CLL: Fortschritte in der Krebstherapie

Die Chronische Lymphatische Leukämie, kurz CLL, ist die in unseren Breitengraden am häufigsten vorkommende Blutkrebsart. Die Behandlungsmöglichkeiten der Erkrankung haben sich in den vergangenen Jahren stark verbessert.

Sie heißt auch die „Altersleukämie“ – die meisten Betroffenen sind bei Diagnose-Stellung über 70 Jahre alt. Die CLL macht rund ein Drittel aller Leukämieerkrankungen aus – rund 5.500 Menschen erhalten in Deutschland pro Jahr die Diagnose; in Europa sind es rund 20.000 Neuerkrankungen im Jahr. Weil sie eine Erkrankung des Blutes ist, ist der gesamte Körper betroffen. Entsprechend muss auch die Behandlung im ganzen Körper wirken. Dabei spielen bis heute Chemotherapien eine wichtige Rolle, aber das ändert sich gerade.

Verbessert werden konnten die Prognosen der Patienten in den vergangenen Jahren auch durch die Entwicklung neuer, zielgerichteter Therapien. Es sind CD20-Antikörper, BTK-, BCL2- oder PI3Kdelta-Inhibitoren, die in verschiedenen Kombinationen mit – und immer öfter auch ohne – Chemotherapie möglich machen, dass die CLL immer besser behandelbar ist. Diese Inhibitoren haben alle eines gemeinsam: Sie greifen in die Signalwege ein, die bei der Entstehung und Entwicklung von Krebs eine Rolle spielen:

  • CD20 ist ein Oberflächenprotein der B-Zellen. Es soll eine möglichst optimale Immunantwort der B-Zelle ermöglichen; sie machen zusammen mit den T-Zellen ein entscheidendes Element unseres Immunsystems aus. CD20 ist deshalb ein beliebtes Zielmolekül für monoklonale, biotechnologisch hergestellte Antikörper. Der erste wurde 2006 zugelassen und gilt in der Onkologie als Vorreiter der gezielten Therapie. Vertreter dieser Klasse gehören zur Standardbehandlung bei der CLL.
  • BTK steht für Bruton-Tyrosinkinase. Kinasen sind Enzyme und spielen eine zentrale Rolle bei der intrazellulären Signalübertragung in B-Zellen. Hier greift der BTK-Inhibitor ein. Studiendaten belegen, dass dieses Therapieprinzip der Chemotherapie überlegen ist.
  • Der erste BCL2-Inhibitor wurde 2016 zugelassen – er hemmt das Protein BCL2, mit dem sich eine Krebszelle gegen den Zelltod wehren kann.
  • Zudem steht ein so genannter PI3Kdelta-Inhibitor in der Behandlung der CLL zur Verfügung. Auch hier ist das Ziel ein Enzym, dass in der Signalübertragung eine Rolle spielt – er kommt u.a. bei Patienten zum Einsatz, die über eine bestimmte Mutation verfügen.
Die CLL ist immer besser behandelbar. © Alexander Raths-stock.adobe.com
Die CLL ist immer besser behandelbar. © Alexander Raths-stock.adobe.com

Wie sehr sich die Behandlung der CLL verbessert hat, zeigt eine erst kürzlich veröffentlichte Studie. Sie kombinierte einen CD20-Antikörper mit einem BCL2-Hemmer und verglich das mit einer Therapie von CD20-Antikörper plus Chemotherapie. Zwei Jahre nach Behandlungsbeginn sprechen 88,2 Prozent der Patienten immer noch auf die Therapie an (in der Vergleichsgruppe: 64,1%) – ihre Erkrankung ist in dem Zeitraum nicht vorangeschritten. Es ist eine clevere Kombination: Der Antikörper dockt auf der Krebszelle an, um ihren Tod einzuleiten. Damit der zelluläre Rettungsanker BCL2 nicht greift – sich die Zelle durch das Protein also nicht dem Tod entziehen kann – schlägt der BCL2-Inhibitor zu. Schon jetzt ist klar: Diese Studienergebnisse setzen neue Therapiestandards.

CLL: Die Chemotherapie verliert an Bedeutung

In der Behandlung der CLL verliert die Chemotherapie an Bedeutung. Der Vorteil der zielgerichteten Therapien: Sie sind besser verträglich, weil sie selektiv in krebsauslösende und -erhaltende Prozesse eingreifen – im Gegensatz zur Chemotherapie, die unspezifisch die Vermehrung sich schneller teilender Zellen hemmt. Frei von Nebenwirkungen sind sie aber trotzdem nicht.

Deshalb gilt auch bei der CLL: Die Erfolge der neuen Therapien sind kein Grund, um sich auszuruhen. Erstens ist die CLL mit den bis heute zur Verfügung stehenden Medikamenten nicht heilbar. Und zweitens: Allein schon die Entwicklung von Resistenzen – davon spricht man, wenn die Patientinnen und Patienten trotz einer zunächst erfolgreichen Therapie nicht mehr auf die Behandlung ansprechen – diktiert den Bedarf neuer Wirkansätze und -therapien.

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