Masern in Europa: Deutschland unter den Top 5

Europa bekommt die Masern nicht in den Griff. Ein Grund dafür ist Deutschland. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) hat im europäischen Wirtschaftsraum (EU/EEA) zwischen 2016 und Ende März 2019 44.074 Masernfälle gezählt – ein deutlicher Zuwachs gegenüber dem vorherigen Berichtszeitraum (2012-2015).

Das ECDC spricht von einem Wiederaufleben der Masern in der Europäischen Union (EU) bzw. im Europäischen Wirtschaftsraum (EEA). Dafür, dass Masern innerhalb Europas zum Exportschlager zu werden drohen, sind in erster Linie fünf Länder verantwortlich: „Fünf EU/EEA-Länder, Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien und Rumänien sind endemisch für Masern. Die Übertragung ist etabliert und setzt sich fort. Alle anderen Länder der Region haben die endemische Übertragung unterbrochen“, heißt es in dem ECDC-Report. Auf insgesamt sechs Länder verteilen sich 88 Prozent der gemeldeten Fälle. Die mit Abstand meisten Erkrankungen weist Rumänien auf, gefolgt von Italien und Frankreich. Frankreich bekommt die Masern übrigens trotz Impfpflicht nicht in den Griff. „Die Zahl der Masernkranken lag im vergangenen Jahr fast 32-Mal so hoch wie 2016 vor dem Ausbruch“, schreibt die Ärzte Zeitung.

Gerade Säuglinge sind darauf angewiesen, dass die Gesellschaft die Erkrankung ernst nimmt. © Prostock-studio / stock.adobe.com
Gerade Säuglinge sind darauf angewiesen, dass die Gesellschaft die Erkrankung ernst nimmt. © Prostock-studio / stock.adobe.com

Die Grafik zeigt, dass die große Mehrheit der Masernfälle, nämlich insgesamt 78 Prozent, unter den Nichtgeimpften auftritt. Kinder unter fünf Jahre, auch das zeigen die ECDC-Zahlen, machen 38 Prozent der Fälle aus. Gerade Säuglinge sind darauf angewiesen, dass die Gesellschaft, in die sie hineingeboren werden, die Erkrankung ernst nimmt. Sie sind zwar nach der Geburt über mütterliche Abwehrstoffe zunächst gegen eine Infektion geschützt; dieser „Nestschutz“ lässt aber mit wachsendem Alter nach. Geimpft werden dürfen die Kleinen frühestens ab einem Alter von neun Monaten: Es „entsteht eine Lücke im Abwehrsystem (Immunitätslücke)“, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf ihrer Webseite impfen-info.de schreibt. „In dieser Zeit können Säuglinge vor einer Ansteckung geschützt werden, wenn mindestens 95 Prozent der Bevölkerung einen Schutz gegen Masern haben.“

Masern-Impfung: zu wenig – zu spät

Damit ist das Problem umschrieben – und vom Robert Koch-Institut auch hinreichend dokumentiert: Die im Jahr 2017 erhobenen Daten der Schuleingangsuntersuchungen zeigen, dass 97,1 Prozent die erste Impfung, aber nur 92,8 Prozent die zweite Masernimpfung bekommen hatten (Epid. Bull. Nr. 18 vom Mai 2019). Außerdem werden kleine Kinder in Deutschland zu spät geimpft (nachzulesen im Epid.Bull. Nr. 13 vom August 2018). „Die Gründe, warum sich Eltern fast immer für eine erste, weniger jedoch für eine (rechtzeitige) zweite Impfung entscheiden, sind vielfältig.“ Sie sind laut RKI weniger „in einer grundsätzlich impfkritischen Haltung” zu suchen. „Vielmehr wurden Impfungen auch immer wieder aus verschiedenen Gründen verschoben und dann vergessen.“ Auch mangelnde Aufklärung wird als Grund genannt. 

Das Risiko zu niedriger Impfquoten tragen u.a. Säuglinge und Kleinkinder.
 

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