Multiples Myelom: Auf der Suche nach Heilung

Die Diagnose Multiples Myelom kommt oft aus heiterem Himmel. Denn jeder Vierte ist zu diesem Zeitpunkt ohne Beschwerden. Die Chancen der Menschen mit dieser Form von Krebs haben sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht.

Wer in den 50er Jahren mit der Diagnose Multiples Myelom konfrontiert war, dessen Chance lag bei rund fünf Prozent, fünf Jahre später noch zu leben. Im Jahr 2014 ist es bereits mehr als jeder Zweite (66 Prozent). Heute beobachten Experten erste Beispiele von so genannten Komplett-Remissionen. Das bedeutet, dass die Krankheit im Körper der Betroffenen dauerhaft nicht mehr nachweisbar ist. Das ist beeindruckend für eine Krankheit, die als unheilbar gilt. 

Multiples Myelom ist eine seltene Erkrankung. Pro Jahr gibt es in Deutschland rund 7.000 Neuerkrankungen, bei Männern kommt sie ein wenig häufiger vor als bei Frauen (s. Grafik). Gleichzeitig ist sie der häufigste Knochenmarkkrebs in westlichen Ländern. Er entsteht, weil die Plasmazellen entarten. Plasmazellen entstehen im Knochenmark; sie gehören zur Gruppe der weißen Blutkörperchen und sind ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems. Entarten sie, können sie sich unkontrolliert vermehren. Andere, wichtige Zellen werden verdrängt. Der Weg zu einer zweifelsfreien Diagnose kann für die Menschen oft lang sein. Anfangs sind es eher unspezifische Symptome wie Müdigkeit und Appetitlosigkeit. Ist die Krankheit schon fortgeschritten, kommen Knochenschmerzen, bleierne Müdigkeit oder hohe Anfälligkeit für Infekte hinzu.

Den Arzneimittelforschern ist es in den vergangenen Jahrzehnten gelungen, ein ganzes Arsenal an Wirkstoffklassen zu entwickeln:

  • Zytostatika; sie sind Bestandteil der klassischen Chemotherapie. Sie wirken auf die sich teilenden Zellen.
  • Protease-Inhibitoren; sie blockieren die Proteasome (Proteine), was letztlich zum Tod der entarteten Zelle führen soll.
  • Immunmodulatoren; sie können das Immunsystem beeinflussen und damit das Tumorwachstum hemmen.
  • Monoklonale Antikörper; sie können sich an Strukturen der Myelom-Zellen heften und damit die eigene Körperabwehr aktivieren.
  • Immunsupressoren; sie können das Immunsystem unterdrücken, was eine wichtige Rolle bei der Stammzelltransplantation spielt, aber auch die Wirksamkeit anderer Medikamente steigern kann.
  • Histon-Deacetylase-Inhibitoren (HDAC-Inhibitoren); sie blockieren bestimmte Enzyme, die bei der Steuerung von Zellprozessen wichtig sind.

Außerdem spielen bei der Behandlung die Bestrahlung eine Rolle sowie die autologe Stammzellentransplantation. Bei letzteren handelt es sich um eine Hochdosistherapie, die sehr wirksam ist, aber den Nachteil hat, dass auch alle anderen Zellen des Knochenmarks angegriffen werden. Deswegen werden den Patienten anschließend Blutstammzellen transplantiert.

Die Gesamtprognose von Patienten mit multiplem Myelom hat sich gerade in der letzten Dekade erheblich verbessert. Daran ist gerade auch die Verfügbarkeit von Therapieoptionen maßgeblich verantwortlich. Denn die Erkrankung tritt nach einer erfolgreichen Behandlung fast unausweichlich erneut auf und wird dann zunehmend schwer zu therapieren. Therapieoptionen sind für Patienten mit dieser Krankheit ein lebensrettender Anker. Und wichtige Schritte zum großen Ziel: Der Heilung.

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