sprechen, Wortfindungsstörungen, verminderte Aufmerksamkeit, Orientierungsprobleme, nachlassendes Gedächtnis, Persönlichkeitsveränderungen

Ursachen:
Bei Morbus Parkinson kommt es zum Abbau von Nervenzellen in der „schwarzen Substanz“ des Gehirns (Substantia nigra; nach Samuel Thomas von Soemmerring auch „Soemmerring-Ganglion“). Im weiteren Verlauf können auch Nervenzellen absterben, die das Acetylcholin regulieren. Ein Mangel an Acetylcholin kann kognitive Störungen zur Folge haben.

Diagnostische Besonderheiten:
Demenz bei Parkinson-Erkrankten beginnt häufig unbemerkt; erst dann, wenn der:die Betroffene mindestens zwei kognitive Einschränkungen hat, gilt die Parkinson-Demenz als diagnostiziert.8

5. Lewy-Körperchen-Demenz

Die Lewy-Körperchen-Demenz ist eine Demenzform, die durch Ablagerung sogenannter Lewy-Körperchen in den Nervenzellen des Gehirns gekennzeichnet ist. Benannt ist die Krankheit nach ihrem Entdecker Friedrich H. Lewy, einem Mitarbeiter von Alois Alzheimer.9

Häufigkeit:
Etwa fünf Prozent aller Demenzkranken haben eine Lewy-Körperchen-Demenz. Ein Viertel der Betroffenen ist jünger als 65.10

Symptome:
Gedächtnisstörungen, Verwirrtheit, Halluzinationen, Bewegungsstörungen; die Leistungsfähigkeit kann im Tagesverlauf stark schwanken

Ursachen:
Proteinreste aus Alpha-Synclein werden in den Nervenzellen eingeschlossen, vorrangig im Bereich des Großhirns. In der Folge kommt es zum Absterben der Nervenzellen.

Diagnostische Besonderheiten:
Die Symptome ähneln denen anderer Demenzformen, die Bewegungsstörungen können etwa auf die Parkinson-Krankheit hindeuten. Bei lebenden Menschen ist die Lewy-Körperchen-Demenz nicht eindeutig nachweisbar.9, 10

Aktuelle Entwicklungen in der Demenzforschung

Trotz vielversprechender Fortschritte in der Demenzforschung ist bislang kein Heilmittel gegen Demenz bekannt. Forscher:innen weltweit arbeiten jedoch unermüdlich daran, die Diagnostik zu verbessern und neue Therapieansätze zu entwickeln.

Je früher eine Demenzerkrankung diagnostiziert wird, desto besser stehen die Chancen, die kognitiven Fähigkeiten über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten. Wo Menschen an ihre Grenzen geraten, wird in Zukunft aller Voraussicht nach Künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz kommen. So zeigten die Tests einer Forschungsgruppe des Max-Planck-Instituts und des Universitätsklinikums Leipzig vielversprechende Ergebnisse: Die KI erkannte Muster in MRT-Bildern, die für seltene Demenzformen spezifisch sind, und könnte so den Weg zu einer frühen Diagnose ebnen.13

Zu den aktuellen Entwicklungen in der Therapie von Demenz zählen Antikörper-Wirkstoffe gegen die Alzheimer-Krankheit, die direkt auf die schädlichen Proteinablagerungen im Gehirn abzielen und den Krankheitsverlauf von Alzheimer-Patient:innen positiv beeinflussen können.15 Darüber hinaus werden gänzlich neue Wege beschritten – beispielsweise wird erforscht, auf welche Weise Entzündungsprozesse im Gehirn mit einer Demenz in Verbindung stehen und wie sie gestoppt werden können.12

Weitere Hintergrundinfos zum Thema Demenz

Die Alzheimer-Krankheit verläuft in mehreren Phasen. Symptome und Anzeichen werden zunehmend deutlicher. © iStock.com/Tero Vesalainen

Alzheimer Symptome & Anzeichen

Etwa 70 Prozent aller Demenzkranken leiden unter der Alzheimer-Krankheit – der mit Abstand häufigsten Form von Demenz. Mit welchen Symptomen die Erkrankung einhergeht, hängt dabei vor allem vom Krankheitsstadium ab. Bei den meisten Erkrankten beginnt Morbus Alzheimer schleichend und verschlechtert sich stetig, es gibt jedoch auch Fälle, in denen die Erkrankung einen wechselhaften Verlauf nimmt, der auch Phasen der Besserung umfasst.

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Die Frontotemporale Demenz (FTD; Pick-Krankheit) ist eine eher seltene neurodegenerative Erkrankung, die durch den fortschreitenden Abbau von Nervenzellen in den Frontal- und Temporallappen des Gehirns gekennzeichnet ist. © iStock.com/Alena Butusava

Frontotemporale Demenz: eine neurodegenerative Erkrankung

Bei der frontotemporalen Demenz (FTD) handelt es sich um eine eher seltene neurodegenerative Erkrankung. Sie wurde erstmals im Jahr 1892 von dem Prager Neurologen Arnold Pick beschrieben und wird daher auch als Pick-Krankheit bezeichnet. Der Begriff frontotemporale Demenz bezieht sich auf die Hirnbereiche, deren Nervenzellen durch FTD besonders in Mitleidenschaft gezogen werden: den Frontallappen (Stirnlappen) und den Temporallappen (Schläfenlappen).

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Quellen:

  1. https://www.deutsche-alzheimer.de/demenz-wissen/die-alzheimer-krankheit
  2. https://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/Alz/pdf/factsheets/Infoblatt2_neurobiologischen_Grundlagen_der_Alzheimer-Krankheit_.pdf
  3. https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/
  4. https://www.alzheimer-forschung.de/demenz/frontotemporale-demenz/
  5. https://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/Alz/pdf/factsheets/infoblatt11_frontotemporale_demenz.pdf
  6. https://www.deutsche-alzheimer.de/demenz-wissen/andere-demenzformen
  7. https://www.alzheimer-forschung.de/demenz/vaskulaere-demenz/
  8. https://www.alzheimer-forschung.de/demenz/parkinson-demenz/
  9. https://www.alzheimer-forschung.de/demenz/lewy-koerperchen-demenz/
  10. https://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/Alz/pdf/factsheets/infoblatt14_lewy-koerperchen-demenz_dalzg.pdf
  11. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/pflege/online-ratgeber-demenz/was-ist-demenz.html
  12. https://www.alzheimer-forschung.de/forschung/aktuell/
  13. https://www.mpg.de/19723976/0110-nepf-ki-erkennt-seltene-formen-von-demenz-149575-x
  14. Beta Amyloid Plaques
  15. Arzneimittel gegen Alzheimer: Kommt jetzt der Durchbruch?
  16. https://www.vdz.org/zukunftstechnologien/kuenstliche-intelligenz-pflege-demenz
  17. https://www.msdmanuals.com/de/heim/st%C3%B6rungen-der-hirn-r%C3%BCckenmarks-und-nervenfunktion/delirium-und-demenz/normaldruckhydrozephalus
  18. https://de.wikipedia.org/wiki/Wernicke-Korsakow-Syndrom
  19. https://www.alzheimer-forschung.de/demenz/chronisch-traumatische-enzephalopatie/#:~:text=Die%20Chronisch%20Traumatische%20Enzephalopathie%20(CTE,Punch%2DDrunk%2DSyndrom%20beschrieben.
  20. https://www.springermedizin.de/emedpedia/detail/klinische-neurologie/alzheimer-demenz-und-andere-degenerative-demenzen?epediaDoi=10.1007%2F978-3-662-44768-0_126

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