Rund fünf Prozent. So hoch – oder so niedrig – war 1950 die Chance eines Patienten mit Multiplen Myelom (MM) fünf Jahre nach seiner Diagnose noch zu leben. Seitdem hat sich viel getan. Das Arsenal an Wirkstoffen gegen diese Form des Knochenmarkkrebses ist vor allem seit den 2000ern stark gewachsen. Ein US-amerikanisches Forscherteam um den Wissenschaftler und MM-Experten Rafael Fonseca hat dies zum Anlass genommen, die Auswirkungen auf die Überlebenszeit der Betroffenen zu untersuchen.
In der Studie „Survival gains in multiple myeloma from 2003 to 2014“ waren fast 15.000 Patienten eingeschlossen, die ihre Diagnose von 1998 bis 2002 erhalten hatten. Außerdem wurden fast 26.000 Menschen untersucht, bei denen das Multiple Myelom zwischen den Jahren 2010 und 2014 auftrat. Sie hatten „Zugang zu neueren Therapien wie Lenalidomid, Bortezomib, Pomalidomid und Carfilzomib“, heißt es in der Studie. Bei diesen Wirkstoffen handelt es sich entweder um sog. Immunmodulatoren, die auf das Immunsystem wirken und so das Wachstum der Tumoren hemmen. Oder aber um Proteasom-Inhibitoren, die durch die Blockade bestimmter Proteine den Tod der Krebszelle hervorrufen sollen.
Multiples Myelom: „Innovationswelle“
Das Ergebnis des Forscherteams ist eindeutig: „Das Gesamtüberleben war bei denjenigen MM-Patienten, die zwischen 2010 und 2014 diagnostiziert wurden, um 51 Prozent länger“. Laut der Wissenschaftler betrug die durchschnittliche Überlebenszeit (engl. mean survival ) der Patienten mit Zugang zu den neueren Therapien 2,27 Jahre mehr als bei jenen mit einer Diagnose von 1998 bis 2002. „Die Studie stellte […] eine kontinuierliche Verbesserung in der Überlebenszeit von MM-Patienten fest. Dies zeigt den beachtlichen Fortschritt, der gemacht wurde, seitdem die Innovationswelle im Bereich MM im Jahr 2003 ins Rollen kam“, schreiben die Forscher.
Derartige Ergebnisse erwecken große Hoffnungen in die Zukunft der MM-Behandlung. Und tatsächlich tut sich einiges: Laut des Berichts „Global Oncology Trends 2018“ des Beratungsunternehmens IQVIA wurden allein seit 2013 insgesamt fünf neue Wirkstoffe gegen diese Erkrankung weltweit zugelassen. Weitere sind in der Entwicklung: Darunter befinden sich auch CAR-T-Zelltherapien – ein ganz neuartiger Ansatz, bei dem bestimmte Immunzellen der Patienten gentechnisch so verändert werden, dass sie für den Kampf gegen den Krebs gerüstet sind.