AOK-Studie: Digitalisierung ohne digitale Kompetenz?

Rund der Hälfte der deutschen Bevölkerung fällt es schwer mit gesundheitsbezogenen digitalen Informationen und Angeboten umzugehen. Das zeigt eine repräsentative Studie des Bundesverbandes der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK).

Das deutsche Gesundheitssystem erlebt aktuell eine digitale Transformation (s. Pharma Fakten). Doch „während die Digitalisierung immer weiter voranschreitet, wächst die Gefahr, dass die Bürger nicht mehr mitkommen”, so Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes.

Nicht so einfach: Der Umgang mit digitalen Gesundheitsinfos

Die Studie der AOK mit 8.500 Frauen und Männern im Alter von 18 bis 75 Jahren bestätigt das: Rund die Hälfte der Befragten (52,4 Prozent) haben Schwierigkeiten mit dem Umgang gesundheitsbezogener digitaler Informationen und Angebote. 48,4 Prozent gaben an, nur schwer zwischen zuverlässigen und unzuverlässigen Informationen im Internet unterscheiden zu können.

Jüngere Bürger und Bürgerinnen, Frauen sowie Personen mit höherem Einkommen und höherer Bildung zeigen laut der Untersuchung tendenziell eine höhere digitale Gesundheitskompetenz. Das gilt auch für Menschen ohne chronische Leiden im Vergleich zu chronisch Kranken. „Generell weisen Personen mit sehr gutem oder gutem Gesundheitszustand eine höhere digitale Gesundheitskompetenz auf als Personen mit mittelmäßigem bis sehr schlechtem Gesundheitszustand“, heißt es im Studienbericht. Dabei sind letztere besonders stark darauf angewiesen, mit Gesundheitsinformationen gut umgehen zu können.

Immerhin: Mehr als ein Drittel der Befragten (38,7 %) greift mindestens einmal pro Woche auf Webseiten mit Gesundheitsinformationen zurück. Ein Viertel gab an, einmal oder mehrmals am Tag gesundheitsbezogene digitale Helfer wie Fitnesstracker zu nutzen. Verbesserungspotenzial ist da – so ließen sich teilweise die Rahmenbedingungen verbessern: Zum Beispiel sollten elektronische Hilfsmittel niederschwellig zugänglich und für jeden und jede einfach verständlich sein. Auch das kann letztlich zur Steigerung der digitalen Gesundheitskompetenz beitragen.

Digitale Gesundheitskompetenz?

Digitale Gesundheitskompetenz: Grundlage für elektronische Patientenakte, E-Rezept & Co. Foto: CC0 (Stencil)
Digitale Gesundheitskompetenz: Grundlage für elektronische Patientenakte, E-Rezept & Co. Foto: CC0 (Stencil)

Doch was genau ist eigentlich „digitale Gesundheitskompetenz“? Die AOK-Publikation gibt folgende Antwort: „Die allgemeine digitale Gesundheitskompetenz umfasst individuelle, soziale und technische Kompetenzen und Ressourcen, die für das Suchen, Finden, Verstehen, Bewerten und Anwenden digital verfügbarer Gesundheitsinformationen wichtig sind.“ Außerdem „berücksichtigt [sie] die kontinuierliche Weiterentwicklung digitaler Technologien. Sie soll die Bürgerinnen und Bürger befähigen, durch die Nutzung von digitalen Gesundheitsanwendungen ihre Selbstwirksamkeit zu erhöhen“. Dazu gehört neben den grundsätzlichen Fertigkeiten Lesen und Schreiben sowie dem richtigen Umgang mit Computern und Medien u.a. auch die Fähigkeit, gesundheitsrelevante Informationen sinnvoll für sich zu nutzen.

In einem sich wandelnden Gesundheitssystem sind die Studienergebnisse ernüchternd. Denn digitale Gesundheitskompetenz ist aus Sicht der AOK „eine entscheidende Schlüsselqualifikation“ für mündige Bürger und Bürgerinnen sowie Patienten und Patientinnen. Allen „den einfachen Zugang zu verlässlichen, qualitätsgesicherten und laienverständlichen Informationen zu ermöglichen“: Das ist, so heißt es im Bericht, „unabdingbare Basis“ dafür, dass die Menschen „Innovationen wie etwa die elektronische Patientenakte, das E-Rezept oder auch die bereits umgesetzten Videosprechstunden durch den niedergelassenen Arzt akzeptieren und für sich nutzen können“. Und es dürfte Voraussetzung dafür sein, dass die digitale Transformation patientenorientiert umgesetzt wird; sprich: auch wirklich dazu beiträgt, die Versorgung kranker Menschen zu verbessern.

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