„Oft wird argumentiert, dass die Lebenserwartung auf der Welt nur deshalb stieg, da die Kindersterblichkeit sank“, schreibt der Ökonom Max Roser auf „Our World in Data“. „Wenn das wahr wäre, würde es bedeuten, dass wir zwar sehr viel besser darin geworden sind kleine Kinder vor dem Tod zu bewahren, aber nichts bezüglich des Überlebens älterer Kinder, Jugendlicher und Erwachsener erreicht hätten.“ Insgesamt hat sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts die Lebenserwartung eines Menschen bei Geburt von rund 40 Jahren auf über 81 Jahre verdoppelt.
Fortschritte in der Medizin: Jede Altersstufe profitiert
Noch nie in der Geschichte der Gesundheitsversorgung kam es zu einem derartigen Anstieg der Lebenserwartung wie in den vergangenen 150 Jahren – vorher stagnierte sie zwischen dreißig und vierzig Jahren. Natürlich hat sich der Erfolg bezüglich der Kindersterblichkeit positiv auf die gesamte Lebenserwartung ausgewirkt. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Die Grafik zeigt: Die Lebenserwartung steigt in allen Altersgruppen. Und da sind England und Wales (s. Grafik) nur ein Beispiel. „Das gilt für Länder weltweit“, so Roser. Im späten 19. Jahrhundert konnte eine Frau oder ein Mann im Alter von fünfzig Jahren mit einer Lebenserwartung von 71 Jahren rechnen. Heute hätten diese Menschen statistisch betrachtet gute Chancen mehr als zwölf Jahre länger zu leben. Und 20-Jährige können heutzutage sogar mehr als zwei Jahrzehnte älter werden als noch 1841.
Die gestiegene Lebenserwartung verdanken die Menschen unter anderem Fortschritten in der Medizin (Pharma Fakten berichtete). Die Einführung von Antibiotika mit dem Wirkstoff Penicillin, die fast vollständige Ausrottung der Kinderlähmung oder die Eliminierung von Pocken durch die Entwicklung von Impfstoffen sind nur einige Beispiele.
Coronavirus und die Lebenserwartung 2020
Auffällig ist der Ausschlag in der Grafik 1918. Hier verringerte sich aufgrund der Spanischen Grippe die Lebenserwartung bei Geburt kurzzeitig um 13 Jahre. Einstweilen kann zu den Auswirkungen der aktuellen Coronapandemie auf die Lebenserwartung der gesamten Weltbevölkerung keine Aussage gemacht werden, denn noch sind wir mitten in der Gesundheitskrise. Doch Daten aus Spanien zeigen einen Trend: Schon zu Beginn der Pandemie hatten Statistiker einen Rückgang der Lebenserwartung bei Geburt errechnet. Auf dem Höhepunkt – während zwei Wochen von Ende März bis Anfang April – betrug er etwa in Madrid bis zu 14,8 Jahre. Auf das ganze Jahr 2020 bezogen ist in Spanien mit einem Rückgang der Lebenserwartung um fast elf Monate im Vergleich zu 2019 zu rechnen.