Impfstoff bietet 100 Prozent Schutz – Durchbruch in der Ebola-Forschung

Die Erprobung des Ebola-Impfstoffes rVSV-ZEBOV ist offensichtlich ein voller Erfolg. In Phase-III-Studien wurde nachgewiesen, dass die Probanden einen 100 prozentigen Schutz vor dem gefährlichen Ebola-Virus aufwiesen. Die Studien sollen fortgesetzt werden.

Die mit 4000 Teilnehmern angelegte klinische Studie in Guinea zeigt eindrücklich die Wirksamkeit des Impfstoffes rVSV-ZEBOV auf. Wie der an den Studien beteiligte amerikanische Arzneimittelhersteller Merck (MSD Sharp & Dohme) in einer Pressemitteilung bekannt gab, wiesen alle an der Studie beteiligten Menschen nach sechs bis zehn Tagen einen einhundertprozentigen Schutz gegen das Ebola-Virus auf. Die ausführlichen Studienergebnisse wurden in The Lancet veröffentlicht.

Die Ergebnisse sind Resultat einer Zwischenanalyse der Phase-III-Studie. „Das ist eine extrem positive Entwicklung“, kommentierte Dr. Margaret Chan, General-Direktorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), in einer Pressemitteilung. Ein wirksamer Impfstoff sei sehr wichtig für den immer noch anhaltenden Ausbruch sowie für künftige Epidemien. Auch die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ (MSF) bewertet die jüngste Entwicklung positiv. „Zum allerersten Mal gibt es Beweise für die Wirksamkeit eines Impfstoff, mit dem man Ebola bekämpfen kann”, sagte Dr. Bertrand Draguez, Medizinischer Direktor von MSF in Belgien in einem Interview.

Schwieriges Forschungsfeld Ebola-Forschung

Die Umsetzung der klinischen Studie ist für die Menschen in Afrika von großer Bedeutung und keine Selbstverständlichkeit. In der Vergangenheit war die Forschung an einem Heilmittel oder einem Impfstoff gegen Ebola sehr schwierig, da sich Ausbrüche nur auf wenige Fälle beschränkten. Experten hätten auch diesmal große Sorgen gehabt, dass die meisten Impfstoffe aufgrund der rückläufigen Erkrankungsfälle gar nicht in der zweiten und dritten Studienphase auf ihre Wirksamkeit getestet werden könnten, sagt Infektionsmedizinerin Prof. Dr. Marylyn Addo, die am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) Phase-I-Studien mit dem Impfstoffkandidaten geleitet hat. „Ich bin froh und positiv überrascht, dass diese Studien trotzdem Daten zur Wirksamkeit von rVSV-Zebov liefern konnten.“

Bei den klinischen Studien wurde eine schon länger nicht mehr verwendete Impfmethode angewandt. Bei der sogenannten Ring-Impfung werden ausschließlich Menschen geimpft, die in Kontakt mit den Patienten kommen – das sind Ärzte, Schwestern und weiteres Hilfspersonal. Ähnlich gingen Mediziner etwa beim Kampf gegen Pocken vor.

Studien mit Ebola-Impfstoff werden fortgesetzt

Nach dem überwältigenden Zwischenergebnis werden die Studien in Guinea fortgesetzt. Die Forscher erproben, ob sich mit Hilfe des Ebola-Impfstoffes eine Herdenimmunität herstellen lässt.

Die klinische Studie hatte im März dieses Jahres begonnen und wurde vor einigen Tagen vorläufig abgeschlossen. Bei der Fortsetzung der Studien sollen jüngere Probanden im Alter zwischen sechs und 17 Jahren teilnehmen. An den Studien beteiligt sind die staatlichen Behörden in Guinea, WHO, MSF, norwegische Gesundheitsbehörden sowie weitere internationale Partner wie das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Ebola-Epidemie grassiert weiter in Westafrika

Die bislang verheerendste Ebola-Epidemie hat in Westafrika mehr als 10.000 Todesopfer gefordert. Trotz intensiver Bemühungen, u.a. von internationalen Hilfsorganisationen, ist sie immer noch nicht beendet. Auch kommt es wieder zu neuen Ausbrüchen. “In der vergangenen Woche haben sich noch sieben Menschen infiziert”, erklärte Prof. Addo. Der Impfstoff werde im aktuellen Ausbruch keinen großen Einfluss mehr haben, zumindest wenn die Situation so bliebe. “Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass es immer wieder Phasen gab, in denen die Fallzahlen zurückgingen, dann aber wieder anstiegen”, erklärte die Infektiologin. Für künftige Ausbrüche ist die Entwicklung eines derartig hochwirksamen Impfstoffes daher unerlässlich.

Verwandte Nachrichten

Anmeldung: Abo des Pharma Fakten-Newsletters

Ich möchte per E-Mail News von Pharma Fakten erhalten: