Die europäische Forschungsinitiative CARE soll mit 37 Partnern die Entwicklung von COVID-19-Therapien beschleunigen – mit guten Erfolgsaussichten. Foto: ©iStock.com/rclassenlayouts
Die europäische Forschungsinitiative CARE soll mit 37 Partnern die Entwicklung von COVID-19-Therapien beschleunigen – mit guten Erfolgsaussichten. Foto: ©iStock.com/rclassenlayouts

CARE: Tempo machen für COVID-19-Therapien

Medikamente dringend gesucht: In Brüssel ist der Startschuss für eine COVID-19-Initiative gefallen, die es in dieser Größenordnung noch nicht gegeben hat. Nicht weniger als 37 Partner aus führenden Forschungseinrichtungen und Pharmaunternehmen wollen gemeinsam daran arbeiten, so schnell wie möglich Therapien gegen das Coronavirus zu entwickeln und verfügbar zu machen. Zudem geht es darum, so gut wie möglich gegen künftige Coronavirus-Ausbrüche gewappnet zu sein. Tatsächlich hat das Projekt CARE erstaunlich gute Erfolgsaussichten – aus einem ganz bestimmten Grund.

Seit Monaten suchen Forscher auf der ganzen Welt nach Ansatzpunkten für die Behandlung und Prävention von COVID-19. Um die Chancen auf Erfolg zu erhöhen, gibt es bereits mehrere Kooperationen – bei der Suche nach einem Impfstoff zum Beispiel zwischen Pfizer und dem Mainzer Unternehmen BioNTech. Was es bislang allerdings noch nicht gab, war eine weltumspannende Kooperation von vielen Partnern, die ihr Wissen über Corona zusammenführen, bündeln und daraus wirksame Therapien entwickeln. Genau das geschieht nun aber: 37 Teams aus akademischen und gemeinnützigen Forschungseinrichtungen und aus Pharmaunternehmen haben sich zu CARE zusammengeschlossen, einem Konsortium, das in den kommenden fünf Jahren mit geballter Kraft gegen COVID-19 vorgehen will.

Logo: Corona Accelerated R&D in Europe.
Logo: Corona Accelerated R&D in Europe.

CARE steht für: Corona Accelerated R&D in Europe – beschleunigte Corona-Forschung in Europa. Antoine Bril, Scientific Director of Public Affairs bei dem französischen Pharma-Unternehmen Servier, sagt über das Projekt: „Ziel von CARE ist es, im Kampf gegen die COVID-19 Pandemie wirksame Therapien mit einem guten Sicherheitsprofil zu identifizieren und neue Medikamente und Antikörper zu entwickeln, die speziell auf das SARS-CoV-2-Virus ausgerichtet sind.“ 

Dazu sollen zum Beispiel bestehende Therapien gegen andere Krankheiten auf ihre Wirksamkeit gegen das Coronavirus überprüft werden. Zudem wollen die Partner COVID-19 besser verstehen und nach Möglichkeiten suchen, nicht nur COVID-19 zu therapieren, sondern auch künftige Coronavirus-Erkrankungen.

Substanzen aus der Molekülbibliothek

Die einzelnen Partner bringen unterschiedliche Schwerpunkte in das Projekt ein. Servier zum Beispiel „stellt präklinische und klinisch einsatzbereite Substanzen zur Verfügung“, so Antoine Bril, „außerdem eine Reihe von Kleinmolekülen aus unseren Molekülbibliotheken.“ Ähnliches gilt für Boehringer Ingelheim, das antivirale Moleküle aus seinem ehemaligen HIV- und Hepatitis-C Portfolio für die Corona-Forschung bereitstellt – hinzu kommen ebenfalls Kleinmoleküle aus der unternehmenseigenen Molekülbibliothek. Die Substanzen dieser beiden Unternehmen und vieler weiterer Partner werden nun daraufhin überprüft, ob sie im Kampf gegen das Coronavirus eingesetzt werden können. Nach Laboruntersuchungen wird das Projekt die vielversprechendsten Arzneimittelkandidaten in klinischen Studien testen. 

Boehringer Ingelheim leitet im Rahmen von CARE die Entwicklung von virusneutralisierenden Antikörpern – sie könnten eine Grundlage für einen Impfstoff oder ein Medikament bilden. Clive R. Wood, Forschungsleiter bei Boehringer Ingelheim, sieht die Kooperation vor allem als „Dienst an der Gesellschaft. Wir werden in einem noch nie da gewesenen Geist der Zusammenarbeit schnell und entschlossen mit unseren Partnern aus akademischen Institutionen und der Industrie voranschreiten, um die beispiellose Bedrohung durch COVID-19 und andere ernstzunehmende Coronavirus-Erkrankungen zu meistern.“

Zusammengefasst basiert CARE auf drei Säulen:

  • Screening bestehender Arzneimittel im Hinblick auf ihre Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2.
  • Erforschung und Neuentwicklung kleinmolekularer Arzneimittel, die sich für den Einsatz gegen SARS-CoV-2 und künftige Coronaviren eignen.
  • Erforschung von Antikörpern, die das Virus neutralisieren.
Screening von Substanzen. Bild: © Boehringer Ingelheim
Screening von Substanzen. Bild: © Boehringer Ingelheim

Vorhandene Substanzen als Grundlage

Der Vorteil des Projektes besteht darin, dass die beteiligten Partner nicht ganz von vorne mit der Grundlagenforschung beginnen müssen, sondern dass sie sich auf bereits vorhandene und gut erforschte Substanzen stützen können. Das könnte die Erforschung von Corona-Medikamenten ebenso beschleunigen wie die Zusammenarbeit von Partnern mit unterschiedlichen Stärken. So stellen Pharma-Unternehmen zum Beispiel ihre Molekülbibliotheken zur Verfügung – gescreent werden die Substanzen dann unter anderem von Wissenschaftlern der KU Leuven, die zu den weltweit renommiertesten Universitäten zählt. 

Zu den 37 CARE-Partnern zählen unter anderem das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig, Universitäten in Frankfurt, Hamburg, Lübeck, Utrecht, Leuven und Edinburgh, die Bill & Melinda Gates Foundation sowie elf Pharma-Unternehmen – darunter neben den mittelständischen Unternehmen Boehringer Ingelheim und Servier auch große Konzerne wie Bayer, Novartis oder Pfizer.  

CARE wird von der Innovative Medicines Initiative (IMI) unterstützt, einer öffentlich-privaten Partnerschaft der Europäischen Kommission und der Europäischen pharmazeutischen Industrie (EFPIA). 

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